Die Diskussion über mögliche Maßnahmen gegen die aktuelle Mercedes-Dominanz in der Formel 1 wird fortgesetzt - Jenson Button: "Dann will niemand der Beste sein"
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Die drückende Dominanz von Mercedes beim Formel-1-Saisonauftakt 2015 in Melbourne ist manch einem Konkurrenten ein Dorn im Auge. Aus dem Lager von Red Bull ist die klare Forderung zu vernehmen, dass man die Silberpfeile einbremsen müsse, damit der Sport nicht zur gähnenden Langeweile verkommt. Immerhin habe man solche Maßnahmen auch zu Zeiten einer Red-Bull-Dominanz ergriffen, so heißt es. Unterstützung finden Christian Horner, Helmut Marko und Co. bei Bernie Ecclestone.
"Sie haben zu hundert Prozent Recht", meint der Brite zu den Forderungen des Teams aus Milton Keynes. "Mercedes hat einen erstklassigen Job gemacht. Das wird von allen anerkannt. Aber jetzt müssen wir das Feld wieder etwas angleichen. Wir sollten die FIA auf dem Weg dorthin unterstützen." Aus Sicht des Formel-1-Promoters sei eine solche Dominanz von Mercedes frühzeitig absehbar gewesen. "Sie wussten immer mehr über die Antriebe, weil Mercedes-Leute bei der Definition der Regeln eng mit der FIA zusammengearbeitet haben", so Ecclestone bei 'Sky Sport 24'.
"Der Fehler liegt doch nicht bei Mercedes", meint McLaren-Pilot Jenson Button. "Wenn wir mit der Gleichmacherei anfangen, dann leidet der Sport. Niemand würde mehr der Beste sein wollen, wenn man dafür bestraft wird, wenn man besser ist als andere. Natürlich wäre es schöner, wenn an der Spitze mehrere Teams gleichauf kämpfen könnten. Aber es ist doch der Fehler derer, die nicht konkurrenzfähig sind. Würde sich Red Bull beklagen, wenn sie eine Sekunde vor allen anderen wären? Nein."
Coulthard glaubt nicht an Red-Bull-Ausstieg
Die Meinung des britischen Ex-Formel-1-Weltmeisters wird von einigen anderen Mercedes-Konkurrenten geteilt. Es dürfe nicht eine Art "Balance of Performance" (BoP) wie in den GT-Rennserien umgesetzt werden. "Natürlich gefällt uns die aktuelle Dominanz von Mercedes nicht", sagt Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene beispielsweise. "Es liegt aber doch an uns, die aktuelle Situation zu verändern. Es darf nicht so sein, dass wir deswegen die Regeln verändern."
"Ich kann beide Standpunkte verstehen", relativiert Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard bei 'ServusTV'. "Man kann sagen, dass Mercedes den besseren Job gemacht hat und nun die entsprechenden Früchte ernten soll. Was aber das Entertainment angeht, also den Teil der Unterhaltung in der Formel 1, da geht es ums Geschäft. Es geht um Sport und Geschäft - beides muss passen", so der Schotte. Auf dieser Grundlage sei eine Angleichung der Motorenpower womöglich ein probates Mittel.
Coulthard steckt beim heiß diskutierten Thema persönlich etwas in der Klemme. Er ist gleichzeitig Repräsentant von Red Bull und von Mercedes - beides ist derzeit kaum unter einen Hut zu bekommen. Dennoch spricht der Schotte Klartext. Auch über den von Helmut Marko angedrohten möglichen Ausstieg von Red Bull. "Ist das möglich? Ja, im Leben ist immer alles möglich", so Coulthard. "Ob es realistisch ist, weiß ich nicht." So ganz mag "DC" nicht an das Ausstiegsszenario glauben.
"Red Bull hat über die Siege hinaus sehr viel für die Formel 1 getan. Sie haben beispielsweise aus dem Fahrerlager eine freundliche Meile gemacht. Früher war es nicht unbedingt so, dass man sich immer willkommen gefühlt hat", meint Coulthard. "Ich glaube an die Zukunft der Formel 1. Red Bull ist ein wichtiger Teil der Szene - mit zwei Teams. Es ist außerdem neben Olympia und der Fußball-WM immer noch der Sport, der weltweit am meisten geschaut wird. Auf dieser Plattform wollen sich die Marken präsentieren."