Marussias Technikchef Pat Symonds rechnet, dass Red Bull ungefähr 70 Mal mehr Budget für die Entwicklung zur Verfügung hat als sein eigenes Team
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Das Leben am Ende der Startaufstellung ist hart. Marussia und Caterham mussten dies in den vergangenen dreieinhalb Jahren in aller Regelmäßigkeit erleben. HRT trafen die schwierigen Bedingungen sogar am härtesten, sodass das Team sich gezwungen sah, den Rennbetrieb einzustellen. Zwar gab es auch um Marussia immer wieder Gerüchte um große Schuldenberge und eine angespannte Finanzlage, doch das Team von Teamchef John Booth hat bis hierhin überlebt - auch wenn weiterhin die Zahlungen durch die fehlende Einigung mit Bernie Ecclestone ausbleiben.
Doch Technikchef Pat Symonds ist stolz auf die kleine Truppe aus Banbury. "Wir haben etwas mehr geschafft als nur zu überleben. Das hat mich überrascht", erzählt er gegenüber 'auto motor und sport'. Zumal die Budgetspanne zwischen den großen und den kleinen Teams viel größer sei als immer angenommen. Laut Symonds habe beispielsweise Red Bull 70 Mal so viel Geld wie Marussia um den Boliden zu entwickeln. Doch wie kommt diese Rechnung zustande?
Laut Symonds kostet eine Woche in der Formel 1 1,25 Millionen Pfund (rund 1,44 Millionen Euro). "Damit kannst du die Autos bauen und zu den Rennen bringen und sie zwischen den Rennen auseinander- und wieder zusammenbauen. Alles, was du zusätzlich an Geld reinsteckst, wird dazu verwendet das Auto schneller zu machen." Von Marussias Budget von 62 Millionen Pfund werden also allein 60 Millionen für 50 Wochen Dabeisein investiert. "Somit bleiben zwei Millionen für die Entwicklung des Autos", rechnet der Technikchef.
"Wenn Sie 200 Millionen wie Red Bull haben, brauchen Sie auch nur 60 Millionen, um zu den Rennen zu fahren. Der ganze Rest ist dazu da, Rundenzeit zu finden", so der ehemalige Renault-Mann weiter. "Sie können also nicht 200 gegen 60 Millionen rechnen, sondern 140 gegen zwei. Das ist der Vorteil von Red Bull im Vergleich zu uns. Also 70 Mal so groß." Und das mache den kleinen Teams so schwer zu schaffen, und deswegen sei es für sie auch fast unmöglich, aus dem hinteren Feld weg zu kommen.
Für Symonds seien die Kosten von 1,25 Millionen pro Woche für das bloße Dabeisein "verrückt - und es sagt viel über das Geschäft aus." In der GP2 könne man das Ganze auch mit zwei Millionen veranstalten. Doch die Nachwuchsserie ist in dem Bereich eben streng limitiert. "Selbst wenn du das Geld hättest, du könntest es nicht ausgeben. Es ist nicht erlaubt, die Autos zu entwickeln. In der Formel 1 sucht jeder die Perfektion", weiß Symonds um die Unterschiede.
"In der Formel 1 bist du ständig dabei, dein Auto zu optimieren. Du kannst dir keine Blöße mehr geben", so der Brite weiter. "Es ist auch für uns absolut notwendig, dass die Autos so oft wie möglich ins Ziel kommen. Das kostet Geld. Es braucht Leute, Werkzeuge, Arbeitszeit, Material." 60 Mann zählt ein Rennteam ungefähr - bei allen Rennställen. Deswegen seien die Fixkosten auch ungefähr gleich. "Der Unterschied zeigt sich in den Mitarbeitern im Konstruktionsbüro, und das sind die Leute, die das Auto schneller machen", so Symonds, der wieder Unterschied zu den Topteams aufzeigt: "Wir sind 180 Leute, Red Bull 650."