Ungewohnte Töne vom Iceman: "Vettel und ich vertrauen uns"

, 25.04.2013

Kimi Räikkönen gilt als schwieriger Charakter, mit Sebastian Vettel versteht er sich trotzdem gut - Finnische Ansichten über Stallorder, Zweikämpfe und Funksprüche

Auf der Rennstrecke gibt es keine Freunde. Dieser allseits bekannte Spruch wird gerne als Floskel bemüht, wenn es um freundschaftliche Beziehungen in der Formel-1-Welt geht. Aber es stimmt: Unter den egoistischen Rennfahrern würde wohl kein Pilot seinen Rivalen freiwillig vorbeiwinken. Doch ist die Zielflagge erst einmal gefallen, sieht die Welt doch ein wenig besser aus. Fernando Alonso und Mark Webber sind ein gutes Beispiel, wie prächtig sich zwei Formel-1-Piloten verstehen können. Und auch Kimi Räikkönen - ja, genau der schweigsame Finne - wird ein gutes freundschaftliches Verhältnis nachgesagt.

Und zwar ausgerechnet mit Sebastian Vettel, dem er gerade versucht, in der Weltmeisterschaft auf den Fersen zu bleiben. Und der sonst so mürrisch scheinende Iceman macht daraus sogar nicht einmal ein Geheimnis: "Es ist grundsätzlich schwierig in der Formel 1, mit jemandem befreundet zu sein. Aber wir beide sind es", bestätigt er gegenüber 'Sport Bild'. "Wir sehen uns zwar nicht mehr ganz so oft, weil er schon vor längerer Zeit etwas weiter weggezogen ist, aber ich würde ihn immer noch als meinen Freund in der Formel 1 bezeichnen. Ihn kenne ich von allen am besten."

Darum kann der Lotus-Pilot auch die Reaktionen des Heppenheimers auf die Stallorder nachvollziehen - nicht nur während, sondern auch nach dem Rennen, als sich der Deutsche abfällig über seinen Teamkollegen Mark Webber geäußert hatte und meinte, er habe den Sieg sowieso nicht verdient. "Sebastian hat eine Meinung, die hat er gesagt. Er ist offen und ehrlich", findet Räikkönen und betont: "Das ist gut so, und das mag ich."

Was der Finne allerdings nicht mag, ist die obligatorische Frage, ob er sich denn genauso wie Sebastian verhalten hätte, und den Teamkollegen einfach überholt hätte: "Ihr Journalisten immer mit euren Hätte-wäre-wenn-Fragen. Teamorder gehört zur Formel 1" so der 33-Jährige. Er hat seine ganz eigenen Ansichten: "Manchmal hört man drauf, manchmal macht es keinen Sinn. Teamorder kann ja auch sein, wenn dein Ingenieur dir sagt, mach dies oder mach das, du hast es aber genau andersherum vor. Dann höre ich nicht auf meinen Ingenieur und mache, was ich will." Klingt nach einer typischen Kimi-Antwort.

Aber bekanntlich weiß der Lotus-Pilot ja was er tut. Auf der Rennstrecke lässt sich dies auch immer wieder an den Ergebnissen ablesen. Der Finne fährt ruhig und besonnen und ist derzeit erster Verfolger von Sebastian Vettel. Seit seinem Comeback ist Räikkönen in 23 Rennen immer ins Ziel gekommen und hat nur eine Runde (die letzte in Brasilien 2012) verpasst. Auf unüberlegte Manöver kann man bei ihm lange warten. Das ist bei Sebastian Vettel in Vergangenheit manchmal anders gewesen, dennoch würde der Iceman ohne Angst in ein Rad-an-Rad-Duell mit dem Deutschen gehen.

"Wir vertrauen einander, dass im Zweikampf keiner irgendwelche Dummheiten macht", sagt Räikkönen. "Wir sind beide offene und ehrliche Typen. Wenn es mal krachen sollte, werden wir uns wahrscheinlich gegenseitig übereinander beschweren. Aber das sollte es auch schon gewesen sein. Jeder streitet doch mal. Das ist normal." Apropos Streit: Die Dispute am Boxenfunk würde der eigensinnige Finne übrigens nicht als Streit bezeichnen. "Sie hören ja auch nur einen kleinen Ausschnitt", verteidigt er sich. "Na klar sind wir manchmal nicht einer Meinung. Dass es sich so anhört, als würde ich ihn anschreien, liegt aber an der Lautstärke. Im Auto ist es höllisch laut." Na gut, dann wäre das auch geklärt...

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