Rosberg oder Hamilton: Wer Nummer eins, wer Bauernopfer?

, 02.06.2013

Niki Lauda macht keinen Hehl daraus, Sebastian Vettel gern im Mercedes zu sehen, doch wer würde für ihn geopfert? Für Nico Rosberg hat sich das Blatt gewendet

Nico Rosberg ist der Mann der Stunde in der Formel 1. Nach drei Pole-Positions in Folge und nun auch seinem ersten Saisonsieg für Mercedes in Monaco hat er seinen unglücklichen Saisonstart vergessen lassen. Das Erstaunlichste ist jedoch, dass er den Spieß im teaminternen Duell mit Lewis Hamilton umdrehen konnte. Schließlich gilt der Weltmeister von 2008 als eines der größten Talente überhaupt in der Königsklasse. Das sieht auch der Manager von Adrian Sutil, Manfred Zimmermann, so: "Nico ist für mich die Überraschung der Saison. Wie er Lewis im Griff hat, zeigt, dass Michael Schumacher in den vergangenen drei Jahren gar nicht so schlecht war", lobt er gegenüber 'Auto Bild motorsport' .

Nun hat Mercedes möglicherweise bald ein wahres Luxusproblem. Immer wieder lässt Niki Lauda, Aufsichtsratsvorsitzender der Silbernen, durchblicken, dass er an einer Verpflichtung Sebastian Vettels Interesse hat. Ungeniert hatte er bereits Anfang Mai gegenüber 'Bild am Sonntag' gesagt: "Ich möchte gerne weitertreiben, was Haug angefangen hat." Norbert Haug ehemaliger Motorsportchef von Mercedes, hatte bereits mehrfach vor seinem Abgang versucht, den Heppenheimer in einen Silberpfeil zu setzen. Erst in Monaco hatte Lauda Vettel erneut in ein Gespräch verwickelt, "Niki hat es wieder versucht", machte sich Red-Bull-Teamchef Christian Horner anschließend lustig.

Was die Vertragssituation angeht, könnte Vettel theoretisch wohl ab 2015 für Mercedes fahren. Allerdings hat Rosberg vergangenes Jahr bis Ende 2015 verlängert, Hamilton wurde sogar erst in diesem Jahr geholt. Die Frage ist deshalb: Wen würde Mercedes für den dreifachen Weltmeister opfern? Bis vor einigen Wochen schien die Antwort klar: Nico Rosberg. Nachdem der aber kürzlich ebenfalls berechtigtes Interesse am internen Nummer-eins-Status angemeldet hat, könnte sich das Blatt gewendet haben.

"Wenn ich mich entscheiden müsste", sagt deshalb Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger, "würde ich Rosberg in jedem Fall behalten. Der hat das Kräfteverhältnis seit Saisonbeginn mehr als umgedreht." Selbst Hamiltons Landsmann Damon Hill, der 1996 mit Williams Weltmeister wurde, sieht Vorteile beim Deutschen: "Nico geht in aller Ruhe seiner Arbeit nach und macht nicht viel Lärm darum. Wenn Lewis ihn schlagen will, muss er seine Denkermütze aufsetzen und Nico genau beobachten."

Generell packt die englische Presse Hamilton derzeit nicht gerade mit Samthandschuhen an. Neben diversen Fragen um das Teamduell gegen Rosberg, die den 28-Jährigen noch halbwegs kalt lassen, stört ihn vor allem die Kritik an seiner glamourösen Lebensweise. Trotzdem sieht Ex-Formel-1-Fahrer Marc Surer im Teamduell noch immer Vorteile bei Hamilton: "Da Niki Lewis Hamilton ja gerade erst von McLaren zu Mercedes geholt hat, muss in seinen Gedankenspielen Rosberg derjenige sein, der dann für Vettel gehen muss."

Falls Vettel also tatsächlich irgendwann zu Mercedes wechseln würde, könnte die Luft für Rosberg trotz seines aktuellen Formhochs dünn werden. Das hat der gebürtige Wiesbadener aber anscheinend verstanden. Denn wenn er so weiter fährt, dürfte auch bald die Konkurrenz ihrerseits die Fühler nach ihm ausstrecken.

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