Acht Siege bei zehn Rennen: Trotz starker Halbzeitbilanz schreibt Mercedes-Teamchef Toto Wolff Ferrari nicht ab - Ungarn war das beste Beispiel
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Die Formel 1 startet am kommenden Wochenende mit dem Klassiker in Spa-Francorchamps (Belgien) nach der Sommerpause wieder durch. Vor dem Beginn der zweiten Saisonhälfte stellen sich zwei Fragen: Wie wird sich das neue Startprozedere auswirken und kann Ferrari Mercedes unter Druck setzen? In der Fahrer-Wertung hat der drittplatzierte Sebastian Vettel 42 Punkte Rückstand auf Leader Lewis Hamilton. Auf Nico Rosberg fehlen Vettel nur 21 Zähler. Bei einem ähnlichen Rennen wie in Ungarn könnte Vettel mittendrin im Titelkampf sein.
Auch wenn auf dem Papier Mercedes immer noch das schnellere Auto hat, hat der Rennverlauf auf dem Hungaroring gezeigt, dass es für die Silberpfeile kein einfacher Durchmarsch Richtung WM-Titel sein muss. "Ferrari hat große Fortschritte erzielt. Sie haben zwei Rennen fair gewonnen", wird Mercedes-Teamchef Toto Wolff von 'Autosport' zitiert. "Man muss aber auch sagen, dass das nicht unsere besten Tage waren."
Hätte Hamilton in Ungarn den Start nicht vergeigt, wäre er vermutlich dem sicheren Sieg entgegen gefahren, denn bei freier Fahrt waren seine Rundenzeiten deutlich schneller als jene von Vettel. Hätte, wenn und aber gibt es im Motorsport nicht. So musste Mercedes mit Sorgenfalten die Sommerpause beginnen und an der größten Schwäche arbeiten - den Rennstarts. Von der reinen Performance her gelten die Silberpfeile auch für Spa-Francorchamps als große Favoriten. In Belgien gab es aber schon oft auch durch das Wetter turbulente Rennen.
Kann Ferrari daraus Kapital schlagen oder ein anderes Team wie Williams oder Red Bull eine große Überraschung schaffen? "Wir haben acht von zehn Rennen gewonnen. Wenn man auf die pure Statistik blickt, dann sollten wir in guter Form sein", verweist Wolff auf den WM-Stand. Bei den Konstrukteuren beträgt der Vorsprung auf Ferrari schon 147 Punkte. Dieser Titel sollte auch in diesem Jahr an Mercedes gehen.
"Wir nehmen Ferrari aber sehr ernst. Mit dieser Mentalität starten wir in die zweite Saisonhälfte", hält der Österreicher fest und fügt hinzu: "Es wäre naiv von mir zu erwarten, dass Ferrari nicht konkurrenzfähig sein wird. Wir wollen wieder die Fahrer- und die Konstrukteurs-WM gewinnen. Dazu müssen wir mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben, an unseren Stärken arbeiten und die Schwächen eliminieren."
Zuverlässigkeit ein Trumpf für Mercedes
Aktuell hält Mercedes bei 383 WM-Punkten. Zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr waren es "nur" 366 Zähler. Das zeigt, dass eine Schwäche aus der vergangenen Saison weitestgehend eliminiert wurde, nämlich die Zuverlässigkeit. Hamilton und Rosberg kamen bisher in allen zehn Rennen ins Ziel. Mit Ausnahme von Budapest standen beide auch immer auf dem Podest. Aber auch Vettel beendete bisher alle Rennen. Nur Teamkollege Kimi Räikkönen hatte aus diversen Gründen Schwierigkeiten, weshalb der Ferrari-Rückstand in der Konstrukteurs-WM schon so groß ist.
"Unsere sportliche und mechanische Zuverlässigkeit war in diesem Jahr ermutigend", blickt Wolff auf einer der wichtigen Stärken. "Von 2013 auf 2014 haben wir diesbezüglich einen großen Schritt gemacht. Jetzt ist uns vom Vorjahr ein noch größerer Fortschritt gelungen. Wenn man nach Performance sucht, so wie wir es tun, und trotz der neuen Technologien die Autos zuverlässig sind, dann ist das sehr vielversprechend."
Noch sind aber neun Rennen zu fahren. Darunter fällt die Hochgeschwindigkeitsstrecke in Monza, wo die Antriebstechnik immer auf dem Prüfstand steht. Dazu warten noch einige Überseerennen nach Japan, in die USA, nach Mexiko und Brasilien. Auch die Mechaniker werden im Laufe einer langen Saison müde und Menschen sind nie vor Fehlern gefeit. Deswegen mahnt Wolff: "Wir sind erst bei Saisonhälfte. Man darf die Zuverlässigkeit nicht für garantiert halten. Es ist ein mechanischer Sport und die Dinge können sich schnell ändern. Ungarn war das beste Beispiel dafür."