Red Bull hat in Monza Blut geleckt und visiert in Singapur den zweiten Saisonsieg an: Warum man auf der Power-Strecke sogar schneller war als Titelkandidat Ferrari
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Red Bull war in Monza die große Überraschung: Auf der Power-Strecke hatte kaum jemand Daniel Ricciardo und Max Verstappen auf der Rechnung, die durch Gridstrafen auf die Startplätze 13 und 16 zurückgeworfen worden waren. Doch trotz des Motorennachteils gelangt es dem "Aussie", durchs Feld zu pflügen und am Ende beinahe auf das Podest zu fahren. Nun hat der Sieger von Baku Blut geleckt: "Wir müssen in Singapur definitiv ein Podium anvisieren, aber tief drin streben wir einen weiteren Sieg an. Wir werden alles versuchen, um Ferrari oder Mercedes einen Sieg zu klauen."
Eine Kampfansage in Richtung der Titelkandidaten. Und auch Teamchef Christian Horner blickt guter Dinge in Richtung Nachtrennen: "Der Kurs dort sollte uns auf jeden Fall liegen. Der Motor ist dort ein bisschen wichtiger als in Ungarn oder Monaco, aber die Runde ist lang und es gibt viele Kurven, der Kurs ist wellig. Da waren wir in der Vergangenheit immer gut - warum nicht auch dieses Jahr? Und wer weiß, es könnte ja regnen."
Als Hauptrivalen hat die Scuderia im Stadtstaat Ferrari auf der Rechnung. "Sie haben ein sehr gutes Chassis", sagt der Brite. "Sie werden dort also richtig stark sein. Deswegen musste Mercedes unbedingt in Monza gewinnen, denn die nächsten paar Rennen sind Ferrari-Land. Hoffentlich können wir ihnen das Leben schwer machen."
Marko: Red Bull in Monza schneller als Ferrari
Ausgerechnet in Monza wäre dies fast gelungen. Verstappen war nach seiner Kollision mit Massa, bei der der rechte Vorderreifen beschädigt wurde, früh aus dem Kampf um die Spitzenplätze ausgeschieden, aber Ricciardo bot eine Show der Extraklasse. Hätte das Rennen ein bisschen länger gedauert, dann wäre Sebastian Vettel in ernsthafter Gefahr gewesen, denn der Red-Bull-Pilot kam am Ende in Riesenschritten näher, holte rund eine Sekunde pro Runde auf.
"Auf diesem Kurs ist es für uns ein tolles Ergebnis, das zweitstärkste Auto zu haben", lobt Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko gegenüber 'Sky' Ricciardos vierten Platz. Doch wo wäre er gelandet, wäre er nicht vom Startplatz 16 losgefahren, sondern wie ohne Motorenstrafe von Platz drei? "Ich glaube, wir wären in einem respektablem Abstand zu Mercedes gewesen und hätten beide Ferrari hinter uns gelassen", ist der Österreicher überzeugt.
Ursache dafür ist für die Red-Bull-Entscheidungsträger nach wie vor ganz klar die Renault-Antriebseinheit. "Wenn man den Fahrern beim Debriefing zuhört, dann wird schon klar, was uns immer noch fehlt und wo wir die Zeit verlieren, das Chassis hat aber speziell auf dieser Strecke sehr gut funktioniert", sagt Horner. "Mercedes war auf dieser Strecke eine Klasse für sich. Da erübrigt sich jegliche Diskussion, wie das aktuelle Kräfteverhältnis in der Formel 1 aussieht, was die Motorleistung angeht." Der Red Bull habe aber vor allem bei Nässe, wo die Motorleistung nicht so eine große Rolle spielt, hervorragend funktioniert.
Warum funktionierte der RB13 ausgerechnet in Monza?
Doch wie ist es Red Bull gelungen, trotz des Motorennachteils in Monza so schnell zu sein, zumal es noch in Spa hieß, dass Ferrari auf schnellen Strecken große Fortschritte gemacht habe? Zeigt der ursprünglich auf wenig Luftwiderstand ausgerichtete RB13 nun seine Vorzüge? "Ich glaube nicht, dass es damit zu tun hat", schüttelt Horner den Kopf. "Wir haben das Auto stark entwickelt und deutlich verändert."
Man habe so eine gute Mischung aus Abtrieb und wenig Luftwiderstand gefunden. "Man hat auch gesehen, wie stark das Auto auf der Bremse ist", sieht der Teamchef eine weitere Stärke des RB13. "Vor Daniels Überholmanöver gegen Kimi war er ewig weit weg."
Hätte man die Gridstrafen verschieben sollen?
Ein weiterer Schlüssel war, dass das Paket für wenig Abtrieb in Italien deutlich besser funktionierte als in Belgien. "Dort hatten wir ein bisschen zu wenig Abtrieb, aber im Vergleich zu unseren Konkurrenten konnte man sehen, dass unser Heckflügel sehr schlank war, um eine ordentliche Höchstgeschwindigkeiten zu erreichen, während die anderen woanders ihre Vorteile haben", erklärt Horner. Bei der Entwicklung des Pakets ordnete man alles dem Thema Höchstgeschwindigkeit unter. Mit Erfolg, wie das Ergebnis zeigt.
Wäre Red Bull also nachträglich besser beraten gewesen, die Gridstrafen nicht in Monza anzutreten, sondern auf einer Strecke, auf der man weniger konkurrenzfähig ist? Horner ist anderer Meinung: "Das war strategisch der richtige Ort, um diese Strafen zu nehmen. Das bringt uns in eine bessere Lage für die kommenden Rennen, wo wir hoffentlich konkurrenzfähig sein werden."
Zudem geht er davon aus, es nicht das letzte Mal in dieser Saison sein wird, dass seine Piloten in der Startaufstellung Strafen akzeptieren müssen: "Ich hoffe aber, dass wir uns den Ort dafür strategisch aussuchen können."