Toto Wolff stellt klar: "Einkauf eines Topfahrers" nicht das Ziel

, 04.12.2016

Wieso Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff lieber einen Junioren oder einen Nummer-2-Pilot als Rosberg-Ersatz hätte, anstatt Vettel oder Alonso zu engagieren

Angelt sich Mercedes als Ersatz für Nico Rosberg einen Starpiloten? Fernando Alonso träumt seit Jahren davon, in einem Mercedes zu sitzen, und auch Sebastian Vettel hat sich bei Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bereits gemeldet. Doch der Österreicher deutet an, dass das nicht seine bevorzugten Varianten seien.

Derzeit habe man bei Mercedes drei Möglichkeiten, erklärt er gegenüber der 'Gazzetta dello Sport'. "Der erste Weg wäre, auf einen Nummer-1- und einen Nummer-2-Piloten zu setzen, wie das Ferrari früher mit Michael Schumacher und Felipe Massa gemacht hat. Wir könnten also einen Fahrer holen, der uns Punkte in der Konstrukteurs-WM garantiert", sagt Wolff.

Die zweite Denkschule wäre es, "einen der beiden Juniorpiloten Esteban Ocon und Pascal Wehrlein einzusetzen", zumal auch Red Bull mit Max Verstappen und McLaren mit Stoffel Vandoorne auf zwei Youngsters setzen. "Und der dritte Weg wäre, sich auf dem Markt nach einem Topfahrer umzusehen", meint Wolff, ergänzt aber sofort: "Diesen dritten Weg bevorzuge ich am wenigsten."

Wolff: Warum Vettel nicht wirklich ein Thema ist

Angesprochen auf Vettel, der bei Ferrari derzeit eine schwierige Zeit erlebt, gibt sich Wolff vorsichtig: "Ich möchte mich nicht in interne Dinge bei Ferrari einmischen, und ich weiß nicht einmal, ob Sebastian wirklich den Wunsch hat, zu uns zu kommen".

Die Zweifel des Mercedes-Motorsportchefs stimmen mit Bernie Ecclestones Vermutung überein, Vettel wolle sich Lewis Hamilton als Teamkollege nicht antun. Dabei soll er Gerüchten zufolge in seinem Vertrag eine Klausel haben, die ihm einen Teamwechsel erlaubt, sollte die Scuderia nicht unter den Top-3-Teams liegen, was derzeit mit Platz vier der Fall wäre.

Bei Red Bull scheint vertraglich hingegen alles in Stein gemeißelt: Teamchef Christian Horner ging sofort in die Offensive, als er von Rosbergs Rücktritt erfuhr, und kontaktierte Niki Lauda, wie der Österreicher gegenüber 'sky.de' verrät: "Horner hat mir eine SMS geschickt, dass Verstappen und Ricciardo so unter Vertrag sind, dass wir gar nicht darüber nachdenken brauchen."

Will Wolff nicht bei Ferrari, McLaren oder Williams wildern?

Auch bei McLaren wäre es vermutlich schwierig, Alonso aus seinem Vertrag herauszulösen - zudem könnten die Altlasten aus der Spionageaffäre im Jahr 2007, in die auch der Spanier involviert war und die Mercedes einen großen Imageschaden zufügte, nachwirken. Und an Williams-Pilot Valtteri Bottas biss sich dieses Jahr bereits Renault die Zähne aus, schließlich benötigt man den verlässlichen Mann an der Seite des Rohdiamanten Lance Stroll, dessen Vater viel Geld ins Team pumpt und daher auch eine ordentliche Betreuung verlangt.

Bottas wäre für Wolff aber vermutlich leichter zu bekommen als für Renault, da er den Finnen als sein Manager in die Formel 1 brachte. Außerdem ist Williams Motorenkunde bei Mercedes, wodurch Verhandlungspotenzial besteht. Doch Wolff scheint all diese Optionen gar nicht in Betracht zu ziehen: "Was würden Ferrari oder McLaren im Dezember ohne Vettel oder Alonso tun?", denkt er laut. "Oder Williams ohne Bottas?"

Wolffs Telefon auf Hochbetrieb

Wenn Wolff also nicht im fremden Revier wildern will, dann bleiben abgesehen von der eher unrealistischen Option, einen Quereinsteiger wie Jorge Lorenzo an Bord zu holen, zwei Routiniers und die eigenen Nachwuchspiloten übrig. und das obwohl sich laut Wolff abgesehen von Daniil Kwjat und Kimi Räikkönen alle Fahrer gemeldet haben, "auch Pastor Maldonado".

Jenson Button, der für 2017 nur einen Beratervertrag bei McLaren hat, und Felipe Massa haben eigentlich schon klargestellt, 2017 nicht mehr mitzufahren, doch ein Mercedes-Angebot könnte sie vermutlich umstimmen. Beide haben sich in den letzten Saisonrennen 2016 aber nicht gerade in Bestform präsentiert.

Entscheidung bis Ende 2016 geplant

Und dann wären da noch die Junioren Wehrlein und Ocon, denen es an Routine mangelt. Vor allem Wehrlein verfügt aber über wichtige Erfahrungswerte vom Mercedes-Boliden und den neuen, breiteren Pirelli-Reifen, die er mehrmals testete. "Beide Junioren sind abgemessen und 3D-gescannt und passen in das Auto", erklärt Wolff, dass die Basis passen würde. Auch bei den Tests habe sich Wehrlein zuletzt gut geschlagen.

Doch bis wann muss die Entscheidung bei den Silberpfeilen fallen? "Wir benötigen auf jeden Fall bim ersten Test des neuen Autos im Februar einen Fahrer", sagt Lauda gegenüber der 'BBC'. "Ich kann aber versichern, dass es früher passieren wird. Denn wer auch immer es sein wird: Wir müssen ihn im Simulator trainieren und ihn mit dem Team vertraut machen." Sein Ziel: Ende 2016. "Wir werden einem Fahrer also ein unerwartetes Weihnachtsgeschenk machen", schmunzelt er.

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