Volkswagen hat Peter Sauber eine Absage erteilt, Monisha Kaltenborn schließt eine Partnerschaft mit einem Automobilhersteller aber nicht grundsätzlich aus
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Der kurze Flirt zwischen Formel-1-Teamchef Peter Sauber und dem Volkswagen-Konzern ist offenbar beendet. Zwischen dem zum damaligen Zeitpunkt finanziell angeschlagenen Rennstall aus Hinwil und VW vermittelte im Winter Jürgen Hubbert, und im Rahmen des Auto-Salons in Genf kam es im März tatsächlich zu einem Treffen zwischen Sauber und VW-Vorstandschef Martin Winterkorn.
Doch nun bestätigen mehrere Quellen, unter anderem auch aus dem Wolfsburger Umfeld, dass VW Sauber ebenso wie zuvor schon McLaren eine Absage erteilt hat. Zwar sollen die Schweizer ihre Forderungen im Zuge der Gespräche reduziert haben, doch VW bleibt beim bisherigen Credo: "Derzeit kein Interesse an der Formel 1." Der von Sauber angebotene Kaufpreis soll laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' deutlich unter 100 Millionen Euro gelegen haben und einem recht hohen Stand an Verbindlichkeiten gegenüberstehen.
Sauber-Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn hatte zuletzt am Rande des Grand Prix von Ungarn versucht, den Gerüchten um einen "Sommerflirt" zwischen ihrem Team und VW Wind aus den Segeln zu nehmen: "Wir wurden über ein Meeting gefragt. Wir haben bestätigt, dass dieses Treffen beim Automobilsalon in Genf stattgefunden hat. Das ist alles, mehr gibt es nicht zu sagen. Wir befinden uns nicht in weiteren Gesprächen", stellte sie in Budapest klar.
Sauber nicht grundsätzlich gegen einen Werkspartner
Die unrühmliche Trennung von BMW spielte bei all dem übrigens keine Rolle, aber: "So, wie die Situation jetzt ist, sind das reine Spekulationen. Daran möchten wir uns nicht beteiligen", winkt Kaltenborn beim Thema VW ab. Gleichzeitig räumt sie ein: "Wenn wir unsere Konkurrenzfähigkeit verbessern wollen, muss es eines unserer Ziele sein, einen starken Partner zu haben. Es kommt auf die Stärke dieses Partners an."
"Wir haben mit einem Partner aus dem Automotiv-Bereich unsere Erfahrungen gemacht, aber wir hatten auch davor schon starke Partner, die nicht aus dem Automotiv-Bereich kamen", sagt sie. "Für uns geht es darum, welchen starken Partner wir haben und welche Strategie wir gemeinsam entwickeln können. Ob das Volkswagen sein wird oder nicht, ist eine andere Geschichte - das hängt von den Bedingungen ab, auf die man sich einigen kann oder nicht. Aber wir sprechen definitiv nicht mit ihnen."
Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' gibt es bei VW in Wolfsburg weiterhin Kräfte, die sich ein Formel-1-Engagement gut vorstellen können - Wolfgang Dürheimer beispielsweise hat in der Vergangenheit immer wieder medial mit diesem Thema gespielt. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats jedoch, Ferdinand Piëch, lehnt die Formel 1 entschieden ab, obwohl er sein Studium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich 1962 mit einer Arbeit über Formel-1-Motoren abgeschlossen hat.
V6-Turbo ab 2014: Noch kein Vertrag mit Ferrari
Sauber wird auch 2013 mit Ferrari-Motoren fahren, obwohl unbestätigten Gerüchten zufolge auch bei den Italienern Rechnungen offen sein sollen. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass Ferrari als treuer Sauber-Lieferant angefragt haben soll, ob man gegen einen Preisnachlass den Windkanal in Hinwil nutzen könnte - was bei Recherchen durch 'Motorsport-Total.com' zwar von Quellen auf keiner der beteiligten Seiten bestätigt, aber auch nicht dementiert wurde.
Kaltenborn bestätigt lediglich, dass es für 2014 "keinen Vertrag" mit Ferrari gibt, "aber es ist naheliegend, dass wir zuerst zu unserem derzeitigen Motorenpartner gehen werden, denn wir haben eine lange gemeinsame Geschichte. Aber es ist alles offen, denn ich glaube, sie selbst wissen auch nicht viel mehr über bestimmte Bedingungen", sagt die Österreicherin. Als Alternativen zu Ferrari sind für 2014 sonst nur Mercedes und Renault denkbar.
Letztendlich sind für Teams wie Sauber, die finanziell momentan einen schweren Stand haben, auch die Kosten für den ab 2014 neuen V6-Turbo ein Thema. Diese werden vermutlich über den jetzt üblichen acht Millionen Euro pro Jahr (ohne Getriebe und KERS) liegen. "Wir haben klar gemacht, dass der finanzielle Aspekt sehr wichtig für uns ist", gibt Kaltenborn zu. "Wir wollen nicht zurück zu den Zeiten, als man so viel mehr Geld für die Motoren bezahlen musste."