Mit einem weinenden Auge verfolgt der ehemalige Teamchef Peter Sauber die Saison seines alten Teams von zuhause aus - Hülkenberg sieht er aber als Verstärkung
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"Das hatten wir uns so nicht vorgestellt." - Peter Sauber muss erst einmal tief durchatmen nach dem missglückten Saisonstart für Sauber. Während Rookie Esteban Gutierrez noch kein Bein auf die Erde bekommt, wird Teamkollege Nico Hülkenberg von Problemen wie dem Benzinsystem-Desaster in Melbourne geplagt - und von einem wenig konkurrenzfähigen C32. "Wir sind von den Rundenzeiten her nicht dort, wo wir es erwartet hatten", meldet sich nun auch der ehemalige Teamchef und Gründer Peter Sauber im 'SonntagsBlick' zu Wort.
"Seit dem ersten Rennen haben wir laufend Veränderungen vorgenommen und dabei auch Fortschritte erzielt. Aber noch hat uns das bisher nicht entscheidend nach vorne gebracht", sieht der Schweizer derzeit wenig Anlass zur Freude. Gerade einmal fünf Punkte hat Sauber nach den Überseerennen auf dem Konto - Konkurrent Force India deren 26. "Das liegt weit hinter unseren Erwartungen zurück", muss der 69-Jährige, der sein Amt vor dieser Saison an Monisha Kaltenborn abgegeben hat, einräumen.
Daher nimmt er nun die Fahrer in Schutz, die nichts für ihr Dienstgefährt können. Nach Saubers Ansicht stellt besonders Nico Hülkenberg eine Verstärkung für das Team dar. Der Emmericher hat bisher alle fünf Punkte für das Team eingefahren. "Er bringt genau das, was wir von ihm erwartet haben: Er ist nicht nur schnell, sondern auch effizient, und er liefert den Ingenieuren wertvolle Informationen", lobt Sauber den Deutschen. "Es liegt nun am Team, ihm ein Auto zu geben, mit dem er regelmäßig ins Top-10-Finale vorstoßen und um vordere Plätze kämpfen kann."
Keine Diskussion um Gutierrez
Gleiches kann er von Esteban Gutierrez derzeit nicht behaupten. Der Mexikaner ist zu häufig in Zwischenfälle verwickelt und tut sich in der Königsklasse noch erheblich schwer. "Natürlich sind wir mit seinen bisherigen Resultaten nicht zufrieden, genauso wie der Mexikaner selber auch nicht", so Sauber. "Aber das führt bei uns nach vier Rennen zu keiner Fahrerdiskussion. Esteban erhält vom Team die volle Unterstützung, damit er sein Talent in Resultate umsetzen kann. Wir haben ihn ja nicht umsonst seit mehreren Jahren gefördert."
Das Thema bringt den ehemaligen Teamchef gleich zu einem anderen Punkt: "Das Beispiel Esteban zeigt auch, wie schwierig es heutzutage für Rookies ist, in der Formel 1 Fuß zu fassen", nimmt er den Neuzugang in Schutz. "Das Hauptproblem bildet dabei die Tatsache, dass sie vor ihrem Einstieg kaum zum Einsatz in einem Formel-1-Auto kommen." Deshalb finde er die Idee gut, die seit einiger Zeit diskutiert wird: "Rookies sollen am Freitagmorgen einen zusätzlichen Satz Reifen erhalten, der es ihnen erlaubt, mehr Runden zu drehen. Das würde das Problem nicht ganz lösen, aber etwas entschärfen."
Hoffnung Europaauftakt
Doch derzeit müssen Gutierrez und das Team ohne die Regelung zurechtkommen. Der Europaauftakt markiert immerhin meist den Punkt, ab dem Nachwuchspiloten die Strecken aus früheren Serien kennen und ein wenig Anschluss finden. Das bringt natürlich auch Hoffnung für Sauber, obwohl Bahrain gezeigt hat, dass es keine Erfolgsgarantie bringt, die Strecke zu kennen - immerhin fuhr Gutierrez 2012 in der GP2 gleich vier Rennen in Bahrain.
Sauber kann aber auf einen anderen Fakt hoffen: Dass in Barcelona alle Teams mit einem großen Update kommen, was das Feld noch einmal gehörig durchmischen kann. Denn auch beim Team aus Hinwil hat man Neuerungen im Gepäck: "Wir werden jetzt auch zum GP von Spanien einige Modifikationen am Auto haben und hoffen natürlich, dass diese (inklusive eines neuen Heckflügels) ihre Wirkung nicht verfehlen", so Peter Sauber. "Ich bin überzeugt, dass das Potenzial des C32 noch lange nicht ausgeschöpft ist."