Eine Strafe gegen Kimi Räikkönen besiegelte es zwei Stunden nach Rennende: Die Silberpfeile holen ihre zweite Krone, müssen aber auf eine WM-Party verzichten
© Foto: xpbimages.com
Die FIA hat es mit einer Strafe gegen Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen am Grünen Tisch entschieden: Mercedes hat sich beim Russland-Grand-Prix in Sotschi am Sonntag zum zweiten Mal in Serie die Konstrukteurs-WM gesichert. Mit nun 531 Punkten kann Ferrari mit 359 Zählern die Silberpfeile bei vier noch ausstehenden Saisonrennen nicht mehr einholen. Der Titelgewinn am Schwarzen Meer ist für die Truppe um Sportchef Toto Wolff ein Déjà-vu, schließlich glückte das Kunststück schon 2014.
Entscheidend war, dass Räikkönen nach einer aus Sicht der Sportkommissare selbst verschuldeten Kollision mit Williams-Pilot Valtteri Bottas eine 30-Sekunden-Zeitstrafe aufgebrummt bekam. Der auf Platz fünf ins Ziel gehumpelte Ferrari-Star fiel im korrigierten Sotschi-Ergebnis auf den achten Rang zurück.
Niki Lauda war es nicht genehm, dass der Erfolg nicht unmittelbar nach der Zieldurchfahrt gefeiert werden konnte. "Auf diese Art und Weise zu gewinnen ist nicht mein Ding", sagt der Aufsichtsrats-Vorsitzende des Teams. Schließlich wird in den Abendstunden in Sotschi nicht mehr gefeiert: Die Verantwortlichen haben ihre Koffer gepackt und sind abgereist, die Mechaniker sind mit dem Abbau beschäftigt und müssen auf Party verzichten - vielleicht gibt es immerhin die vorbereiteten Titel-T-Shirts.
Für Mercedes ist es erst der zweite Formel-1-Konstrukteurs-Titel in der Geschichte, nachdem im Vorjahr der Knoten platzte. Die Erfolge auf der Rennstrecke gelten als wichtiger Grund, dass der Daimler-Konzern hinter dem kostspieligen Engagement in der Königsklasse steht. Toto Wolff befürchtet, dass es in den kommenden Jahren für seine Farben noch kniffliger werden könnte, die Spitze zu behaupten: "Ferrari hat früher als vermutet bestätigt, dass sie aufgeholt haben", zieht der Österreicher den Hut vor der Scuderia. "Ich gehe davon aus, dass das nächste Jahr ein Höllenkampf wird."
Aus dem fernen Stuttgart gratuliert Daimler-Chef Dieter Zetsche, der noch vor einem Jahr die Reise nach Sotschi antrat: "Ein fantastischer Moment für Mercedes", jubelt er. "Herzlichen Glückwunsch an unser Team in Brackley und Brixworth. Sie alle haben sehr hart gearbeitet, um diese Leistung zu ermöglichen. Das war auch nötig. Denn auch unsere Gegner steigerten ihre Leistung und bereiteten uns damit einige Kopfschmerzen", so Zetsche weiter.
Für die Garanten des Erfolgs am Volant gibt es viele Schulterklopfer: "Gleichzeitig ist es wichtig, die menschliche Komponente nicht zu vernachlässigen: mit Lewis und Nico (Hamilton und Rosberg; Anm. d. Red.) sitzen zwei herausragende Sportler am Steuer und das Team hinter den Kulissen ist großartig", lobt ein nach eigener Aussage sehr stolzer Zetsche das langjährige Fahrerduo.