Schumacher: "Die Formel 1 ist viel spannender als früher"

, 27.08.2012

Michael Schumacher feiert am Wochenende in Spa ein weiteres Jubiläum und spricht über sein Debüt vor 21 Jahren, Nervosität sowie die aktuelle Formel 1

Ähnlich wie im letzten Jahr wird Michael Schumacher auch ganz abgesehen von einem möglichen positiven Rennergebnis in Spa-Francorchamps etwas zu feiern haben: Der Mercedes-Pilot wird auf dem belgischen Traditionskurs seinen insgesamt 300. Grand Prix bestreiten. Es könnte gar keinen passenderen Ort für dieses Jubiläum geben: 1991 gab Schumacher sein Formel-1-Debüt in den Ardennen, gewann dort insgesamt fünf Mal, darunter auch sein erster Formel-1-Sieg überhaupt, weshalb er Spa liebevoll sein "Wohnzimmer" nennt.

"Spa ist immer ein Höhepunkt. Es wird auch dieses Mal etwas Besonderes sein, denn ich werde dort mein 300. Formel-1-Rennen bestreiten", so Schumacher, der in dieser Woche auch feierlich zum Ehrenbürger der Stadt Spa ernannt wird. "Spa ist klasse, denn es hat den Anschein, dass dort ziemlich viele interessante und spannende Dinge geschehen. Ich habe gute Erinnerungen an diesen Kurs und freue mich schon sehr darauf."

An den Kurs hat der Deutsche allerdings nicht ausschließlich positive Erinnerungen: Legendär ist das Rennen im Jahr 1998, als Schumacher in Führung liegend im strömenden Regen im Ferrari David Coulthard überrunden wollte, dem Schotten in der dichten Gischt jedoch ins Heck fuhr und anschließend als Dreirad zurück an die Box fahren musste. Schumacher verlor dadurch praktisch den WM-Titel.

1991 kam Schumacher direkt aus der Sportwagen-Weltmeisterschaft in die Formel 1 und ersetzte bei Jordan Bertrand Gachot, der nach einem Übergriff auf einen Taxifahrer ins Gefängnis musste. Schumacher schlug sich als Neuling sensationell: Im Qualifying belegte der Deutsche auf Anhieb Platz sieben, im Rennen fiel er allerdings nach knapp 500 Metern mit einem Getriebeschaden aus.

Kaum Nervosität beim Formel-1-Debüt

Im Vorjahr feierte Schumacher in Spa sein 20-jähriges Formel-1-Jubiläum. Seit dem Jahr 1991 ist der 43-Jährige nicht nur 20 Jahre, 91 Siege und sieben Weltmeister-Titel älter geworden, sondern natürlich auch erfahrener. "Natürlich ist da jetzt mehr Routine", sagt Schumacher der 'Bild'-Zeitung. Jedoch seien die Anspannung und die Nervosität in gewissen Momenten heute noch ähnlich. Bei seinem Formel-1-Debüt muss sich die Nervosität allerdings in Grenzen gehalten haben, durchfuhr er doch im Freien Training die ultraschnelle Eau-Rouge-Bergauf-Passage direkt mit Vollgas.

Wie kein anderer kann Schumacher die heutige Formel 1 - der Deutsche gab 2010 nach einer dreijährigen Auszeit sein Comeback - mit der von damals vergleichen. Er erlebte praktisch alles mit: Tankverbot, verschiedene Reifentypen und Aerodynamiken und nicht zuletzt die Einführung und Abschaffung diverser Fahrhilfen wie Traktionskontrolle und Startautomatik. Zuletzt musste sich der Mercedes-Pilot an das Energierückgewinnungssystem KERS sowie DRS gewöhnen.

"Ich finde Fortschritt immer gut", lautet Schumachers Kommentar zu den neuen Systemen, die manch einen Fernsehzuschauer aufgrund ihrer Komplexität abschrecken dürften. "Das Leben ist Fortschritt. Für uns Rennfahrer bedeutet er, schneller zu fahren und darum geht's bei uns."

In der Auszeit waren auch schonmal Bier und Pommes drin

In seiner drei Jahre langen Auszeit vom hektischen Formel-1-Alltag genoss es der Kerpener vor allem, Dinge zu tun, die ihm vorher verwehrt gewesen waren. Denn nachdem er vor allem als junger Fahrer komplett auf Alkohol und fettige Speisen verzichtete ("Ich dachte lange, sie würden mich langsamer machen"), gönnte er sich in der freien Zeit auch das ab und an.

"In erster Linie habe ich die Freiheit genossen", so Schumacher über sein vorübergehendes Rentnerdasein. "Mal nicht über Trainingspläne nachzudenken, die eine oder andere Pommes zu essen, das ein oder andere Bier zu trinken. Du bist als Rennfahrer ja permanent mit dir und der Formel 1 beschäftigt, zumindest bin ich so veranlagt. Ich wollte einfach mal alles loslassen. Ich habe mich mal um das Familien-Unternehmen Schumacher gekümmert. Da gibt's auch ganz leicht einen Acht-Stunden-Tag."

Froh sei er heute darüber, dass er nun aufgrund des herrschenden Testverbots nicht mehr so viel Zeit an den Testrecken verbringen müsse, was ein wichtiges Argument für sein Comeback gewesen sei: "Unter diesen Bedingungen wie früher, als ich 10.000 Testkilometer abgespult habe, hätte ich sicher nicht mehr unterschrieben. Die Balance zwischen der Freiheit, die für mich inzwischen sehr wichtig geworden ist, und dem, was ich an Arbeit investiere, die muss schon stimmen."

Formel 1 nicht zu komplex: "Der Fan kann sich informieren"

Die neuen Systeme finde er nicht zu komplex, denn: "Der Fan kann sich gut informieren. Wir haben aber extrem viele Überholmanöver. Wir haben viel mehr Spannung als früher." Eine Sache habe sich jedoch geändert: "Die Abstände sind knapper geworden. Früher konnte ich meinem Teamkollegen über eine Sekunde aufbrummen, und heute redest du von ein paar Zehnteln - wenn du Glück hast."

Das Glück ist in dieser Saison bislang nicht auf Schumachers Seite: Zahlreiche technische Defekte und teils unverschuldete Kollisionen warfen den ehemaligen Ferrari-Piloten mehrfach aus dem Rennen. In Monte-Carlo fuhr Schumacher sogar die schnellste Rundenzeit im Qualifying, wurde aufgrund einer selbst verschuldeten Kollision beim vorherigen Grand Prix allerdings strafversetzt. Momentan liegt Schumacher mit 29 Punkten auf dem zwölften Rang der Weltmeisterschaft.

Ob Schumacher in seinem "Wohnzimmer" Spa am Wochenende der Durchbruch in diesem Jahr gelingen kann, bleibt abzuwarten. An einen ganz großen Erfolg glauben die Fans in Deutschland offenbar nicht: Laut einer Umfrage von 'Motorsport-Total.com', bei der insgesamt 2.730 Leser ihre Stimmen abgaben, glauben 41,36 Prozent daran, dass Schumacher in Spa ein paar Punkte einfahren kann, 22,31 Prozent glauben an einen Podestplatz, während 20,07 Prozent sogar mit einer Nullnummer des Deutschen rechnen. Mit einem Sieg rechnen aber immerhin 16,26 Prozent.

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