Nach dem Geplänkel zwischen Red Bull und Fernando Alonso soll Ferrari nun an Kimi Räikkönen interessiert sein - Wie ernst meinen es die Topteams wirklich?
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Das Transferkarussell in der Formel 1 kommt langsam auf Touren: Laut 'Bild' soll nun Ferrari dem Lotus-Piloten Kimi Räikkönen am Donnerstag vor dem Grand Prix von Ungarn ein Angebot gemacht haben. Von einer Jahresgage in Höhe von 15 Millionen Dollar ist die Rede - plus Prämien sowie Unterstützung seiner Motocross- und Eishockey-Teams.
Das Angebot kommt überraschend, denn der Finne gab 2009 nach drei Jahren bei der "Scuderia" seinen Rückzug aus der Formel 1 bekannt, obwohl sein Vertrag noch für 2010 gegolten hätte. Obwohl Räikkönen 2007 bei den Italienern seinen einzigen WM-Titel feierte, endete die Ära unrühmlich - gezeichnet von Kommunikationsproblemen. Der "Iceman" lebe doch "auf seinem eigenen Planeten", hatte Teamchef Stefano Domenicali damals geätzt.
Doch nach einem geglückten Comeback steht der damals lustlose Räikkönen in der Formel 1 wieder hoch im Kurs: Neben dem Ferrari-Angebot steht er auch bei Red Bull auf der Liste, auch wenn dort vieles auf eine Beförderung von Juniorpilot Daniel Ricciardo aussieht, Lotus würde den 33-Jährigen gerne behalten.
Transferpoker als Machtspiel?
Das Räikkönen-Angebot von Ferrari ist eine weitere Episode im aktuellen Transfergeplänkel der Topteams: Am vergangenen Wochenende gab es plötzlich Gerüchte über einen möglichen Wechsel Fernando Alonsos von Ferrari zu Red Bull, obwohl der Spanier einen Vertrag bis Ende 2016 besitzt.
Auslöser war ein Treffen von Alonsos Manager Luis Garcia-Abad mit Christian Horner. Inhalt des Gesprächs ist unbekannt, aber Garcia-Abad, der mit Spaniens Rallye-Legende Carlos Sainz in der Energy Station von Red Bull eintraf, ist gleichzeitig Manager von Red-Bull-Juniorpilot Carlos Sainz jr.. Das könnte darauf hindeuten, dass sein Sohn, der vor zwei Wochen beim Young-Driver-Test in Silverstone im Einsatz war, Anlass für das Gespräch war.
Worüber auch immer geredet wurde - die Parteien wussten die Signale im Nachhinein für ihre Zwecke zu benutzen. Für Red Bull waren diese eine optimale Gelegenheit, um den ohnehin schwächelnden Erzrivalen Ferrari weiter zu destabilisieren und somit für Sebastian Vettel den Weg zum vierten Titel freizumachen.
Und auch das Alonso-Lager goss Öl ins Feuer: Der Spanier, der wegen der mäßigen Performance seines Boliden unglücklich ist, deutete gegenüber spanischen Reportern an, dass er sich einen Red-Bull-Boliden zum Geburtstag wünsche - ein Tritt in den Hintern des stolzen Ferrari-Team. Ferrari-Boss Luca di Monezemolo ließ dies nicht lange auf sich sitzen und kritisierte seinen Starpiloten, der bisher nur mit Glase-Handschuhen berührt wurde, erstmals öffentlich: Statt "Polemik" solle dieser "Demut und Entschlossenheit" zeigen.
Ferrari bemüht sich nach Scharmützel um Ruhe
Fakt ist, dass es Ferrari nach einem guten Saisonstart auch dieses Jahr nicht schafft, über die gesamte Saison konkurrenzfähig zu sein. Das stößt Alonso sauer auf, der seit 2006 einem dritten WM-Titel hinterherfährt - er fordert von seinem Team endlich ein Siegerauto. Dafür habe man in Maranello Verständnis, sagt nun ein Ferrari-Sprecher gegenüber 'Autosport' und spielt damit das interne Scharmützel der vergangenen Tage herunter.
"Di Montezemolo ist der erste, der die Forderung unseres Fahrers, so schnell wie möglich ein konkurrenzfähiges Auto zu bekommen, unterstützt. Er versteht Fernandos Frust nach dem herausforderndsten Rennen des Jahres. Er ist sein oberster Unterstützer, und er hat vollstes Vertrauen in ihn", heißt es aus dem Ferrari-Hauptquartier. "Seine Worte muss man als Motivationsspritze sehen, um das Team zu inspirieren und in Hinblick auf unser gemeinsames Ziel zu einen."
Ferraris Kampf gegen Windmühlen
Di Montezemolo scheint aber selbst nicht mehr so ganz davon überzeugt zu sein, dass der Titel mit der aktuellen Mannschaft möglich ist. Darauf deutet die Verpflichtung von Ex-Lotus-Mann James Allison hin, der als zweiter Technikchef neben Pat Fry fungieren soll.
Er soll Ferraris Dauer-Problemzone Aerodynamik in Zukunft endlich in den Griff kriegen. Wie bei Fry, der mit Alonso bei McLaren arbeitete, kreuzten sich auch Allisons Wege bereits mit dem Ex-Weltmeister - und zwar in der erfolgreichen Renault-Ära, wo Alonso seine zwei WM-Titel eingefahren hatte.
Doch der Input des britischen Neuankömmlings wird vermutlich kaum reichen, um schon diese Saison im Titelduell die Wende zu bringen. Deshalb machte Ferrari bereits in der Woche nach dem mäßig erfolgreichen Ungarn-Grand-Prix Überstunden in Magny Cours: Mit einem 2011er-Auto und Pirelli-Demonstrationsreifen absolvierte man einen Test - um endlich die Korrelationsprobleme mit dem Windkanal auszumerzen. Daran knabbert das einst so erfolgreiche Traditionsteam inzwischen seit drei Jahren.