Surer: "Was will 'Schumi' noch in der Formel 1?"

, 08.08.2012

Während Marc Surer nicht versteht, warum Schumacher mit einem neuen Vertrag liebäugelt, sieht Vettel die Fronten bei Mercedes zugunsten Rosbergs geklärt

Michael Schumacher erlebt 2012 eine Saison mit Höhen und Tiefen. Nach einem pannenreichen Saisonauftakt musste er zusehen, wie sein Teamkollege Nico Rosberg in Schanghai den ersten Sieg für das Mercedes-Team einfuhr - eine bittere Pille, schließlich hatte der Wiesbadener auch in den zwei gemeinsamen Jahren davor meist die Oberhand gegen den Rekordweltmeister.

Dann überzeugte Schumacher im Qualifying von Monaco mit der schnellsten Rundenzeit, musste aber als Strafe für die Kollision mit Bruno Senna in Barcelona vom sechsten Startplatz losfahren. In Valencia folgte das bisherige Highlight: Im dritten Mercedes-Jahr fuhr der 43-Jährige als Dritter endlich seinen ersten Podestplatz ein.

Den Tiefpunkt setzte es ausgerechnet vor der langen Sommerpause: Schumacher wurde im Qualifying in Ungarn 17., reihte sich auf dem falschen Startplatz ein, würgte fälschlicherweise den Motor ab und musste dann auch noch eine Durchfahrtsstrafe hinnehmen, weil er in der Box das Geschwindigkeitslimit überschritten hatte - ein Wochenende zum Vergessen, nach dem selbst ein Rookie heftig in der Kritik gestanden hätte.

Surer legt Schumacher Rücktritt nahe

Die Zukunft Schumachers ist derzeit völlig unklar: Teamchef Ross Brawn forderte von seinem Piloten eine rasche Entscheidung ein, doch dieser ließ sich darauf nicht ein und möchte noch zuwarten. Mercedes will offensichtlich den auslaufenden Dreijahresvertrag des Routiniers verlängern, doch Schumacher ziert sich.

'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer ist der Meinung, dass Schumacher zurücktreten sollte. "Was will er noch in der Formel 1?", wundert sich der Schweizer auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com'. "Jetzt hat er den Anschluss wieder gefunden, nach zwei Jahren Lehrzeit. Ich verstehe, wenn er sagt, das Auto ist jetzt gut und vielleicht kann er dieses oder nächstes Jahr noch mal ein Rennen gewinnen, aber hat er denn nicht schon alles gewonnen?"

Der ehemalige Formel-1-Pilot kann nach wie vor nicht nachvollziehen, dass der Kerpener 2010 seinen Ruhestand beendete und sich zu einem Comeback in der Formel 1 entschloss: "Ich wäre an seiner Stelle nie zurückgekehrt. Er war ein Mythos, er war unerreichbar, aber er ist zurückgekehrt und hat gezeigt, dass er auch keine Wunder vollbringen kann."

Vettel: Rosberg klar überlegen

Tatsächlich liegt er in den Qualifying-Duellen gegen Rosberg nach zweieinhalb Jahren insgesamt mit 13:36 zurück - in WM-Punkten steht es 177:308 für den einmaligen Grand-Prix-Sieger. Auch für Sebastian Vettel, der mit dem Rekordweltmeister befreundet ist, ist das Mercedes-Stallduell eine eindeutige Sache.

"Wenn man den direkten Vergleich anstellt, der fair ist, weil Nico fährt mit der gleichen Kiste herum und war im Schnitt acht oder neun von zehn Mal immer schneller, dann muss man das einfach anerkennen", sagt der zweifache Weltmeister gegenüber 'Autobild motorsport' .

"Man kann einerseits sagen, dass Michael nichts verlernt hat und keine Pappnase ist - das hat er zu oft bewiesen -, aber der Nico hat eine unheimlich gute Leistung gebracht und ihn regelmäßig in die Schranken verwiesen. Ich glaube, da kann man nicht drum herum reden - das war so, und das weiß auch jeder."

Frusterlebnisse ohne Wirkung

Surer versteht nicht, dass nicht einmal diese Frusterlebnisse Schumacher den Rennhunger austreiben können. "Zu 50 Prozent geht etwas schief, obwohl er nichts dafür kann, und dann passieren ihm selbst auch ab und zu Fehler", meint er.

Der 60-Jährige erinnert sich an die eigene Zeit als Rennfahrer: "Als ich selbst gefahren bin, habe ich mal gesagt, dass Motorsport zu 80 bis 90 Prozent Frust ist - weil es nie so läuft, wie du es gerne hättest. Es gibt immer irgendeinen Grund, warum etwas nicht klappt oder die Leistung doch nicht so gut war oder dir jemand etwas weggeschnappt hat. Den Frust hast du immer im Motorsport. Warum er sich diesen Frust, der bei ihm in diesem Jahr extrem hoch ist, als größter Fahrer aller Zeiten antut, ist für mich nicht nachvollziehbar."

Surer rechnet mit Fortsetzung der Karriere

Dennoch wünscht er ihm das heißersehnte Erfolgserlebnis und "dass er dieses Jahr noch ein Rennen gewinnt und auf dem Podest sagen kann: Ich hab's gezeigt, ich kann's noch, aber das war's!" Daran glauben will er aber nicht. Stattdessen rechnet Surer eher mit einer weiteren Vertragsverlängerung des Deutschen.

"Was soll er sonst tun?", fragt er sich. "Er war Berater bei Ferrari und hat sich in dieser Rolle sicher nicht ganz wohlgefühlt. Schlussendlich will er einfach fahren. Das kann er jetzt - und er wird noch gut bezahlt dafür. Das ist ein Argument, das ich irgendwie verstehen kann, aber wie gesagt: Für mich ist es schade, weil der Mythos Michael Schumacher mit jedem Rennen bröckelt."

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