Der Große Preis von Singapur bietet viele Besonderheiten für alle Beteiligten - Auch die Reifen werden gänzlich anders gefordert als noch in Spa oder Monza
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Das anstehende Nachtrennen in Singapur ist nicht nur für Fahrer und Teams ein sehr spezielles Datum im Rennkalender. Auch auf die Reifen von Einheitslieferant Pirelli warten besondere Bedingungen in der Metropole. Um diesen entgegenzutreten, bringt der italienische Hersteller seine supersofte Reifenmischung und die Medium-Pneus mit - ein anderes Angebot als im vergangenen Jahr.
Pirelli möchte so zur "einzigartigen Show" beitragen und mit dem optimalen Kompromiss zwischen Performance und Abnutzung ein spannendes Rennen garantieren, verspricht Motorsportdirektor Paul Hembery. "Die Reifen, die wir nach Singapur mitbringen, unterscheiden sich von denen des vergangenen Jahres, als wir Supersoft und Soft mitgebracht haben. Das liegt daran, dass die Reifen in diesem Jahr generell etwas weicher sind, um Performance und Grip zu erhöhen", erklärt der Brite.
Viele verschiedene Faktoren beeinflussen die Gummis: Der Stadtkurs ist zum Beispiel sehr holprig, Fahrbahnmarkierung und Gullydeckel sorgen außerdem für unterschiedliche Grip- und Traktionsverhältnisse. Und die spielen eine große Rolle in Singapur, da durch die hohe Kurvenanzahl von 23 (zweithöchster Wert der Saison) für ein ständiges Abbremsen und wieder Beschleunigen sorgt.
Dazu komme das höchste Fahrzeuggewicht des Jahres, so Hembery. Durch die zumeist sehr lange Renndauer, die dem Limit von zwei Stunden oft sehr nahe kommt, sind die Autos beim Start durch die große Spritmenge sehr schwer, was die Abnutzung der Reifen beeinflusst. Das ständige Beschleunigen kostet ebenfalls eine Menge Benzin. Hinzu kommen die äußeren Bedingungen: Durch die sehr hohe Luftfeuchtigkeit zwischen 75 und 90 Prozent kann es durchaus zu Regen kommen. In diesem Fall würde die Reifenauswahl natürlich um die Intermediates und Regenreifen erweitert werden.
Trotz alledem fordere der Kurs die Reifen weniger als etwa die Piloten, erklärt Ex-Fahrer und Pirelli-Markenbotschafter Jean Alesi: "Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist nicht so hoch und es gibt viel Stop-and-go bei ziemlich geringem Grip. Das sind Bedingungen, die die Reifen eigentlich nicht so stark beanspruchen." Spa und Monza seien echte Gradmesser gewesen, Singapur hingegen etwas völlig anderes. Strategisch könnte es deshalb interessant werden: "Mit Supersoft und Medium gibt es eine Menge verschiedener Möglichkeiten", gibt Alesi zu bedenken.
Zudem sind bei der Taktikwahl zwei weitere Faktoren zu beachten: Zum einen kommt es überdurchschnittlich oft zu Safety-Car-Phasen - bedingt durch die erhöhte Unfallgefahr und die geringe Streckenbreite. Die Strategie sollte deshalb halbwegs flexibel sein, um im richtigen Moment an die Box kommen zu können und so womöglich wertvolle Zeit zu gewinnen. Zum anderen zählt die Boxengasse mit einer Länge von 404 Metern zu den längsten der Saison, wobei noch zusätzlich nicht das übliche Tempolimit von 80 Km/h gilt, sondern eine Begrenzung von lediglich 60 Km/h.