"Stinklangweilig": Teamchef warnt vor Mercedes-Solo 2017

, 27.12.2016

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost spricht die aktuellen Missstände in der Formel 1 an und erklärt, warum die Mercedes-Dominanz 2017 durchbrochen werden muss

Steht die Formel 1 in der Saison 2017 am Scheideweg? Im kommenden Jahr gibt es in der Königsklasse neue Regeln, die das Feld unter anderem etwas näher zusammenbringen sollen. In erster Linie erhoffen sich die Zuschauer - und natürlich auch die konkurrierenden Teams -, dass die Mercedes-Dominanz in der neuen Saison durchbrochen werden kann. Sollte das nicht gelingen, werde die Silberpfeile die Königsklasse wohl auch in den folgenden Jahren weiterhin beherrschen.

Vor allem Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost erklärt in diesem Zusammenhang, wie wichtig es für die Zukunft der Serie ist, das Mercedes-Solo 2017 zu beenden. "Sonst werden viele Leute bald nicht mehr zuschauen, weil die Rennen stinklangweilig wären", warnt der Österreicher im Gespräch mit der 'Tiroler Tageszeitung' und erklärt: "Zusätzlich hoffe ich auf Red Bull und Ferrari. Die Rennen müssen mehr Unterhaltung bieten."

"Wenn man die Show verbessern will, muss man zunächst die Motorengleichheit herstellen", erklärt Tost und fordert daher: "Sollte Mercedes 2017 wieder so weit vorne sein, müsste die FIA den Motor einfrieren und die anderen aufholen lassen." Seit die neuen Hybridmotoren im Jahr 2014 eingeführt wurden, ist Mercedes in der Formel 1 unantastbar. Dreimal in Folge gewannen die Silberpfeile zuletzt die Weltmeisterschaft.

"Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben wir keine Fahrer-WM - wir haben nur noch eine WM der Motoren! Bitte nicht falsch verstehen, aber in dem Mercedes wären auch Alonso oder Vettel Weltmeister geworden", so Tost. Auf den Einwurf, dass es in der Formel 1 schon immer technische Vorsprünge gegeben habe, entgegnet er: "Richtig, aber das Anspruchsniveau, unterhalten zu werden, ist gestiegen. Und dem muss man sich anpassen."

In diesem Zusammenhang fordert er außerdem weitere Änderungen in der Königsklasse: "Die Zuschauer wollen wechselnde Sieger, Unfälle, keine Verletzten, aber es darf krachen. Das höre ich immer wieder von meinen Freunden, die sagen: 'Früher hat's wenigstens am Start gekracht.' Dafür muss der Strafenkatalog verschwinden." Man solle die Piloten auf der Strecke "einfach fahren" lassen.

"Wir brauchen keine Fahrregeln. Wenn du dich in der Formel 1 mit einem Gegner anlegst, gehst du das Risiko ein, dass du auch dein Auto beschädigst. Lasst die Fahrer fahren! Und wenn sie crashen, dann crashen sie. Teil des Spiels, Teil der Unterhaltung und basta", winkt er ab. Dem neuen US-amerikanischen Formel-1-Besitzer Liberty traut er zu, die Show tatsächlich zu verbessern. Allerdings warnt er auch vor den Risiken.

"Es sieht verheißungsvoll aus, auch wenn man etwas aufpassen muss. Das Motorsport-Verständnis zwischen den USA und Europa ist sehr unterschiedlich. Bei den Amerikanern geht es nur um die Show, bei uns nur um die Technologie. Für die Formel 1 sind beide Extreme schlecht", erklärt Tost. Wohin die Reise - zumindest in sportlicher Hinsicht - in den kommenden Jahren geht, wird sich beim Saisonauftakt 2017 in Melbourne zeigen.

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