Toto Wolff setzt in der Saison 2016 auf eine konservative Entwicklung des Mercedes, denn McLaren habe gezeigt, dass ein radikales Konzept ein Fehler sein kann
© Foto: xpbimages.com
Die Formel 1 ist 2016 noch keinen einzigen Meter gefahren, dennoch gilt Mercedes für die anstehende Saison als großer Favorit. In den vergangenen beiden Jahren haben die Silberpfeile beinahe alles abgeräumt, was es zu gewinnen gab, und es spricht wohl nichts dagegen, dass man auch in diesem Jahr wieder mit an der Spitze fahren wird. Mit dem F1 W06 Hybrid besitzt man nämlich ein gutes Fundament, auf das man aufbauen möchte.
Das sei laut Motorsportchef Toto Wolff die richtige Entscheidung, denn eines möchte man bei Mercedes nicht machen: den Fehler von McLaren 2013! Damals entschied sich das Team trotz eines konkurrenzfähigen 2012er-Modells für einen Neuanfang mit einem komplett anderen Auto - obwohl das Reglement im darauffolgenden Jahr ohnehin radikal umgekrempelt werden sollte. Doch der MP4-28 floppte und man fand den Weg an die Spitze bislang nicht zurück.
"Es gab genügend Beispiele in der Vergangenheit, wo Teams bei gleichbleibenden Regeln versucht haben, sich neu zu erfinden statt eine Evolution umsetzen", verweist Wolff auf McLaren. "Oftmals in dem guten Glauben, dass sie am Ende der Entwicklung angelangt waren und dass sie neue Wege bestreiten mussten, um mehr Potenzial aus dem Auto zu extrahieren." Und weil es den Silberpfeilen nicht genauso wie der Konkurrenz ergehen soll, möchte man beim Design für 2016 nicht zu radikal werden.
"Unser Auto ist eine Evolution auf Basis des letztjährigen Modells mit dem einen oder anderen neuen und interessanten Konzept", erklärt der Österreicher gegenüber 'auto motor und sport'. Dabei sei man nicht ganz neue Entwicklungspfade gegangen, all zu konservativ sei man allerdings auch nicht geblieben, meint er weiter. "Wir haben versucht, zwischen Evolution und Revolution abzuwägen."
Doch Wolff ist bewusst, dass 2016 für Mercedes ein schwierigeres Jahr werden könnte. Weil man seine Entwicklungsrichtung weiterverfolgt, flache die Lernkurve ab, wodurch große Sprünge nicht mehr zu erwarten sind. Gleichzeitig geht man davon aus, dass die Konkurrenz über den Winter zulegen kann; speziell Ferrari wird mit dem neuen Motor einiges zugetraut.
Einen ersten Vergleich gibt es bereits in etwas mehr als einer Woche. Am 22. Februar startet die Formel 1 in Barcelona in die erste Testwoche. Laut Wolff werde diese aber erst einmal genutzt, um Daten zu sammeln, Windkanalwerte zu verifizieren und Kilometer auf das Auto zu bekommen, das sich auf den ersten Blick kaum vom Vorgänger unterscheiden soll. Erst ab dem zweiten Test sollen sichtbare Veränderungen kommen. Dann wird man auch auf Rundenzeit gehen und der Formel 1 2016 vielleicht die Richtung vorgeben.