Baku-Sensation Lance Stroll startet beim Grand Prix von Italien aus der ersten Startreihe, doch laut Helmut Marko wird er im Rennen keine Chance haben
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Lance Stroll war die große Sensation des Qualifyings zum Grand Prix von Italien , doch im Rennen in Monza wird er voraussichtlich chancenlos sein. "Stroll hat ein Monte-Carlo-Downforce-Set-up. Der ist auf den Geraden leicht zu überholen", erklärt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko.
Stroll mischte auf nasser Strecke von Anfang an gut mit, hatte seinen Teamkollegen Felipe Massa (9.) stets im Griff, lag zu fast jedem Zeitpunkt auf einem Top-5-Platz. Aber das hatte auch einen Grund: Kaum ein anderer Fahrer hatte auf eine so extreme Regenabstimmung gesetzt wie er. Damit wird er morgen, wenn es trocken bleiben soll, Kanonenfutter sein.
Und das weiß er auch. Mit dem Podium zu rechnen, sei "ein bisschen zu optimistisch", sagt der erst 18-jährige Kanadier, der am Sonntag als jüngster Formel-1-Fahrer aller Zeiten aus der ersten Reihe starten wird. Und weiter: "Ich werde heute Abend für Regen beten. Es wäre falsch, uns an Mercedes und Ferrari zu orientieren. Ich muss mein eigenes Rennen fahren, sauber starten und meinen Job machen."
Doch eine Aussage von Technikchef Paddy Lowe lässt Zweifel daran aufkommen, wie sehr Williams mit dem Set-up wirklich auf ein Regenrennen setzt. Lowe betont: "Hoffentlich ist es morgen trocken." So oder so formuliert er ein bescheidenes Ziel: "Wir hoffen, dass wir beide in die Top 10 bringen." Dabei helfen könnte angesichts des Mercedes-Motors: "Überholen ist hier nicht so einfach."
Stroll sicherte sich bei stärker werdendem Regen in Q3 den vierten Platz, eineinhalb Sekunden hinter Polesetter Lewis Hamilton, aber deutlich vor dem fünftplatzierten Esteban Ocon. Und weil die beiden Red Bulls auf P2 und P3 nach hinten versetzt werden, rückt er in die erste Reihe auf. "Ein besonderer Tag", kann er es kaum fassen. "Genau wie Baku. Das muss ich jetzt erst einmal sacken lassen."
Denn seine Leistung war umso bemerkenswerter, als er noch nie (!) mit einem Formel-1-Auto im Regen gefahren ist! Lowe: "Wir haben zu ihm gesagt: 'Lance, du bist noch nie im Regen gefahren. Brauchst du zusätzliche Runden im Abschlusstraining?' Da sagte er: 'Nein, ich nehme es, wie es kommt.' Das hat er heute Nachmittag getan. Sein Tempo war unglaublich. Von der ersten Runde an."
"Das Auto", sagt Stroll, "fühlte sich gut an, die Bremsen waren großartig, die Traktion und die Balance durch Ascari und die beiden Lesmos war perfekt. Die ganze Session. Ich hatte einfach Spaß. In den letzten Rennen hatten wir Probleme, aus Q1 rauszukommen. Da tut das heute besonders gut. Ich hatte Spaß, ich fühlte mich frei. Und ich habe es auf die Reihe bekommen. Meine Q3-Runde war wirklich gut."
Mit Ausnahme des Podiums in Baku, das nicht ganz ohne Glück zustande gekommen ist, konnte Stroll bisher noch kaum überzeugen. Dass er ausgerechnet im Regen so brillieren kann, kommt sogar für sein eigenes Team aus heiterem Himmel: "Wir sind sehr angenehm überrascht", lächelt Lowe. "Im Regen zeigt sich Talent am besten."
Jetzt hat Stroll sogar die Chance, mit einem Superstart als Führender in die erste Kurve zu gehen. Doch davon will er erst einmal nichts wissen: "Ich gehe nicht davon aus, dass ich führen werde. Ich werde genauso starten wie vom zwölften oder 15. Platz. Und dann sehen wir weiter."