Tilke dementiert Gerüchte um Probleme in Sotschi

, 02.05.2013

Russische Medienberichte malen schwarz, was das Formel-1-Projekt in Sotschi angeht, aber Architekt Hermann Tilke beruhigt: "Können den Zeitplan einhalten"

Um fast jedes neue Formel-1-Streckenprojekt der vergangenen Jahre rankten sich im Vorfeld Gerüchte um bauliche und finanzielle Schwierigkeiten, man denke nur an Südkorea (Yeongam), Indien (Noida) und die USA (Austin). Nun soll russischen Medienberichten zufolge auch der für 2014 geplante Grand Prix von Russland in Sotschi gefährdet sein.

Die ursprünglich eingesetzte Promoterfirma Formula Sochi wurde im März dieses Jahres liquidiert und stattdessen die von der Regionalregierung Krasnodar geführte Firma Omega als Rechtsnachfolger eingesetzt. Hintergrund sind die immensen Projektkosten, die von den Russen offenbar unterschätzt wurden. Jene gut 160 Millionen Euro, die die russischen Sponsoren Basic Element, Lukoil, MegaFon und Russian Technologies für Investitionen zugesagt haben, reichen bei weitem nicht mehr aus.

Bernie Ecclestone wird sicher alles in seiner Macht stehende unternehmen, um den Grand Prix schon 2014 erstmals abhalten zu können, schließlich ist Sotschi mit einer jährlichen Eventgebühr von kolportierten 60 Millionen US-Dollar (umgerechnet 45,5 Millionen Euro) der derzeit lukrativste Austragungsort für den Formel-1-Zirkus. Insgesamt verdienen die Inhaber der kommerziellen Rechte und die Teams, die sich den Einnahmentopf teilen, mit sechs Jahren Russland-Grand-Prix mehr als 460 Millionen Dollar (350 Millionen Euro).

Olympia erschwert den Bau der Formel-1-Strecke

Doch während die russische Regierung von Präsident Wladimir Putin laut Branchenkennern sicherstellen wird, dass die Finanzierung nicht zum Problem wird, ist angeblich auch der Bau ein zunehmend schwieriges Unterfangen. Denn der Grand Prix soll auf einer semipermanenten Rennstrecke auf dem Gelände der Olympischen Winterspiele 2014 stattfinden. Die Spiele sind für kommenden Februar angesetzt, ziehen sich mitsamt der anschließenden Paralympics aber bis Mitte März hinein, was die Bauarbeiten erschwert.

Fragezeichen sind etwa, ob das Fundament stark genug für die Fliehkräfte ist, die von Formel-1-Autos generiert werden, oder auch ob die Zeit ausreicht, um die Pflastersteine des nicht permanenten Streckenteils rechtzeitig durch ein Formel-1-taugliches Asphaltband zu ersetzen. Diese Maßnahme muss nach den Spielen einmalig durchgeführt werden, denn die Pflastersteine sind nur als optischer Aufputz für Olympia gedacht. Kostenpunkt für den einmaligen Umbau nach Olympia: angeblich umgerechnet 30 Millionen Euro.

Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' hat "Bauherr" Hermann Tilke daher in verschiedenen an die Russen gerichteten E-Mails darauf hingewiesen, dass es eng werden könnte, den geplanten Fertigstellungstermin einzuhalten. Tilke bestreitet dies jedoch auf Anfrage und verweist darauf, dass der Bau in den nächsten Monaten wieder schneller voranschreiten müsste, "weil wir dann den Vorteil haben, dass wir die Einzigen dort sein werden". In den vergangenen Monaten musste man sich das Olympiagelände mit anderen Firmen teilen.

Tilke und Zabara sehen keine Schwierigkeiten

"Die Strecke wird rechtzeitig fertig", beruhigt Tilke gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Dass es bei so einer großen Baustelle mit so vielen Beteiligten Probleme gibt, ist klar und für uns nichts Neues, aber wir können den Zeitplan einhalten." Auch Promoter Oleg Zabara unterstreicht: "Alles verläuft nach Plan. Wir sehen momentan keinen Grund für eine Verschiebung. Unser Plan sieht vor, dass alle Arbeiten im September 2014 abgeschlossen werden." Schon Ende 2011 hatte jedoch ein interner Bericht den November als realistischeren Termin genannt.

Also müssen nun Prioritäten gesetzt werden: "Wir konzentrieren uns zuerst auf die Fahrbahn, dann auf die Gebäude rundherum", verrät Zabara und gibt damit indirekt zu, dass der Zeitplan ziemlich knapp bemessen ist. "Die erste Asphaltschicht über 60 Prozent der 5,8 Kilometer langen Strecke liegt schon. Mehr können wir jetzt wegen der Olympiastadien und der Fußgängerbrücken nicht machen. Dann werden Teamgebäude, Boxengebäude, das Medical-Center und der Race-Control-Tower strukturell fertiggestellt. Und die erste Etage der Haupttribüne steht auch schon."

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