Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzender Niki Lauda erklärt, warum man zunächst trotz Ferrari keine Antriebs-Updates plant und wieso Sebastian Vettel & Co. so stark sind
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Der Grand Prix von Bahrain gilt als letzter Beweis, dass Ferrari Mercedes auf den Pelz gerückt ist. Kimi Räikkönen hetzte den mit Bremsproblemen kämpfenden Nico Rosberg kurz vor Rennenende in einen Ausrutscher, auch der spätere Sieger Lewis Hamilton, der mit den gleichen Schwierigkeiten kämpfte, wurde in seiner letzten Rennrunde nervös und musste von seinem Renningenieur beruhigt werden.
Ferrari hat in allen Bereichen Fortschritte gemacht. Vor allem die Antriebseinheit ist mit dem Vorjahres-Triebwerk kaum zu vergleichen. Damals standen die Boliden oft quer, als der Fahrer auf das Gaspedal stieg. Die zu unkontrolliert einsetzende Leistung wirkte sich zudem negativ auf den Spritverbrauch aus, der 2014 zu hoch war und die große Schwäche darstellte.
Dieses Jahr stimmen Leistungsentfaltung und Spritverbrauch, auch bei den PS hat Ferrari große Fortschritte gemacht. Noch verwenden die Mercedes-Piloten die erste von vier erlaubten Antriebseinheiten pro Saison - ab der fünften kassiert man eine Strafe. Bei Ferrari hat man bereits einmal gewechselt. Beim Entwicklungspotenzial sieht es wiederum besser für Ferrari aus: Die Scuderia hat 2015 noch zehn von 32 erlaubten Token zur Verfügung, Mercedes nur noch sieben.
Mercedes will Joker aufbewahren
Dafür könnten die Silberpfeile die zweite Antriebseinheit, die eingebaut wird, bereits mit neuen Teilen versehen. Laut Niki Lauda, der beim Mercedes-Team als Aufsichtsratsvorsitzender fungiert, will man davon aber absehen und sich Spielraum für die zweite Saisonhälfte wahren.
"Das war erst das vierte Rennen", sagt er gegenüber der 'Gazzetta dello Sport'. "Was jetzt wie ein Nachteil erscheint, wird ein Vorteil sein, wenn es wirklich zählt - und zwar in der zweiten Saisonhälfte." Er mahnt sein Team zur Ruhe: "Wir sollten jetzt nicht aus einer Laune heraus von unser Arbeitsprogramm abweichen."
Im Vorjahr hatte man noch den Eindruck, dass die Dominanz von Mercedes in den kommenden Jahren anhalten könnte - der Ferrari-Aufschwung hat dies allerdings relativiert. Lauda ortet diesbezüglich allerdings ein Missverständnis: "Das vergangene Jahr war ungewöhnlich, nicht das aktuelle. Ich hatte nie die Illusion, dass wir weiterhin dominieren werden."
Warum Ferrari so stark ist
Obwohl Ferrari im Vorjahr ein Schatten seiner selbst war, führt Lauda die Saison 2014 als Ursache für den Aufschwung des Traditionsteams an. Technikchef James Allison habe "gute Arbeit geleistet, außerdem wurde das Team umstrukturiert".
Dass auch Sebastian Vettel nach seinem enttäuschenden Vorjahr wieder Top-Leistungen bringt, führt der Österreicher auf den Tapetenwechsel zurück: "Das war gut für Vettel, er hat jetzt eine neue Anregung. Ich weiß nicht genau, warum er im Vorjahr so abgebaut hat, vielleicht hat er sich im Auto nicht wohlgefühlt. Fakt ist aber, dass er jetzt von der hervorragenden Arbeit bei Ferrari profitiert."