Schumacher: Grand-Prix-Sieger mit einem "Fallschirm"

, 07.12.2012

Der Rekord-Weltmeister hält Teamgeist und stetige Fortschritte für das Erfolgsgeheimnis - Nach Comeback ein "reiferer und entspannterer" Mensch

Michael Schumacher illustre Karriere hatte mehr Höhen als Tiefen. Doch auch der Mann, der in der Formel 1 alle Rekorde brach, fing eines Tages klein an - nämlich 1991 bei Jordan. Im Gespräch mit dem niederländischen TV-Sender 'RTL7' erinnert sich der heute 43-Jährige an seine Anfänge in der Königsklasse des Motorsports. "In der Formel 1 geht es immer vorwärts. Einzusteigen ist nicht mehr so einfach wie früher, aber so ist das in jedem professionellen Sport", erklärt Schumacher mit Blick auf sein Debüt.

Doch es ging steil bergauf für den Kerpener. Schon 1992 feierte er seinen ersten Grand-Prix-Erfolg im Benetton, zwei Jahre später setzte er sich mit einem alles andere als sauberen Manöver gegen Damon Hill die erste Krone auf. "Wir hatten damals nicht so viel Motorleistung, aber ein gutes Paket - ganz speziell 1994", denkt Schumacher zurück. "Es hat gezeigt, dass es nicht immer nur um Pferdestärken, sondern um Dinge wie Fahrbarkeit und Spritverbrauch geht. Die Aerodynamik nicht zu vergessen."

Erfolgsgeheimnis Teamgeist

Nach einem weiteren Titel folgte der Wechsel zu Ferrari. War der Einstieg bei der damaligen Fiasko-Truppe aus Maranello eine schwierige Zeit für den erfolgsverwöhnten Schumacher? "Nein, es war ein schwieriges Jahr", betont der Deutsche die raschen Verbesserungen und beschreibt anschaulich, wie er sich in dem technisch unterlegenen roten Boliden fühlte: "1996 war ein Schock. Das Auto war mehr ein Fallschirm als ein Rennwagen, aber wir haben es trotzdem geschafft, drei Rennen zu gewinnen."

Dass dieses Team nur vier Jahre später eine ganze Zeit lang das Maß der Dinge in der Motorsport-Welt sein würde, damit hatte Schumacher nach eigener Aussage nicht gerechnet: "Niemand hatte sich vorstellen können, dass wir von 2000 bis 2004 eine Siegesserie starten würden", rekapituliert er fünf WM-Titel und macht für sich selbst keine Ausnahme. "Aber es war denkbar, dass wir ein Topteam werden würden. Das Wichtigste ist, sich als Mannschaft zu entwickeln", beschreibt er das Erfolgsgeheimnis der Ferrari-Truppe.

Bei Mercedes charakterlich weiterentwickelt

Waren es damals Titel und Siege, die für Schumacher im Vordergrund standen, rückten bei seiner Rückkehr 2010 andere Dinge in den Vordergrund. "Es wäre gar nicht möglich gewesen, das noch mehr zu genießen. Es war menschlich gesehen eine so interessante Zeit", lobt er sein Comeback bei Mercedes, das mit nur einem Podiumsplatz - Rang drei in der abgelaufenen Saison in Valencia - sportlich hinter den Erwartungen zurückblieb. Schumacher unterstreicht charakterliche Fortschritte.

"Ich fühle mich jetzt deutlich reifer, offener und entspannter als jemals zuvor, obwohl ich nicht den Erfolg genossen habe, den ich mir erhofft hatte", erklärt er, warum die Rückkehr dennoch eine lohnende Unternehmung war. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der Hunger nach Titeln bereits gestillt war. "Es gab so viele erfolgreiche Tage in meinem Leben. Man kann nicht immer das haben, was man sich wünscht", demonstriert Schumacher seine neue, weniger verbissene Einstellung zum Sport.

Neue Standards gesetzt

Nichtsdestotrotz war es ihm auch in seiner zweiten Karriere ein Anliegen, sich zu entwickeln. Denn - so sagt Schumacher - sei Stillstand im schnelllebigen Formel-1-Geschäft Rückschritt. "Ich habe immer von jedem Fahrer im Paddock gelernt", betont er. "Ich analysiere jeden Einzelnen und jedes Detail so gut ich kann und versuche herauszufinden, was sie anders machen als ich. Es geht um permanente Verbesserung in jedem Teilbereich. Nicht darum, dass jemand etwas komplett anders macht."

Genau diese Herangehensweise ist auch sein wichtigster Tipp für junge Fahrer: Sich "1000-prozentig" auf das konzentrieren, was man erreichen will. Für persönliche Eitelkeiten und Blitzlichtgewitter ist da kein Platz. "Du darfst dich nicht um Nebenkriegsschauplätze kümmern", warnt Schumacher und betont seine Errungenschaften, die andere Piloten längst adaptiert haben. "Ich habe neue Standards gesetzt - nicht nur in Sachen Fitness, auch in anderen Punkten."

Hat Schumacher eigentlich gemerkt, dass er mit einem Formel-1-Jahr mehr auch den Teilnahmerekord von Rubens Barichello geknackt hätte? "Ich bevorzuge die Rekorde, die Erfolge betreffen, als die, bei denen es nur darum geht, dabei zu sein", kontert ein gut informierter Rekord-Weltmeister. Wie war das gleich noch mit der entspannteren Art und dem Erfolg?

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