Kimi Räikkönen fährt am zweiten Tag des Formel-1-Tests in Silverstone die absolute Bestzeit - Williams mit Arbeit für 2017: Doppelstöckiger Heckflügel mit "Ohren"
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Mit einer Bestzeit von Kimi Räikkönen im Ferrari SF16-H ist der zweitägige Formel-1-Test in Silverstone zu Ende gegangen. Bei erneut bewölktem Himmel, nicht gerade sommerlichen Temperaturen und einem kurzen Regenschauer am Mittag leisteten die insgesamt elf Piloten am Mittwoch noch einmal viel Arbeit. Vor allem Esteban Ocon (2./1:31.121 Minuten) war erneut der große Dauerläufer. Der Youngster spulte im Mercedes satte 139 Runden (819 Kilometer) ab.
Fast alle Teams absolvierten auch am letzten Tag des Silverstone-Tests wichtige mittellange und lange Versuche mit großen Sensoreinheiten, um die Wirkungsweise der Aerodynamik zu ergründen. Bei Ferrari legte man unter anderem den Fokus auch auf die Reifennutzung. Die Pneus ins richtige Betriebsfenster zu bekommen war in den vergangenen Wochen oftmals eines der größten Probleme im Lager der Italiener. Nach 103 Runden von Räikkönen am Mittwoch sollte man diesbezüglich nun viel Datenmaterial haben.
Im Rahmen seiner insgesamt 33 Runs (!) zum Abschluss der Probefahrten machte der Finne auch eine Qualifyingsimulation mit frischen Soft-Reifen und offenbar wenig Benzin an Bord. Die Bestzeit von 1:30.665 Minuten war rund zwei Zehntelsekunden schneller als Räikkönens beste Runde in Q3 am vergangenen Wochenende. Er hatte damit im Endklassement des Tests einen Vorsprung von 0,547 Sekunden auf Ocon, der allerdings nur Longruns auf die Bahn legte.
Bei Red Bull stand nach dem "Halo"-Test und den Elektronikproblemen von Vortag endlich konsequente Testarbeit auf dem Plan. Pierre Gasly (3./1:31.429) spulte 103 Runden im RB12 ab. Der russische Youngster Nikita Masepin (4./1:31.561/69 Runden) durfte am Mittwoch noch einmal Formel-1-Luft schnuppern und den Indern beim Erproben verschiedener Varianten von Aerodynamik und Setup helfen. Masepin fuhr an zwei Tagen rund 613 Kilometer - das ist doppelt so viel, wie die FIA für die Erteilung einer Superlizenz verlangt.
Vandoorne spürt die Fortschritte von McLaren-Honda
Drei andere Piloten standen am Mittwoch mehr in Zentrum des Interesses. Der junge Brasilianer Sergio Sette Camara feierte sein Debüt am Steuer des Toro Rosso. Der Red-Bull-Förderkandidat (9.) blieb in 1:34.040 Minuten auf seinen 82 Runden fast immer unauffällig. Einzig ein kleiner Ausrutscher unterlief ihm, den drohenden Dreher konnte er jedoch abfangen. Stoffel Vandoorne kehrte am zweiten Testtag nach rund zwei Monaten Pause in das Mclaren-Honda-Cockpit zurück.
Der Belgier war in 1:31.764 Minuten als Fünfter nicht ganz so schnell wie sein Kollege Fernando Alonso, der am Vortag die Bestzeit geholt hatte. Nach 114 Runden hatte er aber Gutes zu berichten. "Das Auto fühlt sich schon anders als an bei meinen letzten Fahrten in Barcelona", so Vandoorne. "Als ich eingestiegen bin, war es sofort ein richtig gutes Gefühl. Es ist immer schön, wenn man sofort Vertrauen findet und pushen kann. Es ist alles auf einem guten Weg", findet der mögliche Button-Nachfolger für 2017.
Am Morgen absolvierte der Youngster "etwas langweilige zwei Stunden", weil bei McLaren-Honda einige Versuche bezüglich der Aerodynamik angesagt waren. Dabei musste Vandoorne auf den Geraden mit konstantem Tempo fahren, um die Vergleichbarkeit der verschiedenen Messreihen herzustellen. Später wurden Setuptests und Erprobungen mit dem Honda-Antrieb unternommen. "Das Auto geht richtig gut. Wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen, aber im Hintergrund wird weiter daran gearbeitet", so Vandoorne.
Williams arbeitet mit Doppeldecker-Flügel für 2017
Valtteri Bottas (6./1:32.424) war wegen einer besonderen Installation an seinem Williams FW38 ein Hingucker. Der Finne fuhr die letzten seiner insgesamt 98 Runden des Tages mit einem verbreiterten und erhöhten Heckflügel. Das Team aus Grove simulierte die Abtriebswerte des kommenden Jahres, denn 2017 wird es aufgrund neuer Regeln erheblich mehr Anpressdruck geben. "Wir testen so wenig, da war mir dieser Einsatz schon extrem wichtig", kommentiert Bottas.
Für Jolyon Palmer (8./1:33.308), der den Renault am Mittwoch von Sergei Sirotkin übernehmen durfte, bestand der Mittwoch fast ausschließlich aus Testarbeit mit der veränderten Hinterachse. "Wir haben ein umfangreiches Update der Aufhängungen und ein paar Kleinigkeiten bei der Aerodynamik an Bord", so der Brite nach 98 Runden. Die neue Kinematik soll die Schwäche des Renault auf Unebenheiten kurieren. Ob dies gelungen ist, wird wohl frühestens in Budapest sichtbar. Mit dem Fallen der Zielflagge rollte Palmer mit rauchendem Heck aus.
Santino Ferrucci (7./1:33.141/107) fuhr über 630 Kilometer an seinem zweiten Formel-1-Tag mit Haas, stattete der Box aber satte 56 Mal einen Besuch ab. Der junge US-Boy half dem Team beim Trainieren von Boxenstopps, absolvierte zusätzlich einige Longruns mit umfangreichen Sensoren an Bord. Jordan King (10./Manor/1:35.060) blieb bei seinem zweiten Einsatz im MRT05 blass. Pascal Wehrlein war im Mercedes W05 von 2014 erneut in Pirelli-Diensten unterwegs. Er testete 128 Runden lang die Mischungen für 2017.