Der neue Technische Direktor des Williams-Teams, Pat Symonds, spricht im Interview über seine Rolle in Grove und erklärt, wie er Williams nach vorn bringen will
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Er kommt, um dem Traditionsteam zu alter Stärke zu verhelfen: Pat Symonds ist der neue Technische Direktor des Williams-Rennstalls aus Grove in Großbritannien. Und damit schließt sich für Symonds in gewisser Weise ein Kreis, wie er im vom Team veröffentlichten Interview erklärt. Darin spricht der Brite auch über seine neue Rolle und wie er sich die weitere Entwicklung des Rennstalls vorstellt. Klar wird auf jeden Fall sofort: Symonds will Williams wieder zu einem Spitzenteam in der Formel 1 machen.
Frage: "Pat, du wurdest vor Kurzem zum Technischen Direktor bei Williams bestellt. Was bedeutet diese neue Herausforderung?"
Pat Symonds: "Zunächst einmal halte ich Williams für ein großartiges Team. Die Anlagen bei ihnen sind spitzenmäßig. Wir haben viele talentierte Leute, auch wenn diese Qualität nicht von den Ergebnissen auf der Strecke reflektiert wird. Daher denke ich: Es ist meine Aufgabe, zu analysieren, warum das so ist. Ich muss die notwendigen Veränderungen vornehmen, um die Leute dazu in die Lage zu versetzen, in die eine Richtung zu arbeiten. Es geht einzig und alleine um Leistung."
Frage: "Was bedeutet es dir persönlich, dem Williams-Team beizutreten?"
Symonds: "Es ist schon witzig: Erst vor ein paar Tagen hat mich ein guter Freund an eine Begebenheit von vor einigen Jahren erinnert. Damals war ich bei Renault und wurde mit den Worten zitiert, dass Williams das einzige andere Formel-1-Team wäre, für das ich arbeiten würde. Es hat eine Weile gedauert, bis ich schließlich hier gelandet bin. Doch jetzt, wo ich hier bin, freue ich mich sehr darüber."
"Ich habe nun schon einige Tage in Grove verbracht. Das Erste, was mir aufgefallen ist, war, welch ein warmes Willkommen mir entboten wurde. Ich muss über 500 Namen lernen und meine neue Umgebung erst noch kennenlernen. Es ist halt ein bisschen wie der erste Schultag. Was ich sehe, beeindruckt mich aber durchaus. Die Anlagen sind fantastisch. Ich weiß: Viele Leute sind richtig gut. Und ich bin zuversichtlich."
Frage: "Wie ist es, an der Seite von Frank Williams zu arbeiten? Er war immerhin einmal einer deiner größten Rivalen..."
Symonds: "Frank ist stets ein harter Kämpfer gewesen. Er ist aber immer mit viel Ehre und Würde angetreten. Manchmal habe ich ihn geschlagen, manchmal habe ich gegen ihn verloren. Ich hatte aber stets allergrößten Respekt vor ihm. Ich bin begeistert, dass wir nun gemeinsam daran arbeiten, unsere Konkurrenten zu besiegen."
Frage: "Du hast in deiner Karriere schon mit vielen herausragenden Fahrern gearbeitet. Welcher von ihnen war dein bisher interessantester Pilot?"
Symonds: "Die interessantesten Fahrer sind nicht immer diejenigen, die am deutlichsten herausragen. Und über die Jahre habe ich viele sehr interessante Piloten getroffen. Ich habe es immer gemocht, mit jedem Fahrer auf unterschiedliche Art und Weise zu arbeiten."
"Ich habe mit vielen Piloten gearbeitet, die herausragend waren. Von Senna und Schumacher bis hin zu Alonso. Wenn ich einen von ihnen herauspicken müsste, würde ich Michael nehmen. Er ist etwas Besonderes für mich. Er hat ganz offensichtlich ein riesiges Talent. Er denkt quasi wie ein Ingenieur und er ist eine tolle Person. Ich habe also definitiv eine gewisse Schwäche für ihn."
Symonds denkt an "Schumi" und Alonso
Frage: "Wie lauten deine bisherigen Eindrücke zum aktuellen Williams-Fahreraufgebot um Pastor Maldonado und Valtteri Bottas?"
Symonds: "Bisher habe ich sie nur von außen kennengelernt. Ich habe an meinem zweiten Tag in Grove mit beiden etwas Zeit verbracht. Und ich kann sehen, dass beide sehr entschlossen sind, das Team voranzubringen. Ich freue mich darauf, mit ihnen zu arbeiten, um größere Erfolge zu erzielen. Sie scheinen intelligente und entschlossene Fahrer zu sein. Es liegt an uns, ihnen das Material zu geben, damit sie ihr Talent aufzeigen können."
Frage: "In deiner 30-jährigen Formel-1-Karriere hast du mit einigen der größten Fahrer und Teams etliche Erfolge eingefahren. Du kommst dabei auf 32 Siege, vier Fahrertitel und drei Konstrukteurstitel. Doch auf welche Errungenschaft bist du eigentlich am meisten stolz?"
Symonds: "Ich sage stets: Mein bestes Rennen ist das nächste Rennen. Ich bin niemand, der gern zurückschaut. Doch wenn ich schon so direkt gefragt werde: zur Mitte der 1990er-Jahre mit Michael und zur Mitte der 2000er-Jahre mit Fernando. Wir holten einige dominante Siege."
"Und natürlich bin ich stolz auf diese Ergebnisse. In anderer Hinsicht bin ich aber ähnlich stolz auf Dinge, die nichts mit dem reinen Rennfahren zu tun haben. Zum Beispiel auf meine Arbeit, die darin bestand, Teams und Personen aufzubauen. Es ist schön zu sehen, dass einige Leute, die als junge Burschen bei mir waren, nun höhere Positionen bei diversen Teams bekleiden. Ich mag es wirklich sehr, sie als Mentor bei ihrer Entwicklung zu unterstützen."
Frage: "Was kannst du Williams bieten? Und wie, glaubst du, wird dein Arbeitsstil dem Team zum Vorteil gereichen?"
Symonds: "Mein Primärziel ist, das Team wieder auf die Erfolgsstraße zu führen. Darauf konzentriere ich mich einzig und allein. Ich will, dass die Leute, die mit mir arbeiten, Spaß am Erfolg haben. Sie sollen einen wesentlichen Teil dazu beitragen, Williams dorthin zurückzubringen, wo das Team meiner Meinung nach hingehört. Es wird aber Zeit brauchen, um zu analysieren, was passiert und wie sich die Dinge verbessern lassen. Es liegt an mir, diesen Prozess zu ermöglichen."
Frage: "Kannst du zu diesem Zeitpunkt des Jahres noch etwas für die laufende Saison bewirken oder konzentrierst du dich einzig und alleine auf die kommende Saison?"
Symonds: "Es gibt Entwicklungen für den restlichen Saisonverlauf. Wir werden bis Südkorea und darüber hinaus neue Teile an den Start bringen. Das sind keine Dinge, auf die ich Einfluss hatte. Ich sehe sie aber im Entwicklungsprogramm. Ich hoffe, wir können uns weiteren Kleinigkeiten aus dem Windkanal widmen, um uns in den kommenden Rennen zu steigern."
"Ich werde mir auch die operationelle Seite anschauen. Grundsätzlich muss der Fokus eher auf 2014 gerichtet sein. Dabei handelt es sich schließlich um ein unheimlich schwieriges Projekt. Es ist das schwierigste, das wir seit langer Zeit angehen mussten. Mein Einfluss erstreckt sich jedoch eher auf die Prozesse und nicht so sehr auf die Details. Ich hoffe, das macht sich bezahlt und führt zu einer Art Struktur, die für das Team zu lange anhaltendem Erfolg führen kann."