Für Ex-Formel-1-Teamchef Ross Brawn fehlt der Königsklasse ein Leitfaden für die Zukunft: Es wird bislang zu viel reagiert, zu wenig zielführend agiert
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Die Formel 1 wird sich in der Saison 2017 in neuem Gewand auftreten. Die Autos sollen unter anderem mit breiteren Rädern und deutlich erhöhtem Abtrieb für mehr Spektakel sorgen. Ist dies das Allheilmittel in Zeiten, in denen die Formel 1 konstant an Zuschauern verliert? Die Beobachter sind sich uneins. Ex-Teamchef Ross Brawn meint, dass für eine erhebliche Verbesserung der Situation ein Plan mit klaren Strukturen vorhanden sein müsste.
"Einen solchen Plan braucht es. Es frustriert mich wirklich, dass solch eine Marschroute wirklich nie vorhanden zu sein scheint", kritisiert der Brite im Gespräch mit 'ESPN'. Der Name Ross Brawn war zuletzt mehrfach gefallen bei den Spekulationen um die künftige Struktur der Formel 1 unter den neuen Mehrheitseignern von Liberty Media. Bislang ist jedoch Bernie Ecclestone immer noch der alleiniger Lenker der Szene. Und der Formel-1-Boss macht weiter wie bisher.
"Es ist mir alles zu reaktiv", sagt Brawn. "Aus meiner Sicht wäre es gut für die Formel 1, wenn man mal einen klar strukturierten Plan erstellen würde, der darstellt, wo man in drei oder fünf Jahren eigentlich stehen möchte. Bernie kümmert sich um den Sport, er hat ganz sicher auch die kommerzielle Seite immer genaustens im Blick. Ihm geht es halt darum, die Erträge für die Teams und für die Teilhaber zu maximieren." Genau dieser Ansatz sei ihm selbst recht fremd.
"Mein Stil ist eigentlich genau gegenteilig", so der frühere Ferrari-Boss von Michael Schumacher. "Ich habe die strukturierte und pragmatische Herangehensweise eines Ingenieurs. Vielleicht ist auch mein Ansatz falsch", sagt Brawn. Er habe seine Ideen mehrfach gegenüber Ecclestone geäußert. "Ich habe ihn bestimmt oft genervt, weil ich bei meinen Standpunkten geblieben bin, während andere das nicht immer taten. Gut möglich, dass ich ihn damit manchmal irritiert habe."