Mit seinem zweiten Platz beim Qualifying in Malaysia hat Sebastian Vettel die Konkurrenz überrascht: Der Heppenheimer spricht nun sogar schon vom Sieg
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74 Tausendstelsekunden fehlten auf die große Sensation. Sebastian Vettel hatte beim Qualifying der Formel 1 in Malaysia die große Chance, Mercedes' Pole-Serie zu beenden, doch am Ende reihte er sich hinter Lewis Hamilton auf Rang zwei ein. Zumindest konnte der Ferrari-Pilot dafür sorgen, dass zum ersten Mal seit Ungarn 2014 nicht zwei Silberpfeile die erste Reihe blockieren.
"Ich denke, es war ein interessantes Qualifying", fasst Vettel seinen Arbeitstag gekonnt zusammen. "Das Auto hat sich sowohl im Trockenen wie auch im Nassen gut angefühlt, von daher bin ich recht glücklich." Sein Dienstwagen scheint in Malaysia näher an den großen Dominatoren dran zu sein, wofür auch Vettel noch eine Erklärung sucht, doch ein Zusammenspiel aus Fahrerleistung, Strecke und den Bedingungen dürfte gut hinkommen.
Schon am Freitag hatte Ferrari seine gute Form angedeutet, als Kimi Räikkönen im Training zweimal auf Platz zwei fahren konnte. Der Finne hatte etwas Pech, als er im entscheidenden Moment nicht genügend Abstand halten konnte und Q3 somit verpasste, doch dort war dann Vettel zur Stelle, was ihm das Lob seiner Bosse einbrachte: "Wir haben keinen perfekten Job gemacht, weil das andere Auto nicht in Q3 gekommen ist, aber Sebastian hat einen fantastischen Job gemacht", lobt Sportdirektor Massimo Rivola bei 'Sky'.
Erst glücklich mit dem ersten Platz
"Wir wussten, dass er bei diesen Bedingungen etwas Besonderes ist", grinst er und verweist auf dessen Regensieg in Monza 2008 im Toro Rosso. Und selbst Teamchef Maurizio Arrivabene klopft seinem Schützling bei 'RTL' verbal auf die Schulter: "Nicht mir, Sebastian und dem Team muss man gratulieren", sagt der Italiener. "Ich bin stolz auf den Job, den die Ingenieure gemacht haben. Sebastian war fantastisch."
Dennoch möchte man bei der Scuderia nicht zu euphorisch über das Ergebnis werden. Einerseits war mit Kimi Räikkönen ein Auto schon frühzeitig ausgeschieden, andererseits haben die Roten natürlich höhere Ziele, als einen zweiten Platz zu feiern: "Der wahre Spaß wäre, wenn wir auf Platz 1 wären", sagt Rivola. "Trotz der vergangenen Saison ist unser Ziel, auf Platz 1 zu kommen. Aber wir sind wirklich glücklich, um ehrlich zu sein."
Doch das Team hat ja noch den morgigen Tag, um seine gute Leistung zu vergolden. Sebastian Vettel startet aus einer hervorragenden Ausgangsposition und weiß, wie unvorhersehbar Malaysia ist: "Wenn es hier anfängt zu regnen, wofür eine hohe Chance besteht, dann kann es die Dinge richtig durchmischen", erklärt der Heppenheimer, der allerdings weiß, welch großem Gegner er gegenübersteht.
Sind die Silberpfeile schlagbar?
Denn aktuell sehen die Mercedes unverwundbar aus - auch wenn sich Nico Rosberg heute geschlagen geben musste: "Wir wissen, dass sie nur schwer zu schlagen sind, aber dafür sind wir alle hier: versuchen zu gewinnen", will Vettel bei 'Sky Sports F1' den Kopf nicht schon vorher in den Sand stecken. "Es wäre schön, wenn wir ihnen das Leben schwer machen könnten. In den vergangenen Monaten war es für sie etwas zu einfach, aber wir werden sehen."
Am Kommandostand spricht man derweil das Podium offen als Ziel an, und schaut eher nach hinten als nach vorne: "Für Sebastian ist das Podium das Minimum, aber Red Bull ist stärker als erwartet", bleibt Rivola vorsichtig. "Wir wissen, dass Williams sehr schnell ist, aber wenn nichts passiert, dann sind wir das zweitschnellste Auto hier." Auch mit einem heranstürmenden Kimi Räikkönen rechnet er.
Und dann traut sich doch noch einer vom ersehnten Sieg zu sprechen: Sebastian Vettel selbst. "Ja, ich denke, das können wir", sagt er darauf angesprochen, ob Ferrari morgen sogar gewinnen kann. Doch Vettel weiß auch: "Das hängt von vielen Dingen ab, die ich noch nicht sagen kann. Wenn der Regen zum richtigen Zeitpunkt kommt, kann es gut für dich sein - aber es kann auch gegen dich laufen. Unsere Pace sieht ganz gut aus, aber man muss auch realistisch sagen, dass Mercedes einen Vorteil hat, der nicht einfach verschwunden ist."
Bei den Silberpfeilen ist man nach dem knappen Qualifying-Sieg auf jeden Fall schon in Alarmbereitschaft: "Mit Ferrari muss man immer rechnen. In dem Moment, in dem man sich in Sicherheit wiegt, ist man auf dem besten Weg ins Desaster", warnt Motorsportchef Toto Wolff bei 'Sky'. Und Niki Lauda, Aufsichtsratschef des Team, rechnet bei 'RTL' mit einem spannenden Rennen: "Denn Nico muss sich nach vorne kämpfen und Sebastian wird alles tun, um Lewis zu behindern. Besser kann es nicht gehen. Wenn man es objektiv betrachtet, war Sebastian im Ferrari heute fast der Schnellste." Fast, das reicht Vettel und Ferrari aber nicht...