Testabschluss in Barcelona: Venezolaner toppt Vuvuzela

, 14.05.2014

Lotus-Pilot Maldonado fuhr am Mittwoch die Tagesbestzeit, an der Strecke gab es jedoch kein anderes Thema als die "Soundposaune" am Mercedes-Heck

Der zweite und abschließende Formel-1-Testtag in Barcelona am Mittwoch stand ganz im Zeichen des neuen "Megafon"-Auspuffs, mit dem Mercedes der Debatte um den Sound der neuen V6-Turbomotoren ein Ende setzen will. Die überraschend markante Konstruktion, die optisch irgendwo zwischen Trichter, Posaune und Vuvuzela liegt, macht die Silberpfeile kaum lauter, dafür aber offenbar langsamer: Die Tagesbestzeit gebührte nämlich nicht Nico Rosberg, sondern Lotus-Pilot Pastor Maldonado.

Der Venezolaner setzte in 1:24.871 Minuten auf den supersoften Pirelli-Reifen die schnellste Runde des Tages. Damit war er über eine Sekunde zügiger unterwegs als am Vormittag, als Maldonado ebenfalls von der Spitze des Klassements nicht zu verdrängen war. Rosberg (1:25.805 Minuten, +0,934 Sekunden) folgte erst mit großem Abstand auf Rang zwei, allerdings dürften die Testfahrten in Barcelona bei den Silberpfeilen nach diversen Luxusproblemen mit dem Setup sowohl beim Deutschen als auch bei Teamkollege Lewis Hamilton im Zeichen der Abstimmungsarbeit gestanden haben.

Außerdem drehte sich bei Mercedes alles um den neuen Auspuff. Der ist relativ simpel konstruiert - Spötter mögen behaupten, er würde auch genauso aussehen. Schließlich ist das Endrohr einfach breiter geworden und erinnert mit seiner voluminösen an einen Trichter oder ein Blasinstrument. Ob die Sache eine Zukunft im Rennbetrieb hat, sollen spezielle Messungen der Lautstärke zeigen. An der Strecke hielten sich euphorische Reaktionen jedoch in Grenzen.

Wolff und Marussia schlagen Vettel

Lotus hingegen war in Spanien wie schon beim Grand Prix am Wochenende mit einer ganzen Reihe neuer Teile am E22 unterwegs. Die Technik-Kiebitze in Barcelona bekamen einen überarbeiteten Frontflügel zu sehen, an dem Winglets für eine raffiniertere Aerodynamik sorgen. Dazu verfügte der Wagen über Auswuchtungen an den Seitenkästen und einen so genannten "Monkey Seat" über dem Auspuff. So bezeichnen Experten einen kleinen Zusatzflügel. Offenbar haben die Anpassungen ihre Wirkung nicht verfehlt.

Der mit einem neuen Frontflügel ausgestattete Kimi Räikkönen (1:26.480 Minuten, +1,609 Sekunden) beendete den Tag für Ferrari als Dritter vor Sauber-Pilot Esteban Gutierrez (1:26.972 Minuten, +2,101 Sekunden). Überraschend schnell unterwegs war Susie Wolff (1:27.280 Minuten, +2,409 Sekunden) bei ihrem Debüt im aktuellen Williams FW36: Die Schottin schockte die männliche Konkurrenz bei ihrer ersten Ausfahrt mit dem Hybrid-Antriebsstrang der Generation 2014 mit der fünften Zeit des Tages.

Dabei hatte die ehemalige DTM- und jetzige Williams-Entwicklungspilotin noch am Vormittag einen Dreher zu verzeichnen. "Ich habe das Heck beim Hochschalten nach der Haarnadel-Kurve verloren, als ich überrascht vom Drehmoment des Motors war", beschreibt Wolff 'Sky Sports News' den Vorfall. "Daran musste ich mich erst gewöhnen, sonst fühlt sich aber alles im Auto gut an.

Juncadella crasht, Caterham setzt aus

Marussia bestätigte die gute Leistung vom Dienstag, als Max Chilton sogar die schnellste Bestzeit glückte. Teamkollege Jules Bianchi (1:27.718 Minuten, +2,847 Sekunden) schloss den Test als Sechster des Tagesklassements ab, hatte aber wegen eines technischen Problems nicht mehr die Möglichkeit, auf der superweichen Pirelli-Mischung auszurücken, sodass seine beste Runde auf den gelb markierten Pneus zustande kam - umso höher ist die Leistung im Vergleich zur Konkurrenz einzuschätzen.

Schließlich rangierte der Franzose mit diesem Wert sogar vor Weltmeister Sebastian Vettel (1:27.973 Minuten, +3,102 Sekunden), der nach technischen Problemen am Vormittag über Rang sieben nicht hinaus kam. Die Tatsache zeigt aber auch, dass der Wert der Barcelona-Zeiten mit Vorsicht zu genießen ist. Einen heftigen Abflug zu verzeichnen hatte Daniel Juncadella im Force India. Der Spanier setzte den Boliden am Vormittag in der schnellen Kurvenkombination nach der Gegengeraden in den Kies und zerstörte dabei die Frontpartie des Autos.

Der Vorfall zog eine längere Reparaturpause nach sich, knapp 90 Minuten vor dem Testende jedoch konnte Juncadella wieder auf die Strecke gehen - sich aber nicht mehr über Platz acht hinaus verbessern. Bei seinem Testdebüt im McLaren war GP2-Pilot Stoffel Vandoorne auf dem neunten Rang mit 136 abgespulten Runden der fleißigste Pilot. Der seit Jahren in Woking geförderte Belgier spulte damit die für die FIA-Superlizenz nötigen 300 Formel-1-Kilometer ab und erledigte nebenbei Entwicklungsarbeit mit den Reifen. Schlusslicht war der zehntplatzierte Daniil Kwjat im Toro Rosso. Caterham rückte gar nicht mehr aus, nachdem Kamui Kobayashi das Auto am Dienstag zerstört hatte. Ein bitterer Tag für Testpilot Robin Frijns, der das Steuer hätte übernehmen sollen.

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