Bei Lotus ist man über die konservative Auswahl der Reifenmischungen für Ungarn alles andere als begeistert - Permane: "Die Reifen sind zu hart für diese Strecke"
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Die neuen Pirelli-Reifen, die ab Silverstone eingeführt werden sollten, kommen vorerst nicht. Für Lotus war diese Ankündigung sicherlich eine gute Neuigkeit, stellte sich doch das Team von Eric Boullier gegen eine Veränderung der Pneus, schließlich kam das Privatteam von Anfang an gut mit den weicheren Reifen zurecht. Nun ärgert man sich aber dennoch über den italienischen Reifenhersteller: und zwar über die Auswahl der Mischungen.
Für die nächsten drei Veranstaltungen inklusive Ungarn haben die Teams nun Planungssicherheit. In Silverstone und Budapest bringt Pirelli dabei jeweils die Mischungen Medium und Hard - also die beiden härtesten - mit an die Rennstrecke, was Lotus gar nicht schmeckt. Denn die härteren Mischungen dürften eher Red Bull oder Mercedes in die Karten spielen als den Reifenschonern von Lotus - ein Zugeständnis von Pirelli für die nicht eingeführten Modifikationen?
Für Lotus-Chefingenieur Alan Permane ist es auf jeden Fall "unüblich, dass man die gleichen Reifen nach Ungarn wie nach Silverstone und Bahrain bringt", wie er gegenüber 'BBC' klarstellt. "Wir hatten diese Reifen im vergangenen Jahr nicht. Wir hatten Medium und Soft, und die Leute haben zwei Stopps gemacht. Also macht es absolut keinen Sinn - sie sind zu hart für diese Strecke", urteilt Permane.
Auch in Silverstone kam im vergangenen Jahr eine weichere Mischung zum Einsatz, doch statt Soft packt Pirelli diesmal Medium neben den harten Pneus in die Trucks. Für Permane ein Unding: "Sie haben weichere Reifen produziert, um mehr Boxenstopps zu ermöglichen. Es gibt keinen Grund, weichere Reifen zu machen, wenn man überall einfach härtere Mischungen mitbringt", poltert der Lotus-Chefingenieur.
Das sei nämlich genau das, was Pirelli zum Ende des vergangenen Jahres gemacht habe: "Sie haben härtere und härtere Reifen gebracht, und wir haben letztendlich einen Stopp gemacht." Damals hatten sich viele Teams noch beschwert, dass die Reifen zu haltbar und vorhersehbar seien. "Und im vergangenen Jahr haben sie gesagt, sie wollen nicht in die Meisterschaft eingreifen, also haben sie konservative Reifen mitgebracht. Aber ich habe nie wirklich verstanden, was das bedeutet", macht Permane gewisse Andeutungen.
Pirellis Motorsportchef Paul Hembery verteidigt derweil die Reifenwahl für die nächsten drei Grands Prix. "Die Reifen sind in diesem Jahr aggressiver. Alle haben die gleichen - da müssen sie durch." Doch das letzte Wort dürfte in diesem Fall nicht gesprochen sein, denn neben Lotus dürfte auch Ferrari und Force India die Reifenwahl nicht sonderlich gefallen.