Motorenchef Taffin erklärt den Zwist mit dem Lieblingskunden für beendet und gibt der "Politik" sowie dem Misserfolg die Schuld an den Missstimmungen von 2014
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Selbst in der solidesten Ehe fliegen manchmal die Fetzen und es wird mit Scheidung gedroht. Das Phänomen erlebten Red Bull und Renault in der vergangenen Saison, als es für die Österreicher insbesondere zu Beginn des Jahres überhaupt nicht lief. Mittlerweile seien die Wogen geglättet, versichert Remi Taffin im Gespräch mit 'f1i.com': "Das hatte mehr mit Politik zu tun als mit etwas Technischem", blickt der Renault-Motorenchef auf die Kabale zwischen Milton Keynes und Viry zurück.
Taffin meint, dass infolge der ausbleibenden, aber gewohnten Spitzenresultate eines zum anderen geführt hätte: "Es gab Spannungen wegen der durchwachsenen Ergebnisse und der einsetzenden Frustration. Es gab Missverständnisse und die Kommunikation war manchmal problematisch." An der Rennstrecke hätten jedoch stets alle Beteiligten an einem Strang gezogen und würden das auch weiterhin noch tun, betont er: "Statt gegenseitigen Schuldzuweisungen, die immer kontraproduktiv enden."
Erster Schritt zu mehr Harmonie ist logischerweise ein besserer Antriebsstrang, den Renault für 2015 in petto haben will. Dabei soll sich auszahlen, dass die Franzosen Red Bull zum Quasi-Werksteam erklärt haben und außer Schwestermannschaft Toro Rosso keinen Kunden mehr beliefern. Taffin spricht von Rennsiegen. Es hätte Gründe gehabt, dass der Testauftakt in Jerez keine Glanzleistung war. Er räumt ein: "Wir waren meiner Meinung nach 1,5 Sekunden zurück, was unser reines Tempo betrifft."
Kopieren von Mercedes-Technik kommt nicht infrage
Angeblich hätte Renault bewusst den Antriebsstränge schonen lassen, um Kilometer abzuspulen. Doch mit dem "Sandbagging" - wie das bewusste Zurückhalten von Performance im Fachjargon genannt wird - soll in dieser Woche Schluss sein: "In Barcelona gehen wir einen Schritt weiter, konzentrieren uns auf den Leistungsaspekt des Motors und erkunden die Grenzen", verspricht Taffin mit Blick auf die am Donnerstag beginnende zweite Runde der Wintertests auf dem Circuit de Catalunya.
Der Formaufbau soll in bedächtigem Tempo vonstatten gehen, zumal Red Bull noch nicht auf die Teile zurückgreift, die für den Renneinsatz angeliefert werden: "Wir fahren noch nicht mit dem Material, das uns in Melbourne zur Verfügung stehen wird", so Taffin. "Wir sind derzeit erst bei 80 oder 90 Prozent, wollen uns langsam steigern und werden die 100 Prozent erst zum Auftakt erreichen." Dass Red Bull in Andalusien mehr Probleme hatte als Toro Rosso, beunruhigt den Franzosen nicht.
Unterschiedliche Einbauweisen von Teilen im RB11 und im STR10, darunter der Ladeluftkühler, seien der Grund. Taffin verspricht wie Geschäftsführer Cyril Abiteboul, mit Entwicklungspunkten, den Token, so zu haushalten, dass Leistungssprünge noch im Herbst möglich sind: "Wir werden uns Asse im Ärmel behalten", blickt er voraus, ohne Mercedes-Technik kopieren zu wollen: "Ihr Design ist ein ganz anderes. Wir haben uns entschieden, diesen Weg nicht zu gehen und mit unserer Erfahrung unser eigenes Konzept zu optimieren." Gemeint ist die Anordnung der Komponenten, mit der die Silberpfeile eine effizientere Kühlung erreichen.