Daniel Ricciardo blickt seiner Aufgabe als künftiger Red-Bull-Pilot gelassen entgegen und hat bereits ein Rezept für mögliche Kritik parat
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Seit Anfang September steht fest: Daniel Ricciardo hat das Rennen um das zweite Red-Bull-Cockpit beginnend mit der Saison 2014 gewonnen. Warum hat sich das bald viermalige Weltmeisterteam rund um Teamchef Christian Horner für den 24-jährigen Australier als Nachfolger für Mark Webber entschieden?
"Ein paar Rennen vor dem Sommer kam Christian zu uns und sagte, dass wir uns in einer wichtigen Phase der Saison befinden. Das gleiche kam von Doktor Marko", erinnert sich Ricciardo in Bezug auf die Wichtigkeit des Toro-Rosso-Teamduells mit Jean-Eric Vergne. "Uns war klar, dass wir unter Druck standen. Sie wollten nun wirklich sehen, dass wir das Maximum herausholen."
"Für mich lief es in den Q3-Sitzungen wirklich gut und ich habe da und dort Punkte geholt. Ich würde sagen, dass meine Performance in dieser Phase der Saison besser war als die von JEV. Das war, glaube ich, aus ihrer Sicht der ausschlaggebende Grund", so Ricciardos Vermutung, warum er und nicht Vergne das Red-Bull-Cockpit erhalten hat.
Ratschläge von Mark Webber
Auf eine andere Frage hat der junge Australier allerdings keine Antwort: "Ich habe keine Ahnung, warum sie mich gegenüber Kimi vorgezogen haben." Der angesprochene Räikkönen wurde ebenfalls lange als möglicher neuer Teamkollege von Sebastian Vettel gehandelt, nur neun Tage nach der Red-Bull-Bekanntgabe pro Ricciardo aber als neuer Ferrari-Teamkollege von Fernando Alonso präsentiert.
So ist es also Ricciardo, der seinen 13 Jahre älteren Landsmann Webber bei Red Bull ablöst. Bevor sich der Routinier in Richtung Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) verabschiedet, hat er seinem Nachfolger noch den einen oder anderen Rat mit auf den Weg gegeben. "Ich habe mit ihm gesprochen und er hat mir ein paar Ratschläge gegeben, aber nichts zu kompliziertes. Er hat im Grunde nur gesagt, dass ich den Platz erhalten habe, weil ich es verdiene und dass ich einfach so weitermachen soll", sagt Ricciardo.
Keine Angst vor Druck und Kritik
"Natürlich ist der Druck in einem solchen Team größer, aber ich soll versuchen, mich da nicht zu sehr hineinzusteigern. Ich soll einen Schritt nach dem anderen machen, immer weiter lernen. Seiner Meinung nach habe ich es bislang richtig gemacht. Es gebe keinen Grund, meine Herangehensweise zu verändern", so der Red-Bull-Neuzugang in Bezug auf seine Unterhaltung mit Webber.
Für den zu erwartenden Druck an der Seite eines mehrfachen Weltmeisters zu fahren, fühlt sich Ricciardo jedenfalls vorbereitet. "Klarerweise wird die Kritik heftiger sein. Wenn ich nicht gewinne und man von mir erwartet, dass ich gewinne, dann muss ich damit zurechtkommen." In diesem Zusammenhang glaubt der 24-Jährige das richtige Rezept parat zu haben. "Ich würde sagen, dass es mir sehr leicht fällt abzuschalten. Das ist wichtig. Wenn dir diese Dinge ständig durch den Kopf gehen, dann sorgt das für zusätzlichen Stress", so Ricciardo.
Was das Verhältnis zu Vettel betrifft, will Ricciardo zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht zu weit in die Zukunft blicken. "Meine Beziehung zum Team und zu Seb ist meine Sache, das muss ich selbst herausfinden", sagt er und lobt die "enormen Fähigkeiten" seines zukünftigen Teamkollegen: "Mir fällt auf, dass er jedes Mal einen guten Start hat, wenn er auf der Pole steht. Er denkt nicht an die Weltmeisterschaft. Er ist sehr entspannt, wenn er im Auto sitzt und er weiß, was zu tun ist. Auf diese Herausforderung freue ich mich. Er ist sehr ruhig, ein sehr cleverer Kerl."