Kimi Räikkönen auf Position drei, Sebastian Vettel auf vier: Ferrari schlägt im Qualifying von Suzuka Red Bull und ist erster Verfolger der Mercedes
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Nachdem sich Red Bull in der Formel 1 zuletzt als zweite Kraft hinter Mercedes zu etablieren schien, hat Ferrari im Qualifying zum Grand Prix von Japan in Suzuka zurückgeschlagen. Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel fuhren auf die Positionen drei und vier. Damit platzierten sich die Ferrari-Piloten vor beiden Red Bull und mussten sich nur den einmal mehr überlegenen Mercedes geschlagen geben. Da Vettel wegen der Startkollision mit Nico Rosberg in Sepang eine Strafversetzung von drei Plätzen erhalten hat, wird er von Position sieben aus ins Rennen gehen.
"Ich glaube das ist ein sensationelles Teamergebnis auf einer Strecke, auf der man uns nachgesagt hat, dass wir keine Chance haben, weil unser Auto so schlecht ist", ist Vettel mit dem Qualifying seines Team überaus zufrieden. "So schlecht kann es nicht sein, wenn die Leute davon sprechen, dass der Red Bull das beste Auto ist und wir mit beiden Autos davor stehen."
Im Qualifying-Duell mit Teamkollege Räikkönen musste sich Vettel in dieser Saison beim 17. Rennen zum siebten Mal geschlagen geben, der Finne war um 0,079 Sekunden schneller. Daran war aus Vettels Sicht ein eigener Fehler schuld. "Am Ende habe ich immer die letzte Schikane ein bisschen verpatzt, sonst hätte es für Platz drei gereicht. Aber da hatte Kimi zum Schluss die Nase ein bisschen vorne."
Auch Untersteuern bringt Räikkönen nicht aus dem Konzept
Räikkönen, der zum vierten Mal in dieser Saison im Qualifying unter die Top 3 gefahren war, schien davon selbst ein wenig überrascht. "Es ist das gleiche Auto wie in der vergangenen Woche, daher bin ich positiv davon überrascht, wie gut sich das Auto verhält und wie schnell es ist", sagt er. "Dritter ist nicht das, was wir wollen, aber wir waren recht dicht dran. Es war nicht allzu schlecht." Dabei war es für Räikkönen kein problemloses Qualifying, denn zunächst hatte ihm starkes Untersteuern zu schaffen gemacht.
"Ich bekomme die Vorderreifen nicht auf Temperatur. Ich fahre aus der Box, und schon sind sie kalt. Ich weiß nicht, was ich machen soll", hatte Räikkönen während Q2 verzweifelt an die Box gefunkt. Anschließend sagte er: "Hier haben wir ein bisschen Untersteuern. Das müssen wir noch loswerden, denn das tut einem im ersten Sektor richtig weh, da es viele schnelle Kurven gibt." Während des Qualifyings bekam das Team dieses Problem noch nicht ganz in den Griff. "Wenn es im Qualifying nicht passt, kann man nicht mehr allzu viel tun", so der Finne.
Vettel bewies seinerseits vor seinem zweiten Versuch in Q3 eine gute Übersicht über das Geschehen auf der Strecke. "Halte das Auto zurück. Die sind alle gleichzeitig rausgefahren und machen sich ihre Aufwärmrunde kaputt. Wir haben noch genug Zeit", hatte er gefunkt, nachdem knapp drei Minuten vor dem Ende fast alle seiner Rivalen nacheinander aus der Box gefahren waren.
Vettel erwartet im Rennen engen Kampf
"Ich glaube, wir haben das Richtige gemacht. Wir hatten noch sehr viel Zeit, als die anderen rausgefahren sind", sagt Vettel. "Ich weiß nicht, ob die anderen wirklich Stress hatten, aber ich kann es mir vorstellen. Die letzte Kurve ist dann immer ein bisschen Stopp-and-go im Verkehr. Als ich ankam, sah ich nur noch ein Auto gerade verschwinden, also war es perfekt."
Eine Erklärung dafür, warum Ferrari auf einer Strecke, die auf dem Papier eher den Red Bull liegen sollte, plötzlich vor ihren Rivalen steht, konnte Vettel kurz nach dem Qualifying noch nicht liefern. "Es ist schwierig zu sagen, was heute funktioniert hat und ein anderes Mal nicht. Es war immer ziemlich eng, und dieses Mal waren wir mit beiden Autos vorne. Ich glaube, das wäre auch in Malaysia möglich gewesen, aber da haben wir im Qualifying etwas nachgelassen", meint er. "Hier waren wir heute zur Stelle."
Für das Rennen am Sonntag erwartet Vettel einen sehr engen Kampf. "Ich denke das Tempo ist wie im Qualifying ziemlich gleich. Dann muss man schauen, wie sich das Rennen entfaltet. Ich starte ja von etwas weiter hinten und habe vielleicht ein bisschen mehr zu tun", so der Deutsche. Zurücknehmen will er sich nach der Startkollision in Malaysia allerdings nicht. Auf die Frage, mit welcher Strategie er in die berüchtigte erste Kurve von Suzuka fahren will, antworte Vettel: "Ganz genau so (wie in Malaysia; Anm. d. Red.)!"
Experte Timo Glock: Silberpfeile fangen an zu grübeln
Ex-Grand-Prix-Pilot Timo Glock hat die Roten im Rennen auf jeden Fall auf der Rechnung. "Wir haben gesehen, wie stark Ferrari dran ist - auch über den Longrun", sagt er bei 'RTL'. "Das gilt auch für Red Bull, die dürfen wir nicht vergessen. Ich glaube, die Silbernen vorne fangen schon langsam an zu grübeln. "
Auch bei den Starts seien die Ferraris in letzter Zeit meist besser gewesen als die Mercedes, und Räikkönen werde auf die vor ihm startenden WM-Rivalen Nico Rosberg und Lewis Hamilton sicherlich keine Rücksicht nehmen. "Einem Kimi Räikkönen ist es völlig egal, ob die zwei da vorne um die WM kämpfen. Der will einfach sein Rennen für Ferrari fahren. Der wird alles geben, um das in den ersten Metern perfekt umzusetzen. Da müssen sie bisschen Angst haben."