Mercedes-Pilot Lewis Hamilton lässt mit der schnellsten Barcelona-Testrunde seit drei Jahren aufhorchen - Lotus-Pilot Kimi Räikkönen bleibt im Hotel
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Für die Formel-1-Teams ist der vorletzte Testtag vor dem Saisonauftakt angebrochen und an diesem präsentierte sich der Circuit de Catalunya nahe Barcelona anders als an den Tagen zuvor von Beginn an mit einer trockenen Streckenoberfläche. Bei Temperaturen im Bereich von 14 Grad Celsius konnte endlich damit begonnen werden, eine Reihe von neuen Teilen zu testen.
Wie gewohnt machte das Weltmeisterteam Red Bull das größte Geheimnis um die Upgrades an seinem Boliden. Um den überarbeiteten RB9 vor allzu neugierigen Blicken zu schützen, hatte Teammanager Jonathan Wheatley extra den Blick aus dem oberhalb der Boxengasse befindlichen Pressezentrum geprüft. Als das Auto in den Händen von Mark Webber dann auf die Strecke ging, wurde deutlich, dass sich vor allem der Frontflügel von der bisherigen Version unterscheidet.
Angesichts der Tatsache, dass Webber beim Hereinfahren in die erste Box noch näher am Boxengebäude blieb als Teamkollege Sebastian Vettel am Freitag praktizierte, kann wohl davon ausgegangen werden, dass der Frontflügel nicht die einzige Neuerung am Auto darstellt. Ferrari-Pilot Felipe Massa rückte genau wie Teamkollege Fernando Alonso am Freitag ebenfalls mit einem neuen Frontflügel aus. Auch am McLaren, der heute von Sergio Perez gesteuert wird, ist ein neuer Frontflügel zu beobachten.
Die meisten neuen Teile präsentierten aber die Teams Mercedes und Williams. Der Silberpfeil vom Typ F1 W04, gefahren von Lewis Hamilton, rennt mit einem neuen Unterboden, neuem Bodywork und ebenfalls einem neuen Frontflügel. Bei Williams teilen sich Pastor Maldonado (Vormittag) und Valtteri Bottas (Nachmittag) das Sammeln von Erkenntnissen in Bezug auf neue Seitenkästen und einen veränderten Auspuff am FW35.
Räikkönen bleibt im Hotel
Einzig bei Lotus stand zunächst nicht das Testen neuer Teile, sondern die Fahrerfrage im Vordergrund. Kimi Räikkönen, der eigentlich für Samstag und Sonntag vorgesehen war, meldete sich am Morgen mit Verdacht auf eine Lebensmittelvergiftung ab und blieb im Hotel. Stattdessen stieg Testfahrer Davide Valsecchi in den E21. Seitens des Lotus-Teams ist via Twitter nur zu erfahren: "Gerüchte, dass Kimi mit Queen Elizabeth gefeiert hat, können wir offiziell dementieren."
Für den Fall, dass Räikkönen länger ausfällt, hat man kurzerhand den am Freitagabend aus Barcelona abgereisten Romain Grosjean zurückgerufen. Der Franzose wird schon am Nachmittag wieder im Auto sitzen. Für das Testen neuer Teile möchte Lotus unbedingt einen Stammfahrer im Cockpit haben.
Fabelzeiten von Hamilton
In puncto Rundenzeiten ist es bisher eindeutig Lewis Hamilton, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Mercedes-Pilot führte das Klassement über weite Strecken des Vormittags an, blieb dabei mehrfach unter der 1:21er-Marke und geht mit einer Bestzeit von 1:20.558 Minuten in die Mittagspause.
Die am Steuer des überarbeiteten Silberpfeils realisierte Zeit ist die schnellste in Barcelona gedrehte Testrunde seit Hamilton im Frühjahr 2010 - damals noch im McLaren - eine 1:20.472 auf die Bahn legte. Im Vergleich zu seiner eigenen, später aberkannten, Pole-Zeit für den Grand Prix von Spanien 2012 (1:21.707) steigerte sich Hamilton heute um mehr als eine Sekunde.
Auf seiner Fabelrunde war Hamilton mit der Soft-Mischung von Pirelli unterwegs. Diese trug allerdings nicht die gewohnte gelbe Markierung, da es sich um einen der Reifensätze aus dem rumänischen Werk handelt. Wie Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery via Twitter bestätigt, unterscheiden sich diese Sätze, die in vierfacher Ausführung (zwei Sätze Soft und zwei Sätze Medium) allen Teams zur Verfügung stehen, nicht vom Standardkontingent aus dem Werk in der Türkei. "Die Reifen sind mit der Auswahl für 2013 identisch, es handelt sich lediglich um die zweite Produktionsstätte", so Hembery.
Zwei Rote Flaggen
Force-India-Rückkehrer Adrian Sutil geht mit einem Rückstand von 1,069 Sekunden auf Hamilton als Zweitschnellster des Vormittags in die Pause. Dahinter folgen Felipe Massa im Ferrari (+1,115 Sekunden; 3.) und Pastor Maldonado im Williams (+1,747; 4.). Sauber-Pilot Esteban Gutierrez hält nach vier Stunden mit einem Rückstand von 1,995 Sekunden Rang fünf. Der Mexikaner hatte bei seinem persönlich schnellsten Umlauf die Supersoft-Mischung von Pirelli auf den Felgen.
Zweimal wurde der Fahrbetrieb mit der Roten Flagge unterbrochen. Kurz vor 11:00 Uhr blieb Caterham-Pilot Giedo van der Garde (+3,962; 11.) in Kurve sechs stehen. Dabei handelte sich nicht um das bei Testfahrten übliche Leerfahren des Tanks, sondern um ein technisches Problem, wie das Team bestätigt. Knapp eine Stunde später rollte der Lotus von David Valsecchi (+2,890; 9.) zwischen den Kurven zwei und drei aus. Anders als van der Garde war der Italiener bereits knapp 30 Minuten später wieder auf der Strecke. Kurz vor der Mittagpause ging auch der Caterham-Pilot noch einmal auf die Strecke.
McLaren-Pilot Sergio Perez (+2,136; 6.), Red-Bull-Fahrer Mark Webber (+2,558; 7.) und Toro-Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne (+2,665; 8.) liegen nach vier Stunden nur im Mittelfeld. Marussia-Neuzugang Jules Bianchi hält nach seinen ersten Runden am Steuer des MR02 mit einem Rückstand von knapp vier Sekunden auf die Bestmarke von Hamilton Rang zehn. Nach der einstündigen Mittagspause wird der Testbetrieb von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr fortgesetzt.