Mit Lewis Hamilton ist der Sportchef überglücklich - Er möchte mit Ferrari als Mythosmarke gleichziehen - Kommt nach Valtteri Bottas die "nukleare Variante"?
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Mercedes-Sportchef Toto Wolff legt bei der Auswahl der Piloten seines Formel-1-Teams keinerlei Wert auf deren Nationalität. Wie er im Gespräch mit 'Auto Bild motorsport' sagt, ginge es ihm und dem Daimler-Konzern einzig darum, die fähigsten Athleten in die Cockpits zu bringen: "Wir sind ein globales Unternehmen, deshalb haben wir nicht den Anspruch, dass ein deutscher Fahrer im Auto sitzen muss", meint Wolff und betont stattdessen: "Wir wollen den schnellsten Mann haben."
Wolff ist sich sicher, mit Lewis Hamilton den Ausnahmekönner seiner Zunft gefunden zu haben und sinniert davon, mit dem Briten die Marke als die Institution der Formel 1 zu etablieren: "Mein Traum ist es, dass lange nach uns der Silberpfeil als Erstes genannt wird. So, wie es früher war oder bei Ferrari ist." Er wolle an den Mythos der Scuderia anknüpfen, formuliert Wolff ehrgeizige Ziele.
Ferrari kommt seit geraumer Zeit ohne Italiener am Volant aus (der bis dato letzte war Giancarlo Fisichella im Jahre 2009), was Wolff in seiner Auffassung bestärkt: "Da ist es egal, wer im Auto sitzt." Solange derjenige sein Handwerk versteht. Und das, so meint der Sportchef, würde Hamilton wie kein Zweiter tun. "Er ist sicher einer der besten Fahrer der Geschichte", gerät Wolff ins Schwärmen.
Das gilt auch für Hamiltons Auftritt abseits der Strecke, der zuweilen schräg daherkommt und kontrovers diskutiert wird, wenn er Fotos mit ausgestrecktem Mittelfinger oder ausgebeulter Hose veröffentlicht: "Als Markenbotschafter ist er vor allem authentisch. Er ist ein Freigeist, man kann ihn nicht in einen Goldkäfig sperren", bricht Wolff eine Lanze für das exzentrische Benehmen des Superstars. "Fundamental ist er der Mann, den wir an einem schwierigen Tag im Auto haben wollen."
Doch was ist mit dem Teamkollegen? Klar ist: Für Mercedes-Junior Pascal Wehrlein gibt es bei künftigen Personalentscheidungen keinen Nationalitäts-Bonus, was den Franzosen Esteban Ocon freuen dürfte. Die Möglichkeit, dass Sebastian Vettel eines Tages im Silberpfeil sitzt, macht die Gefahr einer neuen Teamfehde mit Hamilton unwahrscheinlich. Denn Wolff betont: "Wenn sich zwei Piloten verstehen, ist das gut für die Teamdynamik." Und mit Valtteri Bottas offenbar der Fall.
Der Finne, der 2018 bei Mercedes bleibt, hat nach dem Zoff zwischen Hamilton und Nico Rosberg die Gemüter beruhigt: "Man muss sich dann nicht mit irgendwelchen Scharmützeln beschäftigen oder irgendwelche Animositäten ausgleichen, die die Stimmung belasteten", atmet Wolff auf. "Unser Problem früher war, dass immer einer glücklich und einer zu Tode betrübt war. Jetzt haben wir eine neue Dynamik und Zeit für andere Dinge. Die Frage ist, was danach kommt? Wollen wir diese Mischung beibehalten? Oder ist die nukleare Variante besser für uns?"