Die Österreicher konzentrieren sich auf die Entwicklung des Autos, wollen aber in Barcelona Ferrari angreifen - Trotz Werkskonkurrenz Schulterschluss mit Renault
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Die Red-Bull-Mannschaft hat einen Formel-1-WM-Titel 2017 bereits nach dem vierten Saisonrennen abgehakt. Wie Teamchef Christian Horner am Rande des Spanien-Grand-Prix in Barcelona erklärt, ginge es seiner Truppe nicht um eine Krone bei Fahrern oder Konstrukteuren, sondern darum, den schwächelnden RB13 sukzessive weiterzuentwickeln. "Wir haben es nicht auf den Titel abgesehen, sondern darauf, das Auto leistungsmäßig voranzubringen", gibt Horner die Marschroute vor.
Einen Schritt auf diesem Wege bedeutet das jüngste Update, das als Reaktion auf das Verbot der Wunderaufhängungen im Vorfeld der Saison verstanden werden darf. Von einem komplett neuen Auto, von dem einige Medien bereits berichtet hatten, kann aber keine Rede sein. "Es ist eine Weiterentwicklung", bremst Horner und vermutet, dass die Konkurrenz mehr neue Teile an die Boliden geschraubt hätte als Red Bull: "Was Mercedes hat, ist genauso umfangreich, wenn nicht größer."
Die Aerodynamik stand in Milton Keynes im Vordergrund. Kein Wunder, denn das Update stammt aus der Feder des Ex-Chefdesigners und jetzigen Beraters Adrian Neweys, der den Spagat zwischen dem Sportwagenbau bei Aston Martin und der Formel 1 wagte. Vorteil für Red Bull: Daniel Ricciardo und Max Verstappen bevorzugen in der Regel ähnliche Set-ups und beschweren sich über die gleichen Dinge, was es dem Team erleichtert, das Auto konstant in eine Richtung zu entwickeln.
Horner geht ins Detail: "Der mittlere Teil des Autos, wo sich die Bargeboards (seitliche Windabweiser unterhalb des Cockpits; Anm. d. Red.) befinden, sieht ganz anders aus - das wirkt sich auf Unterboden und Seitenkästen aus. Es addiert sich zu einer stattlichen Summe." Ex-Pilot Martin Brundle sieht das anders und spricht von einem "leicht geschmückten Weihnachtsbaum". 'Motorsport-Total.com' erfuhr: Das Update ist nicht komplett. Momentan rennt der RB13 mit der Basisversion der Überarbeitung, weitere Teile folgen. Schon das kleine Paket soll für einen Leistungsschub sorgen.
Ins Visier genommen hat Horner Kontrahenten in Rot: "Wir scheinen näher an Ferrari dran zu sein. Wenn wir das Auto etwas feiner einstellen, können wir Druck auf sie ausüben", schielt er schon in Barcelona auf eine Attacke auf die vier Spitzenautos, um seine Kampfansage zu relativieren: "Wir wissen nicht, was es bringt. Wenn ich an den Abstand in Russland denke, wäre es ein Fortschritt, wenn wir auf eine halbe Sekunde heranrücken könnten." Das wäre noch immer eine halbe Welt.
Auf die Fortschritte bei Antriebszulieferer Renault angesprochen gibt sich Horner handzahm. "Sie tun alles, was in ihrer Macht steht. Mit ihrem Konzept ist die Leistung erkennbar vorhanden, aber sie können sie wegen der Probleme mit der Zuverlässigkeit nicht optimieren", beschreibt er die Zwickmühle, in der die Franzosen stecken. Hilfreich ist es nicht, dass das versprochene Update des V6-Hybriden nicht wie geplant zum Kanada-Grand-Prix, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung steht. Schließlich war ein ähnliches Paket 2016 die Initialzündung für Red Bull.
"Ich habe aber das Gefühl, unsere zweite Saisonhälfte würde deutlich stärker als die erste", liebäugelt Horner mit einer ähnlichen Formkurve und demonstriert - anders als in Jahren zuvor - einen Schulterschluss mit Renault, obwohl der Autobauer auch auf eigene Rechnung in der Formel 1 unterwegs ist. Das hätte das Verhältnis "natürlich verändert", was Horner versteht: "Ihr Hauptaugenmerk liegt auf ihrem eigenen Team. Sie zahlen für die Punkte, die sie mit ihm holen, etwas anderes als für die, die sie mit uns holen." Dennoch hätte er keinen Zweifel daran, identisches Material zu erhalten.