Trotz Knatsch am Funk: Ferrari-Strategie sichert Vettel-Podium

, 27.11.2016

Sebastian Vettel kam mit einer Offset-Strategie in Abu Dhabi noch bis aufs Podium nach vorn - Warum der Angriff auf den Sieg am Ende doch scheiterte

Für Ferrari gab es am Ende einer schwierigen Formel-1-Saison 2016 doch noch einen versöhnlichen Saisonabschluss: Sebastian Vettel holte Rang drei auf dem Yas Marina Circuit, obwohl es zwischenzeitlich nicht gut ausah. Doch dank einer cleveren Strategie brachte Ferrari den viermaligen Weltmeister noch auf Rang drei nach vorn. "Es ist schön, wir haben es uns nach dieser Saison verdient. Es ist wichtig für uns, nach so einem anstrengenden Jahr den Schwung mitzunehmen", freut er sich.

Dabei kam es wieder einmal am Funk zu einer heftigen Auseinandersetzung: Vettel wollte erst nicht einsehen, eine sogenannte Offset-Strategie zu fahren. Beim Gegenteil des Undercuts, bei dem man auf den langfristigen statt kurzfristigen Vorteil setzt, gab Ferrari Vettel für den letzten Stint Supersoft-Reifen, womit er es fertigbrachte, ein 13-Sekunden-Defizit binnen weniger Runden aufzuholen.

Vettel war darüber über die Strategie überhaupt nicht erfreut. "Toll, jetzt stecken wir im Verkehr für nichts und wieder nichts!", fluchte er über Funk. Doch Ferrari hatte das Hamilton-Spiel an der Spitze bereits durchschaut. Für Vettel war der späte Stopp im Endeffekt die Rettung in einem Rennen, das bis dahin nicht sonderlich gut lief: Im ersten Stint hatte er Mühe, das Tempo von Räikkönen und Ricciardo mitzugehen. Nach dem ersten Stopp kam er wieder heran, als Max Verstappen den gesamten Zug aufhielt.

Spektakuläre Aufholjagd im letzten Stint

Nun zog Ferrari den Joker: Als Verstappen und Ricciardo einen frühen zweiten Stopp einlegten, behielt das Team Vettel noch für zwölf Runden draußen. Auf den alten Reifen kämpfte er sich durch den Verkehr, verlor wertvolle Zeit - sehr zu seinem Unmut. In Runde 37 gab es dann den frischen Satz Supersoft. Räikkönen war kein Gegner für ihn, die 13 Sekunden auf Ricciardo fuhr er binnen neun Runden zu. In Runde 46 ging er am Australier vorbei, nur drei Runden später war auch dessen Teamkollege Max Verstappen fällig.

"Natürlich hat mir der letzte Stint mit den ganzen Überholmanövern viel Spaß bereitet", grinst Vettel, dessen Laune sich Runde für Runde immer weiter besserte. "Ich habe gedacht, dass ich sogar eine Chance auf den Sieg hätte. Meine Gedanken waren: Wenn die beiden da vorne mit sich selbst beschäftigt sind, fahre ich einfach an beiden vorbei." Er fuhr zwischenzeitlich so schnell, dass sogar Toto Wolff der Angstschweiß auf die Stirn getrieben wurde und das Team verzweifelt Hamilton anwies, das Tempo anzuziehen.

Den Bummelzug von Hamilton beschreibt der 29-Jährige humorvoll: "Mercedes baut neben Autos ja auch Omnibusse und die letzten Runden waren eher eine Busfahrt! Für mich war das natürlich interessant, weil ich so die Möglichkeit auf den Sieg hatte. Ich kan ihn verstehen. Aber nett und fair war das nicht." Vettel glaubt, dass Hamilton einen strategischen Fehler begangen hat: "Vielleicht hätte sich Lewis am Ende eher einen Gefallen getan, aufs Gas zu treten. So hatte Nico noch einen Windschatten. Deshalb kam ich nicht vorbei. Ich musste dann auch aufpassen, weil Max ja von hinten wieder näher kam und er dieses Jahr ein bisschen ein Risikofaktor ist."

Dass er in die Mercedes-Phalanx nicht eindringen konnte, habe mitnichten an einem Nichtangriffspakt zwischen den zwei Deutschen gelegen, sondern an der überlegenen Performance der Mercedes auf der Geraden, erteilt Vettel eventuellen Verschwörungstheorien im Vorhinein gleich eine Absage. "Nico hatte stets einen Windschatten und in der letzten Runde dann auch noch DRS durch Lewis. Daher konnte ich keinen Angriff mehr lancieren." Weil Vettel nicht vorbeikam, ging auch Hamiltons Plan nicht auf. Rosberg wurde Weltmeister, Vettel musste sich mit Platz drei begnügen.

Räikkönen von Strategie ausgebremst

Kimi Räikkönen wurde derweil auf Rang sechs wieder einmal Opfer der Ferrari-Strategie: Von Rang drei gestartet, sah er zunächst konkurrenzfähig aus und lag auf Podiumskurs. Doch nach dem ersten Stopp, bei dem er Lewis Hamilton an der Abfahrt hinderte (wie es das Schicksal so wollte, erging es Rosberg eine Runde später mit Vettel genauso), kam Max Verstappen ins Spiel, der noch auf dem ersten Reifensatz draußen war und den Finnen blockierte.

Ferrari verpasste anschließend die Gelegenheit, den Undercut von Ricciardo in Runde 24 abzuwehren - Räikkönen fiel durch seinen Stopp in Umlauf 25 hinter den Red Bull zurück. Zuletzt musste er auch noch Sebastian Vettel den Vortritt lassen, als dieser nach vorn stürmte.

Der 37-Jährige nimmt es wie gewohnt mit finnischer Gelassenheit: "Sicher war seine Strategie die bessere Wahl, aber wir haben versucht, unsere beiden Autos in eine unterschiedliche Position zu bringen." Mit zwei unterschiedlichen Eisen im Feuer hoffte Ferrari, das Red-Bull-Bollwerk zu knacken, was letztlich auch mit Vettel gelang. Räikkönen kann sich mit dem Ergebnis abfinden, schließlich weiß er, dass er sich nichts vorzuwerfen hat. "Es ist immer eine einfachere Position, hinten zu sein und etwas anderes zu machen", fügt er hinzu.

Sein Auto sei in Ordnung gewesen, sagt der Finne. Er moniert allerdings Probleme auf dem zweiten Reifensatz: "Da hatte ich Schwierigkeiten, den rechten Vorderreifen am Leben zu halten. Das war nicht ideal. Der letzte Satz war deutlich besser." So wurde Räikkönen als Sechster Letzter der drei Topfahrzeuge, ohne wirklich etwas falsch gemacht zu haben. Er wird es verkraften können.

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