Toto Wolff schließt eine Rückkehr der Formel 1 zu simpleren Saugmotoren aus - Für die Hybridantriebe verspricht er allerdings unter anderem besseren Sound
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Der Aufschrei vieler Fans war groß, als in der Formel 1 im Jahr 2014 die neuen 1,6-Liter-V6-Turbomotoren eingeführt wurden. Die Hybridantriebe waren vielen Zuschauern zu leise, die Regeln zu kompliziert, und schnell wünschte man sich die alten und deutlich simpleren V8-Saugmotoren zurück. Rund drei Jahre später wird in der Formel 1 allerdings noch immer mit Hybridpower gefahren - und daran wird sich laut Mercedes-Teamchef Toto Wolff so schnell auch nichts ändern.
Im Gespräch mit 'FAZ.net' erklärt er: "Die Formel 1 steht auch für Technologie. Natürlich geht es um den Kampf der Fahrer. Es sind immer wieder Dinge in der Formel 1 erfunden worden, die dann auch den Weg in die Serie gefunden haben. Die Formel 1 ist das schnellste Labor der Welt - das dürfen wir nicht aufgeben." Mit anderen Worten: Der Hybridmotor soll der Königsklasse auch weiterhin erhalten bleiben.
"Wir müssen vielleicht eher schauen, wie wir noch mehr Leistung aus diesen Hybridmotoren ziehen können. Die Autos müssen noch schneller werden", erklärt Wolff und geht noch einen Schritt weiter: "Wenn das in zehn oder fünfzehn Jahren bedeutet, dass wir hundertprozentig elektrisch fahren, weil das die leistungsstärksten Motoren sind, dann kann ich mir schon vorstellen, dass das in diese Richtung geht."
Wolff will Lösung "im Sinne der Formel 1"
Daher ist der Österreicher im Hinblick auf die Motorenformel auch offen für die Diskussionen - sofern es vorwärts geht und nicht zurück. "Wir können darüber diskutieren, solange wir eine langfristige gemeinsame Perspektive haben. Womit wir nicht umgehen können, ist, Investitionsentscheidungen zu treffen, die dann im nächsten Jahr für obsolet erklärt werden. Das funktioniert bei uns und bei vielen anderen Teams nicht", erklärt er.
"Aber natürlich sprechen wir über den Motor für die Zeit nach 2020: Brauchen wir mehr Leistung, fahren wir nur noch elektrisch, brauchen wir mehr Sound? Diese Gespräche werden wir führen im Sinne der Formel 1. Dafür müssen wir zunächst eine gemeinsame Vision entwickeln", so Wolff der sich selbst als "Verfechter des Sounds" bezeichnet und erklärt: "Motorsport ist ein audiovisuelles Erlebnis."
Einen künstlichen Sound lehnt er allerdings ab. "Du kannst dem Fan keine 'Fakebox' verkaufen" winkt er ab und erklärt: "Einen Sound künstlich herzustellen, das ist nicht die Formel 1. Der Fehler war, dass zum Leistungskatalog der Ingenieure bei der Einführung des Hybrid nicht zählte, dass sie auch auf den Sound schauen müssen. Das hat der Rechteinhaber schlicht vergessen. Diesen Fehler werden wir nicht mehr machen."
Ex-Ferrari-Präsident bereut Hybrideinführung
Auch rein sportlich macht es für Mercedes durchaus Sinn, an den Hybridmotoren festzuhalten - schließlich dominieren die Silberpfeile die Königsklasse seit Einführung der neuen Aggregate in der Saison 2014. Anders sieht es zum Beispiel bei Ferrari und Red Bull - beziehungsweise Motorenpartner Renault - aus. Die beiden Spitzenteams haben in der Hybridära deutlich größere Probleme.
Für den ehemaligen Ferrari-Präsidenten Luca di Montezemolo ist das keine Überraschung. Im Gespräch mit 'La Repubblica' erklärt er im Hinblick auf die Hybridtechnologie: "Niki Lauda hat mir kürzlich verraten, dass Mercedes bereits seit 2007 daran gearbeitet hat." Daher bezeichnet er es rückblickend betrachtet als "Fehler", den neuen Regeln seinerzeit zugestimmt zu haben.
Gleichzeitig habe er sich dem Fortschritt im Namen von Ferrari allerdings nicht in den Weg stellen wollen. Der heute 69-Jährige gab seinen Posten in Maranello Ende 2014 auf, Nachfolger wurde Sergio Marchionne. Seit der Einführung der Hybridmotoren vor rund drei Jahren konnte Ferrari lediglich drei magere Siege einfahren. 2014 und 2016 blieb die Scuderia sogar komplett sieglos.