Neo-Sportchef Toto Wolff will sich bei Mercedes erst einen Überblick verschaffen - Änderungen im Management haben keine Auswirkungen auf die Technik
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Toto Wolff hatte bei der heutigen Präsentation des neuen Formel-1-Silberpfeils F1 W04 seinen ersten großen Auftritt als Mercedes-Sportchef, Seite an Seite mit Teamchef Ross Brawn. "Es ist ein tolles Gefühl. Der Launch von einem echten Silberpfeil und ich mittendrin. Ich bin sehr stolz", so der Österreicher im Interview mit 'Sky Sport News HD'. In seiner Rolle als Nachfolger von Norbert Haug will er nun wachsen und lernen: "Ross ist seit 30 Jahren in der Formel 1, kennt sich wie kein anderer aus und ist mit allen Wassern gewaschen. Das ist jemand, von dem ich lernen kann."
Was die Anteilseigner-Struktur des Formel-1-Teams angeht, soll es bei 60 Prozent Daimler, 30 Prozent Wolff und zehn Prozent Niki Lauda bleiben: "Ich plane nicht, mehr Anteile zu erwerben", stellt Wolff klar. "Es ist eine Traumsituation für mich, denn ich bin Teil des Management-Teams des Silberpfeil-Werksteams, und Mercedes-Benz ist Mehrheitseigentümer. Ich glaube, ihr Ziel war es, einen geschäftsführenden Partner innerhalb der Organisation zu haben, der auch finanziell mit in der Verantwortung steht und dem Team Freiheiten gibt."
Der 41-Jährige trat seinen Dienst in der Mercedes-Fabrik in Brackley vor exakt einer Woche an. Obwohl er sich erst noch einen Überblick über etwaige Schwächen verschaffen muss, legt er Stand jetzt großen Wert auf personelle Stabilität: "Mercedes hat ein langfristiges Bekenntnis abgegeben. Das ist sehr wichtig für mich. Ich bin ziemlich optimistisch, dass diese Anteilsverhältnisse einige Jahre so bleiben werden. Dieses Team hat in den vergangenen zehn Jahren genug Veränderungen mitgemacht. Jetzt schauen wir nach vorne."
Lowe-Spekulationen werden klein gehalten
"Ich bin erst seit ein paar Tagen dort. Ich muss mit den Leuten reden und mir einen Überblick verschaffen, denn davor wäre es verfrüht, das in den Medien zu diskutieren. Aber was das Team am meisten braucht, ist Stabilität. Wir stehen vor einer wichtigen Saison. Halten wir den Ball lieber flach und schauen, wie sich alles entwickelt", erklärt Wolff und nimmt damit auch Personalspekulationen um Teamchef Brawn und eine mögliche Verpflichtung von McLarens Paddy Lowe ab 2014 Wind aus den Segeln.
An der Boxenmauer werde sowieso "alles gleich" bleiben: "Es wäre völlig falsch für Niki, sich an der Boxenmauer einzumischen, und für mich auch. Diese Entscheidungen treffen Ross und das Team", stellt der Sportchef klar. Auch auf die Technikabteilung haben die Management-Veränderungen kurzfristig keine Auswirkungen: Bob Bell bleibt gesamtverantwortlich, Aldo Costa leitet das Projekt 2013, Geoff Willis arbeitet am Konzept für 2014. Dazu kommt Mike Elliott als Chef der Aerodynamikabteilung.
Brawn sieht Stabilität im Technikbereich
"Die Änderungen, die sich kurzfristig auf die Performance auswirken, haben wir schon 2012 in die Wege geleitet. Das sehen wir jetzt", sagt Brawn. "Dieses Auto wurde von Aldo Costa designt, unter der technischen Leitung von Bob Bell. Die Änderungen auf Ingenieursseite, die Erweiterung unserer Anlagen, all das hat rechtzeitig für dieses Auto stattgefunden. Die Änderungen im höheren Management haben darauf keine Auswirkung, denn was die Ingenieursseite und den Betrieb des Rennteams angeht, hat sich nichts geändert."
"In dieser Saison sollte sich das nicht auswirken, zumindest nicht zu Beginn", glaubt auch Nico Rosberg. "Die Hauptverantwortlichen für die Entwicklung des neuen Autos wurden nicht ausgewechselt. In diesem Bereich herrscht Stabilität. Mit Blick auf das kommende Jahr wird es sicherlich einige große Veränderungen geben. Dann werden sich diese Wechsel im Management auswirken. Aber das ist gut so. Kurzfristig benötigen wir Stabilität. Langfristig sind gewisse Veränderungen notwendig, damit wir ein besseres Team werden."