Ricciardo gewinnt turbulenten Kanada-Grand-Prix

, 08.06.2014

Wunde Mercedes-Autos, heftige Unfälle und zum ersten Mal kein Mercedes-Sieger: Daniel Ricciardo gewinnt in Kanada vor Nico Rosberg und Sebastian Vettel

Der Große Preis von Kanada ist ein Rennen, das nicht nur eine Art Action-Garantie eingebaut hat - dank der nahe stehenden Mauern - sondern auch immer wieder für die eine oder andere Überraschung gut ist. Und so war das auch bei der diesjährigen Ausgabe, dem siebten Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft 2014.

Nach einem durch die Mercedes dominierten ersten Teil des Rennens, bekamen die Silberpfeile Probleme. Lewis Hamilton musste sein Auto sogar an der Box abstellen und aufgeben, kurz nachdem er für wenige Sekunden die Führung übernommen hatte. Teamkollege Nico Rosberg musste zittern, ob er die Führung mit seinem wunden Auto ins Ziel retten kann. Erst zwei Runden vor Schluss musste Rosberg die Führung dann doch noch abgeben.

Den Sieg in Montreal holte sich damit Daniel Ricciardo im Red Bull. Zum ersten Mal in dieser Saison gewann also kein Mercedes! Und für den Australier ist es der erste Formel-1-Sieg seiner Karriere. Nico Rosberg kam noch als Zweiter über die Ziellinie vor Sebastian Vettel im zweiten Red Bull.

Punkte gab es auch für Jenson Button im McLaren auf dem vierten Rang vor Nico Hülkenberg im Force India, Fernando Alonso im Ferrari, Valtteri Bottas im Williams, Jean-Eric Vergne im Toro Rosso, Kevin Magnussen im McLaren und Kimi Räikkönen auf dem zehnten Platz. Adrian Sutil wurde 13.

Punkte gab es ebenfalls für Felipe Massa im Williams, Nico Hülkenberg im Force India, Fernando Alonso im Ferrari, Jenson Button im McLaren, Valtteri Bottas im Williams und Jean-Eric Vergne im Toro Rosso auf Rang zehn. Kimi Räikkönen wurde im Ferrari vor Adrian Sutil im Sauber 13.

Zum Start des Rennens herrschten sommerliche Bedingungen. Bei Sonnenschein heizte sich die Luft auf rund 27 Grad auf, der Asphalt war beinahe 50 Grad heiß. Auf dem 4,361 Kilometer langen Kurs kommt es neben einer guten Höchstgeschwindigkeit vor allem auf stabile Bremsen an, wird doch nach Geraden immer wieder für Schikanen oder Haarnadelkurven abgebremst. Und neu in diesem Jahr: Angesichts des Spritlimits muss auch an dieser Front aufgepasst werden.

Rosberg und Hamilton duellieren sich - Marussia-Fahrer crashen

Hamilton erwischte den besseren Start und setzte sich vor der ersten Kurve neben Rosberg, lag leicht vorn. Doch der Deutsche fuhr innen und blieb auf der Ideallinie. Hamilton musste außen fahrend die Lenkung aufmachen und vom Gas gehen und nicht nur Rosberg, sondern auch Vettel passieren lassen.

Hinten im Feld krachte es: Max Chilton kam in der ersten Schikane ins Rutschen und traf ausgerechnet Teamkollege Jules Bianchi am Hinterrad. Bianchi krachte mit voller Wucht in die Mauer und auch sein Marussia-Teamkollege musste das Auto abstellen. Die Rennleitung schickte das Safety-Car auf die Strecke um die Autos zu bergen und Öl abzubinden.

Die Reihenfolge hinter dem Safety-Car: Rosberg vor Vettel, Hamilton, Bottas, Massa, Ricciardo, Vergne, Alonso, Räikkönen und Button auf Rang 10. Dahinter: Perez, Hülkenberg, Magnussen, Sutil, Grosjean, Kwjat, Maldonado, Kobayashi, Ericsson und Gutierrez. Hinter dem Safety-Car kam nur einer an die Box: Sauber-Fahrer Gutierrez.

Rosberg bleibt beim Restart vorn

In der achten Runde wurde das Rennen wieder freigegeben. Der Restart verlief ohne Zwischenfälle, Rosberg blieb vor Vettel, Hamilton, den beiden Williams und Ricciardo. Rosberg erhielt direkt den Funkspruch seines Teams: "Mit dem Benzin ist bis zum Rennende alles im grünen Bereich". Dank der Safety-Car-Phase konnte sich ein ausreichender Puffer "eingefahren" werden.

In der elften Runde war Vettel bereits seinen zweiten Rang los - Hamilton zog vor der letzten Schikane dank DRS locker am Weltmeister vorbei. In der 14. Runde steuerte der erste Fahrer die Box zum Reifenwechsel an, Button folgte einen Umlauf später, dessen DRS übrigens defekt war. Vettel suchte seine Mannschaft zusammen mit Massa (mit verpatztem Boxenstopp wegen defektem Schlagschrauber), Vergne, Magnussen und Sutil einen Umlauf später auf.

Spannung beim Mercedes-Boxenstopp

In der 19. Runde holte sich Rosberg neue Gummis ab, einen Umlauf später Hamilton. Und dabei wurde es spannend, denn Rosberg hatte sich direkt nach dem Stopp in der ersten Schikane einen Fehler erlaubt und wäre um ein Haar in die Mauer gerutscht. Doch es reichte für den Deutschen, er blieb vor seinem Teamkollegen. Zu diesem Zeitpunkt noch ohne Stopp in den Punkten: Perez - sogar auf den superweichen Reifen - und Hülkenberg im Force India auf Rang drei und vier sowie Maldonado auf Position acht.

In der 23. Runde steuerte Maldonado die Box an, mit ramponiertem Lotus. Die Abstände nach Runde 23: Rosberg 0,7 Sekunden vor Hamilton, 8,3 vor Perez, 11,8 vor Hülkenberg, 12,3 auf Vettel, 13,5 auf Bottas, 17,0 auf Ricciardo, 22,2 auf Alonso, 23,0 auf Massa und 25,0 auf Vergne auf dem zehnten Rang. Räikkönen Zwölfter (+28,4), Sutil 17. (+35,7).

Hamilton greift nach Rosberg

In der 25. Runde hatte Rosberg nur noch 0,5 Sekunden Luft auf Hamilton! In der 26. Runde musste Rosberg nach einem Verbremser in der letzten Schikane abkürzen - die Rennleitung leitete eine Untersuchung ein. "Gehe keine Risiken ein, gegen Nico läuft eine Untersuchung", funkte das Team Hamilton ins Ohr.

Vettel biss sich unterdessen immer noch die Zähne an Perez aus, der immer noch mit den superweichen Reifen ohne Stopp auf dem dritten Rang fuhr. Stattdessen schloss von hinten Bottas auf, der mit seinem Williams Druck auf den Weltmeister ausübte.

Rosberg wurde von seinem Team aufgefordert, etwas Benzin zu sparen. Keine einfache Aufgabe für den Führenden. Doch der Deutsche hatte auch Glück im Unglück, für das Abkürzen der Schikane erhielt er nur eine Verwarnung.

Die Mercedes-Fahrer werden langsamer!

In der 35. Runde - also zur Halbzeit - kam Perez an die Box und wechselte zum ersten Mal (!) die Reifen. Der Mexikaner wechselte von den superweichen auf die weichen. Vettel stoppte in Runde 37. - und kam hinter Perez und Ricciardo zurück. Hamilton meldete unterdessen seinem Team: "Ich verliere an Leistung, Jungs!". Rosberg funkte ebenfalls entsetzt: "Was ist los?". Denn auch er wurde langsamer. Beide Mercedes waren plötzlich um zwei Sekunden pro Runde langsamer als die Verfolger!

"Nico, beide Autos haben dasselbe Problem. Wir glauben nicht, dass wir es beheben können", so der Funkspruch an Rosberg, der sich in Runde 45 frische Reifen abholte. Hamilton folgte eine Runde später - und ging an Rosberg vorbei! Nicht jedoch an Massa, den das Team durchfahren lassen möchte.

Ausfall für Hamilton!

In der 46. Runde leistete sich Hamilton einen Verbremser - womöglich wegen eines Problems an der Bremse. Rosberg schlüpfte wieder durch und Hamilton musste die erste Schikane auslassen. Rechts hinten qualmte es aus dem Rad! Der Brite musste sein Auto an der Box abstellen. "Achte auf deine Bremsen, dein Teamkollege hatte ein Problem. Das Wichtigste ist jetzt, dass wir ins Ziel kommen", funkte das Team an Rosberg. Unterdessen kam Massa doch an die Box, somit ging Rosberg wieder in Führung, allerdings war er um fünf Sekunden pro Runde langsamer als Perez!

In der 52. Runde erhielt Rosberg vom Team die Info, dass sich die Temperatur der Bremsen erholt hat und er wieder etwas mehr Gas geben könne. Die Abstände in Runde 52: Rosberg +0,6 Sekunden auf Perez, +1,2 auf Ricciardo, +1,9 auf Vettel, +5,7 auf Hülkenberg, +6,7 auf Bottas, +7,0 auf Massa, +8,4 auf Alonso, +20,2 auf Button und + 23,5 auf Vergne auf dem zehnten Rang. Räikkönen nach Dreher 12. (+38,6). Sutil 14. (+63,2).

Rosberg muss schwer kämpfen

In der 54. von 70 Runden hatte Rosberg weiterhin 0,6 Sekunden Vorsprung auf Perez, es wurde schwer für den Deutschen, die Führung zu verteidigen! Zehn Runden vor Schluss hatte Rosberg 0,4 Sekunden Vorsprung auf Perez, 1,1 auf Ricciardo, 1,8 auf Vettel, der seinerseits begann, Angriffe auf den Teamkollegen zu starten. Doch der Champion kam nicht vorbei, musste sich stattdessen gegen Massa wehren, der von hinten kam.

In der 65. Runde meldete Perez über Funk ein Problem mit den Bremsen und musste Ricciardo passieren lassen! In der 69. Runde schnappte sich Ricciardo Rosberg und ging damit in Führung! Vettel schnappte sich Perez und kam auf den dritten Rang vor.

Horror-Unfall in der letzten Runde

In der letzten Runde noch ein schwerer Unfall: Perez und Massa kollidierten auf der Start- und Zielgeraden. Beide krachten mit voller Wucht in die Reifenstapel, konnten aber aus eigener Kraft aus ihren stark beschädigten Autos aussteigen. Massa war Perez auf den linken Hinterreifen gefahren, als sich der Mexikaner beim Überholmanöver des Brasilianers verteidigen wollte und nach links zog. Die Rennleitung schickte das Safety-Car auf das Auto, sodass das Rennen hinter dem Safety-Car beendet wurde.

Ausführlicher Rennbericht folgt an dieser Stelle in Kürze

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere Formel 1-News

Für Lewis Hamilton war der Kanada-Grand-Prix vorzeitig gelaufen

160 PS weniger: MGU-K sorgt für Silberschnecken

Eigentlich sahen die Silberpfeile schon wieder wie die sicheren (Doppel-)Sieger aus, doch ein ungewöhnliches Problem sorgte dafür, dass schon bald lange Mienen am Mercedes-Kommandostand zu sehen …

Sergio Perez ist nach Ansicht der Experten schuldlos gewesen am großen Crash

Massa & Perez nach dem Crash: Beide wohlauf, einer schuldig

Die gute Nachricht: Sowohl Felipe Massa als auch Sergio Perez haben sich bei ihrem Unfall in der Schlussrunde des Kanada-Grand-Prix am Sonntag keine ernsthaften Verletzungen zugezogen. Die FIA …

Nicht Vettel, sondern Ricciardo landete den ersten Red-Bull-Sieg 2014

Ricciardo geschockt: "Das ist lächerlich!"

Kanada ist offenbar ein gutes Pflaster für Premierensiege. Einst war es Lewis Hamilton, der auf dem Circuit Gilles Villeneuve seinen ersten Formel-1-Triumph einfuhr, am Sonntag glückte dieses …

Nico Hülkenberg hatte alle Hände voll zu tun, die Meute hinter sich zu halten

Hülkenberg gestresst: Abwehrriegel als beste Taktik

Viele Experten hatten Nico Hülkenberg in Kanada für das erste Karriere-Podium auf der Rechnung. Am Ende war es ein eher enttäuschendes Montreal-Wochenende für den Force-India-Piloten, der …

Adrian Newey hat sich nun auch längerfristig an Red Bull gebunden

Offiziell: Red Bull verlängert Vertrag mit Newey

"Auf absehbare Zeit" werde er bei Red Bull bleiben, hieß es Ende Mai von Adrian Newey - eine Reaktion auf Gerüchte, wonach Ferrari aktiv versucht habe, ihn abzuwerben. In der Zwischenzeit scheinen …

Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo