Für viele ist Mercedes nach dem Jerez-Test zum Favoriten für 2014 avanciert - Toto Wolff will davon nichts wissen und verweist auf mögliche Kühlprobleme in Bahrain
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Mercedes ist als großer Gewinner aus den Testfahrten von Jerez de la Frontera hervorgegangen. So rangierte der Silberpfeil zum einen im Endklassement ziemlich weit oben, nachdem Lewis Hamilton die insgesamt drittbeste Rundenzeit ablieferte. Doch nicht nur die Pace des neuen F1 W05 konnte überzeugen - vor allem die Haltbarkeit des Autos in Kombination mit der eigens hergestellten Antriebseinheit beeindruckt. Mit 309 Runden absolvierte Mercedes die mit Abstand größte Distanz während der vier Testtage (im Vergleich Ferrari auf Platz zwei: 251).
Was die Rundenzeit angeht, waren nur McLaren und Williams schneller als der Rennstall aus Brackley - ebenfalls mit Mercedes-Aggregaten bestückt. Der Stuttgarter Konzern prescht somit bereits nach wenigen Tagen in die Favoritenrolle 2014, auch zumal Titelanwärter Red Bull ein Debakel in Spanien erlebte. Das sieht auch Sauber-Pilot Adrian Sutil so: "Ich denke, das Mercedes-Paket sieht ziemlich stark aus. Die haben eine Menge Runden gedreht, und ich habe das Gefühl, dass sie momentan vorne sind", meint der Deutsche gegenüber 'Sky Sports F1'. Festlegen will sich Sutil aber noch nicht: "Es ist meiner Meinung nach noch zu früh, um sagen zu können, wer letztlich schnell sein wird."
Mercedes will von einer Favoritenrolle indes nichts wissen und weist sie entschieden von sich. Motorsportchef Toto Wolff weiß, eine Meinung wie die Sutils einzuordnen: "Ich denke, diese Leute sollten mal auf die Vergangenheit schauen. Sehr oft waren die nach den ersten paar Testtagen auserkorenen Favoriten nicht mehr in jener Rolle, als schließlich die Saison losging", so der Österreicher gegenüber 'Autosport'. Eine Prognose sei deshalb noch zu früh. Dennoch hat sich bei Mercedes "vorsichtiger Optimismus" ausgebreitet: "Wir hätten in Anbetracht des ganzen neuen Konzepts mit mehr Problemen gerechnet, als wir tatsächlich hatten."
Zwar habe es am ersten Tag noch nicht allzu rosig ausgesehen - Lewis Hamilton verlor schon früh seinen Frontflügel und flog als Erster ab -, am Ende habe sich das neue Auto aber als ziemlich zuverlässig erwiesen, erklärt Wolff. Die Pace des W05 könne er aber noch nicht bewerten: "Wir sind noch weit weg von der letztendlichen Performance, weit weg von dem Potenzial, das wir uns erwarten. Es fehlen hier und da immer noch ein paar kleine Teile, oder sie funktionieren noch nicht ganz so, wie wir es uns vorstellen."
Erkenntnisse über Mercedes' wahre Stärke erwartet der 42-Jährige erst ab dem 19. Februar beim nächsten Test in Bahrain - besonders mit Blick auf die Kühlung: "Die gesammelten Daten legen nahe, dass das Kühlsystem ein Thema werden wird. Sogar in Jerez, wo es recht kalt war, hatten wir mit sehr hohen Temperaturen (im Auto; Anm. d. Red.) und gewissen Herausforderungen bezüglich der Kühlung zu tun. Und wir konnten beobachten, dass einige unserer Mitbewerber noch größere Schwierigkeiten hatten."
Fest steht: Die Hitze im Wüstenstaat wird die Dinge nicht weniger kompliziert machen. "Bahrain wird sicherlich eine sehr interessante neue Erfahrung im Bezug auf die Kühlung werden. Dies wird auch eine der schwierigsten Herausforderungen der Saison überhaupt werden", prophezeit Wolff. Ob Mercedes seine Favoritenrolle in Bahrain allerdings verlieren wird, bleibt abzuwarten. Schließlich hat man offensichtlich den stabilsten Motor, und der könnte die Silberpfeile erneut ganz nach vorn spülen, während die Konkurrenz möglicherweise ins Schwitzen gerät.