Susie Wolffs Freitagsfahrt: Spannung und Skepsis bei Kollegen

, 03.07.2014

Williams-Testfahrerin Susie Wolff bestreitet das erste Freie Training zum Grand Prix von Großbritannien: Ihre männlichen Kollegen äußern Begeisterung und Skepsis

Diesen Tag hat Susie Wolff lange herbeigesehnt: Am Freitag, den 4. Juli, wird die 31-jährige Britin das erste Freie Training zum Grand Prix von Großbritannien in Silverstone bestreiten. Wolff steuert den Williams von Valtteri Bottas, der vor knapp zwei Wochen in Spielberg den ersten Podestplatz seiner Formel-1-Karriere an Land zog.

Damit gibt es erstmals seit 22 Jahren wieder eine Frau, die an einer offiziellen Session im Rahmen eines Formel-1-Rennwochenendes teilnimmt. Am Brasilien-Wochenende 1992 in Sao Paulo war es Giovanna Amati, die für Brabham ins Lenkrad griff. Die Italienerin scheiterte damals genau wie bei ihren beiden Versuchen zuvor in Kyalami und Mexico City an der Qualifikationshürde für das Rennen.

Auf den Auftritt von Susie Wolff im Williams ist die Formel-1-Gemeinde gespannt, es gibt aber auch Stimmen, die nichts anderes als eine PR-Maßnahme darin sehen. "Ich finde es großartig, dass Williams ihr die Chance gibt. Sie hat ja schon reichlich Zeit im Simulator verbracht und saß auch beim einen oder anderen Test schon im Auto", sagt Bottas, der sein Williams-Cockpit für 90 Minuten freigibt.

"Ich finde das toll. Ich werde ganz genau und mit Interesse zuschauen, wie es läuft und wie sie sich schlägt", versichert auch der aktuelle WM-Spitzenreiter Nico Rosberg, dessen Boss im Mercedes-Team Toto Wolff, der Ehemann von Susie ist. Bei Testfahrten saß die 31-Jährige schon im Cockpit, nun folgt der nächste Schritt.

"Susie ist eines der wenigen, wenn nicht sogar das einzige Mädchen, gegen das ich je gefahren bin. Wir standen ein paar Mal gemeinsam auf dem Podium", bemerkt Lewis Hamilton und bezieht sich dabei auf die gemeinsamen Tage im Kartsport sowie in der Formel Renault. "Sie ist sehr talentiert. Ich freue mich sehr, sie nun in einem Formel-1-Auto zu sehen", so der Weltmeister des Jahres 2008.

McLaren-Pilot Jenson Button findet es vor allem gut, dass die Britin ihre ersten Runden im Rahmen eines Rennwochenendes in Silverstone dreht: "Sie kennt den Kurs. Das Team und das Auto kennt sie ohnehin. Sie saß ja in diesem Jahr schon im Cockpit. Das ist schon ein großer Vorteil. Vor heimischem Publikum zu fahren, ist immer eine ganz besondere Sache. Diesen Druck wird sie sicherlich spüren."

Mansell kann sich Stammfahrerin vorstellen

Der britische Nationalheld Nigel Mansell, der in seinem Titeljahr 1992 gegen Amati, die bisher letzte Formel-1-Stammfahrerin, fuhr, merkt an: "Es ist die Frage, wer dort wem einfach mal eine Chance gibt. Was wäre denn die größte Schwierigkeit in der Formel 1? Das wäre, wenn man nicht die Kraft hätte, das Auto zu lenken, weil es keine Servolenkung gibt. Zu meiner Zeit brauchte man kräftige Arme, aber jetzt ist das dank der Servolenkung alles viel entspannter. Jetzt ist so etwas machbar."

Während sich Mansell auch eine Stammfahrerin in der Formel 1 vorstellen könnte, sieht der ehemalige Konstrukteur Eddie Jordan dieses Thema noch mit einer gewissen Portion Skepsis: "Frauen spielen ja auch im Tennis nicht gegen Federer oder Nadal. Einige Sportarten sind einfach nicht dafür gemacht, dass die Geschlechter gegeneinander antreten. Ob auch die Formel 1 eine solche ist, müssen wir mal abwarten."

Eines steht für Jordan aber fest. "Wir müssen den Frauen die Chance geben, sich beweisen zu können. Es wird ihnen nicht gerade leicht gemacht. Wir müssen es schaffen, dass mehr junge Frauen eine Chance bekommen, nicht nur eine", macht sich der Ire für eine Wiederholung des Silverstone-Szenarios rund um Susie Wolff stark.

Nico Hülkenberg sieht den Freitagsauftritt der Williams-Testfahrerin indes nüchtern. "Ich sage nicht, dass ich gegen Frauen im Motorsport bin. Mir ist es egal. Ich habe da keine Meinung zu. Für sie ist das aber eine gute Möglichkeit", so der Force-India-Fahrer.

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