In Sao Paulo steht Daniel Ricciardo nach zwei Jahren vor seinem letzten Rennen für Toro Rosso - Rückblickend lobt er seinen bisherigen Teamchef Franz Tost
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Toro Rosso ist die einzige echte Nachwuchsschmiede in der Formel 1. Seit 2006 gönnt sich Red Bull den Luxus, mit einem zweiten kleineren Team in der Königsklasse anzutreten, um sich eigene Fahrer heranzuzüchten. Bisher ging der Plan auf: Sebastian Vettel, der zwei Jahre lang für die Scuderia unterwegs war und ihr 2008 sogar den bis heute einzigen Sieg bescherte, stieg 2009 zur großen Schwester auf und holte seitdem vier Weltmeisterschaften für Red Bull. Mit Daniel Ricciardo schafft nach dem anstehenden Brasilien-Grand-Prix ein weiteres Eigengewächs den Sprung zum Topteam.
All dies läuft unter der Obhut von "Ausbilder" Franz Tost, der von Beginn an die Fäden zieht. Als Teamchef führt der Österreicher die Nachwuchstalente aus dem Red-Bull-Juniorteam in die Formel 1 ein, und hilft ihnen, erste Erfahrungen auf der großen Bühne zu sammeln und sich zu entwickeln. Ricciardo, der zwei Jahre lang für Toro Rosso unterwegs war, sieht in Tost den idealen Teamchef für Formel-1-Rookies: "Ich glaube schon. Also ich war zumindest sehr zufrieden. Er hat zu Beginn keinen übermäßigen Druck auf uns aufgebaut, er hat uns einfach ermutigt, als ich in das Team kam."
Als Mensch sei Tost ein sehr angenehmer Typ: "Ich denke, wenn du Franz außerhalb der 'normalen' Formel-1-Umgebung kennenlernst, also vielleicht in seinem Büro in Faenza, ist er ein ganz anderer Typ, als der, den die Leute sehen. Er ist wirklich ein sehr sanftmütiger, witziger Kerl", findet der 24-Jährige. "Er hat mir Geschichten in den vergangenen zwei Jahren erzählt, bei denen ich mich vor Lachen bepisst habe. Er überrascht dich einfach - du würdest nicht erwarten, dass so etwas von ihm kommt."
Auch das Arbeitsverhältnis zu ihm als Teamchef sei für einen Fahrer sehr angenehm: "Er ist super, er war immer ehrlich zu mir. Er erklärt uns genau, was er von uns erwartet und was er haben will", berichtet der Australier. "Aber es ist auch nicht so, dass das einer Einbahnstraße gleichen würde. Er fragt uns ebenso nach unseren Meinungen. Ich denke, er ist sehr fair und verständnisvoll für alle möglichen Situationen. Ich glaube, wir hatten ein paar nette Jahre zusammen."
Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko sei da schon ein anderes Kaliber, gibt Ricciardo auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com' lachend zu: "Ja, du bekommst etwas mehr Aggressionen von Helmut ab, aber du weißt ja, wie du das zu nehmen hast. Franz bringt einem die Dinge manchmal mit einer etwas anderen Strategie rüber", schmunzelt er. "Am Ende des Tages sagen dir aber beide, was du zu tun hast, und ich denke, beide Arten funktionieren ganz gut. Ich stimme manchmal mit Helmut überein und genauso stimme ich manchmal mit Franz überein. Der Mittelweg dürfte der beste sein."