Ricciardo: Keine Angst vor Seriensieger Vettel

, 01.11.2013

Laut Christian Horner kann es "einschüchternd" sein, Kollege von Sebastian Vettel zu sein, aber Daniel Ricciardo nimmt's locker: "Möchte den besten Seb, den es gibt"

47 Mal hat Daniel Ricciardo bisher an einem Formel-1-Rennen teilgenommen, besser als Siebter (Schanghai und Monza 2013) war er aber noch nie. 2014 soll er Teamkollege von Seriensieger und -Weltmeister Sebastian Vettel werden, dem zuletzt nicht einmal Mark Webber das Wasser reichen konnte. Dabei hat der schon 212 Grands Prix auf dem Buckel, ebenso wie neun Siege und insgesamt 39 Podestplätze.

Die Rollenverteilung bei Red Bull für 2014 scheint also schon Monate vor dem Saisonbeginn festzustehen: Vettel ist die Nummer 1, soll den fünften WM-Titel hintereinander holen, und Ricciardo in erster Linie lernen - und vielleicht den einen oder anderen Achtungserfolg erzielen. "Er weiß, dass er große Fußstapfen zu füllen hat", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Gegen Sebastian Vettel anzutreten, ist eine ziemlich einschüchternde Aussicht - für jeden Fahrer. Aber Daniel ist ein junger Kerl mit jeder Menge rohem Talent, einem großartigen natürlichen Speed."

Und es hat schon viele gesetzte Nummer-2-Fahrer gegeben, die ihren vermeintlich übermächtigen Teamkollegen gleich einmal wachrütteln konnten. Gerhard Berger fällt einem da spontan ein, als er 1990 in Phoenix acht Zehntelsekunden vor seinem McLaren-Teamkollegen Ayrton Senna (5.) die Pole-Position holte; Eddie Irvine bei Ferrari, in Melbourne 1996 zwei Zehntelsekunden vor Michael Schumacher in der dritten Reihe, oder auch Jacques Villeneuve bei Williams, der im gleichen Grand Prix bei seiner Formel-1-Premiere vor Platzhirsch Damon Hill auf Pole-Position stand.

Berger, Irvine, Villeneuve... Ricciardo?

Allerdings gibt es bei all diesen Fällen eine Parallele: Letztendlich setzten sich die Superstars doch durch. Senna wurde 1990 Weltmeister, Berger nur WM-Vierter; Schumacher beendete die Saison 1996 als Dritter, Irvine als Zehnter; und Villeneuve forderte Hill zwar bis zum letzten Rennen heraus, musste sich dann aber doch mit 97:78 Punkten geschlagen geben. Ricciardo findet es "nicht beängstigend", nun in ähnlicher Konstellation gegen Vettel antreten zu müssen, aber er ist von dessen Leistungen beeindruckt: "Was Sebastian anstellt, ist phänomenal. Er ist in der Form seines Lebens. Alles läuft ziemlich glatt für ihn. Aber er verdient das."

"Er hat gute Starts, bleibt vorne und macht, was er machen muss. In der ersten Runde zieht er meist zwei Sekunden vom Rest des Feldes weg. Sie haben nie die Chance, in das DRS-Fenster zu kommen. Er macht alles richtig, aber das ist gut für mich", erklärt der 24-Jährige selbstbewusst. Denn auf dem Weg zum WM-Titel wird er eines Tages auch Vettel schlagen müssen: "Ich möchte den besten Seb, den es gibt. Nur so kann ich mich wirklich testen und sehen, wie gut der beste Daniel Ricciardo ist. Ich bin glücklich, dass er in richtig guter Form ist. Je größer die Herausforderung, desto mehr werde ich es genießen!"

Für Ricciardo spricht, dass er nichts zu verlieren hat: Kann er von Anfang an auch nur halbwegs mit Vettel mithalten, wäre das eine positive Überraschung. Hat er aber zunächst keine Chance, wird man ihm Zeit einräumen. Und: Als langjähriger Red-Bull-Kaderfahrer sind die Strukturen im Team nicht neu für ihn. "Daniel und Jean-Eric Vergne sind Red-Bull-Racing-Fahrer, ausgeliehen an Toro Rosso. Übrigens auch Daniil Kwjat", erläutert Teamchef Christian Horner. "Insofern stehen wir natürlich in Dialog, mit Daniel natürlich jetzt mehr, seit er sich auf den Wechsel von Toro Rosso zu Red Bull Racing vorbereitet."

Ricciardo schon jetzt gut ins Team integriert

"Aber zuerst muss er sich darauf konzentrieren, die Saison bei Toro Rosso zu Ende zu fahren, bevor er voll in unser Programm für nächstes Jahr involviert wird. Er kennt das Team ziemlich gut, war ja ein Mitglied des Juniorteams. Auch aus seiner Zeit bei Toro Rosso und als Ersatz- und Simulatorfahrer bei uns. Ich denke, dass er genau den richtigen Charakter und die richtige Herangehensweise hat, um das Beste aus dieser Erfahrung zu machen, um von Sebastian als Teamkollege zu lernen. Ich glaube ganz ehrlich, dass er nächstes Jahr für eine Überraschung sorgen kann", so Horner.

Ricciardo selbst, der aus den vergangenen vier Rennen nur einen WM-Punkt geholt hat, hat über 2014 "noch gar nicht groß nachgedacht", wie er sagt: "Natürlich freue ich mich darauf, aber ich komme an diese Strecke und konzentriere mich darauf, was ich an diesem Wochenende machen muss und wie wir in die Top 10 kommen können. Ich denke nicht dran, dass ich im kommenden Jahr hoffentlich um Siege fahre. Ich bin immer noch darauf konzentriert, die Dinge mit Toro Rosso gut zu beenden." Da geht es immerhin noch gegen Sauber um Platz sieben in der Konstrukteurs-WM.

Erst wenn dieses Kapitel nach Brasilien abgeschlossen ist, will sich Ricciardo auf seine neue Aufgabe konzentrieren: "Wir haben noch nicht viel gemacht, waren die vergangenen Wochen auf Achse", sagt er und kündigt an: "Nächste Woche werde ich in England sein, ein bisschen Arbeit im Simulator arbeiten, mich einfach einarbeiten. Nach Brasilien werde ich sofort zurück in England und bereit für den Wechsel sein. Ich werde tun, was getan werden muss, und dann über Weihnachten nach Hause jetten." Um ein letztes Mal Urlaub zu machen, bevor die große Aufgabe Vettel kommt...

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere Formel 1-News

Kimi Räikkönen bringt den Stein ins Rollen: Die Fahrergehälter werden zum Thema

Nicht bezahlte Fahrergehälter werden zum GPDA-Thema

Kimi Räikkönen sorgte am Freitagabend in Abu Dhabi mit seiner Drohung, in den USA und in Brasilien nicht mehr für Lotus an den Start zu gehen, für Schlagzeilen. Der WM-Dritte hat 2013 …

Der

Räikkönen hat die Nase voll: Kein Lotus-Gehalt, …

Bei Lotus kocht der Kessel über: Nachdem Kimi Räikkönen zunächst wegen ausbleibender Gehaltszahlungen nur maulte, droht der Finne jetzt, die Brocken komplett hinzuwerfen. Nach …

Sebastian Vettel war auch am Freitag in Abu Dhabi der schnellste Mann

Vettel: Gutes Tempo und der Duft von Abu Dhabi

Sebastian Vettel hat die Feierlichkeiten nach dem Gewinn seines vierten Titels beim vergangenen Grand-Prix-Wochenende in Indien gut überstanden. Am Freitag fuhr der Heppenheimer im zweiten Training der …

Lotus baut ein erstklassiges Auto, hat aber keine üppigen Finanzmittel

Der Ärmste fliegt: Entscheidet ein Quantum Zaster bei Lotus?

Noch vor einigen Wochen sprach die Formel-1-Welt vom Zweikampf zwischen Nico Hülkenberg und Felipe Massa um das vakante Lotus-Cockpit für die Saison 2014. In der Zwischenzeit scheinen die beiden …

Sebastian Vettel ist nicht zu bremsen: Red Bull gibt auch in Abu Dhabi den Ton an

Freitag: Vettel in Abu Dhabi Schnellster

Sebastian Vettel sicherte sich am Freitag in Abu Dhabi die Trainingsbestzeit für den Grand Prix der Vereinigten Arabischen Emirate. Mit einer Runde von 1:41.335 Minuten stellte der Deutsche nicht nur …

Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo