Autoreifen und Haarshampoo zum Trotz: Nicht Dreifach-Weltmeister Sebastian Vettel, sondern Fernando Alonso wird auch 2013 bestverdienender Formel-1-Pilot sein
© Foto: Ferrari
Dreimal hintereinander Weltmeister, aber nicht Topverdiener der Formel 1: Sebastian Vettel soll Medienberichten zufolge zwar eine Gehaltserhöhung erhalten haben und damit in die Verdienstregionen von Superstar Fernando Alonso vorgedrungen sein, doch der Spanier, zuletzt in den Jahren 2005 und 2006 Champion der Königsklasse, kassiert offenbar immer noch eine höhere Gage. Während Red-Bull-Konzernchef Dietrich Mateschitz fundierten Schätzungen zufolge ein Jahresgehalt von 22 Millionen Euro für Vettel abgesegnet haben soll, dürfte Alonso von Ferrari noch einen Tick mehr (23 Millionen Euro) einstreifen.
Aufgrund der strengen Verschwiegenheitsklauseln in allen Fahrerverträgen ist es so gut wie unmöglich, wirklich fundierte und seriöse Gehaltsdaten zu recherchieren. Motorsport-Total.com stellt dennoch eine grobe Schätzung an, basierend auf Aussagen von Insidern, die sich unter dem Grundsatz der Vertraulichkeit auf ein Anschreiben hin geäußert haben, basierend auf Medienberichten, Expertenmeinungen aus dem Fahrerlager und gesundem Menschenverstand. Nicht von uns berücksichtigt werden Einnahmen aus Werbeverträgen, die manche Fahrer parallel zu ihren Engagements bei den Teams abgeschlossen haben.
Sebastian Vettel könnte sich aus diesem lukrativen Topf wahrscheinlich großzügig bedienen, würde er es drauf anlegen, doch abgesehen von einem aktuellen Werbespot für Tirendo und einer früheren Kampagne für Head & Shoulders hält sich der 25-Jährige von den TV-Bildschirmen der deutschen Wohnzimmer weitgehend zurück.
Langsam wandert Vettels Blick Richtung Fahrersitz, die Mundwinkel ziehen sich bereits nach oben. "Hier Vettel, merkste was?" Filmpartner Uke Bosse will was vom Weltmeister: Billige Reifen. "Jetzt kommt's", weiß Vettel und sein "Kumpel" legt los: "Jetzt, wo du Weltmeister bist, du hast ja jetzt die Connections, kannst du mir da nicht irgendwas drehen?" Vettel kann. So launig der neuste Werbesport des Formel-1-Champions auch ist - er ist ein seltenes Ereignis. Vettel verzichtet größtenteils auf große Werbedeals und macht sich rar.
Alonso verdient auch mit Werbung Millionen
Der Heppenheimer muss sich hinter seinem Dauerrivalen Alonso ausnahmsweise mal mit Platz zwei begnügen. Für Alonso muss Ferrari deutlich tiefer in die Tasche greifen als Red Bull für Vettel, zudem ist der Spanier ein gefragter Werbeträger. Während Vettel Schätzungen zufolge rund 22 Millionen Euro pro Jahr einnimmt, spielt Alonso mit insgesamt 33 Millionen (davon 23 von Ferrari) immer noch in einer anderen Liga.
"Geld ist nur Mittel zum Zweck, mehr nicht. Mir ist meine persönliche Freizeit wichtiger und dass ich Zeit habe für die wirklich wichtigen Dinge im Leben", sagte Vettel zuletzt und stellte damit nicht zum ersten Mal klar, warum er auf Werbemillionen verzichtet. Außerdem müsse der Sponsor wie in dem Reifenspot "einfach zu mir passen". So bleibt Vettel für viele potenzielle Partner nur der Traum vom idealen Werbeträger: jung, dynamisch und erfolgreich, spitzbübisch und sympathisch, erfolgsorientiert. Seine knappe Freizeit verbringt der 25-Jährige lieber "beim Sport. Fußball mit meinen Kumpels, Badminton, Radfahren." Außerdem genieße er es, "im eigenen Bett zu schlafen und einmal selbst in der Küche am Herd zu stehen".
Wie Alonso, der als spanischer Sportheld und Gesicht der Scuderia gleich zwei Werbemärkte abschöpft, ist auch Hamilton ein Liebling der Werbeindustrie. Beide füllen sich hier noch einmal kräftig die Taschen. Aber auch Ex-Weltmeister Jenson Button, nach Hamiltons Abgang die Nummer eins bei McLaren, und Hamilton-Kumpel Nico Rosberg sind Stars von TV-Spots.
Webber und Massa auch finanziell im Schatten der Teamkollegen
Zumindest in der vergangenen Saison zählte auch Kimi Räikkönen zu den absoluten Topverdienern der Formel 1. Mit seinem Sieg in Abu Dhabi und insgesamt 207 WM-Punkten kassierte der "Iceman" zuverlässigen Informationen zufolge rund 18 Millionen Euro von Lotus - acht Millionen als Fixum, zehn Millionen in Form von Punkteprämien. Dass die Prämien nicht wie bei anderen Teams üblich ab einem gewissen Punkt gedeckelt sind, ist wohl dem Verhandlungsgeschick seiner Manager Steve und David Robertson zu verdanken.
Mark Webber und Felipe Massa hatten nach sportlich nicht ganz so überzeugenden Performances vermutlich einen schweren Stand dabei, ihr neues Gehalt für den 2013er-Einjahresvertrag auszuhandeln, und werden von verschiedenen Branchenkennern auf fünf bis maximal sieben Millionen Euro eingeschätzt. Unklar ist, wie viel Sergio Perez als Newcomer bei McLaren verdient - und wohl auch abhängig davon, wie viel seine mexikanischen Sponsoren zum Teambudget beitragen.
Etwa ein Drittel aller Fahrer hat sein Formel-1-Cockpit für 2013 vor allem der millionenschweren Mitgift von Sponsoren zu verdanken. Selbst diese Piloten kassieren in der Regel aber ein (verhältnismäßig bescheidenes) Grundgehalt. Zum Beispiel: Bringt Fahrer X ein Sponsorenbudget von fünf Millionen Euro zum Team, kann er mit dem Team aushandeln, dass ihm im Gegenzug ein Gehalt ausbezahlt wird. Dieses liegt in der Regel bei rund zehn Prozent des Sponsorenbetrags.
Geschätzte Fahrergagen 2013*:
01. Fernando Alonso (Ferrari) - 23
02. Sebastian Vettel (Red Bull) - 22
03. Lewis Hamilton (Mercedes) - 20
04. Kimi Räikkönen (Lotus) - 18
05. Jenson Button (McLaren) - 12
05. Nico Rosberg (Mercedes) - 12
07. Mark Webber (Red Bull) - 5
07. Felipe Massa (Ferrari) - 5
09. Sergio Perez (McLaren) - 3
10. Pastor Maldonado (Williams) - 1,5
10. Adrian Sutil (Force India) - 1,5
12. Nico Hülkenberg (Sauber) - 1,0
12. Romain Grosjean (Lotus) - 1,0
14. Paul di Resta (Force India) - 0,8
15. Max Chilton (Marussia) - 0,5
16. Esteban Gutierrez (Sauber) - 0,4
16. Jean-Eric Vergne (Toro Rosso) - 0,4
16. Daniel Ricciardo (Toro Rosso) - 0,4
16. Charles Pic (Caterham) - 0,4
20. Valtteri Bottas (Williams) - 0,3
20. Jules Bianchi (Marussia) - 0,3
20. Giedo van der Garde (Caterham) - 0,3
* in Millionen Euro