Neuzugang Valtteri Bottas ist sich sicher, dass er bei seinem Wechsel zu Mercedes kaum etwas zu verlieren hat - Die Vergangenheit lieferte allerdings Gegenbeispiele...
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Die Formel-1-Saison 2017 ist für Valtteri Bottas eine riesige Chance. Nach dem Wechsel zu Mercedes ist der Finne nun erstmals in seiner Karriere Werksfahrer und sollte mit dem neuen W08 aller Voraussicht nach über ein Auto verfügen, mit dem er um Rennsiege mitkämpfen kann. Allerdings lauert neben dieser Chance auch ein großes Risiko. Sollte der Finne die in ihn gesetzten Erwartungen nämlich nicht erfüllen, könnte das in einem - möglicherweise irreparablen - Karriereknick enden.
"Ich weiß, dass ich Glück hatte mit Nicos Rücktritt. Es war immer mein Ziel, eines Tages in einem WM-fähigen Auto zu sitzen", erklärt der Nachfolger von Weltmeister Nico Rosberg gegenüber 'Sport Bild' und ergänzt selbstbewusst: "Ich kann liefern. Ehrlich gesagt spüre ich nicht mehr Druck als früher. Ich habe einfach das Gefühl, dass mir eine besondere Chance gegeben wurde."
"Ich darf das bislang beste Auto der Formel 1 fahren. Ich kann damit viel mehr gewinnen als verlieren", ist sich der Finne sicher. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt allerdings, wie schnell sich ein vermeintlicher Traum in einen Albtraum umkehren kann, denn in der Geschichte der Königsklasse gab es bereits einige Piloten, die sich an einem zu starken Teamkollegen die Finger verbrannt haben.
Falsche Entscheidungen können Karrieren ruinieren
Ein bekanntes Beispiel ist Jos Verstappen, der 1994 bei Benetton gegen Michael Schumacher kein Land sah. Während der Deutsche sich seinen ersten WM-Titel sicherte, kam der Niederländer im Weltmeisterauto nicht über zwei dritte Plätze hinaus. In seiner weiteren Karriere fuhr "Jos the Boss" bis 2003 anschließend nur noch für Hinterbänkler wie Simtek, Arrows oder Minardi.
Auch Lewis Hamilton kennt sich damit aus, einen Teamkollegen abzufertigen: 2008 und 2009 hatte Heikki Kovalainen bei McLaren nicht den Hauch einer Chance. Mit dem Wechsel zu Neueinsteiger Lotus (später Caterham) war seine Formel-1-Karriere ab 2010 zum Scheitern verurteilt. Nelson Piquet jun. verabschiedete sich damals sogar komplett aus der Königsklasse, nachdem Fernando Alonso ihn bei Renault in Grund und Boden gefahren hatte.
Bottas hat zwar immerhin den Vorteil, dass er mit 27-Jahren und vier kompletten Formel-1-Saisons deutlich erfahrener ist als die genannten Piloten in der jeweiligen Situation, ein Restrisiko bleibt aber trotzdem. "Sicher ist, dass ich nicht nachgeben werde", erklärt der Finne im Hinblick auf sein Duell mit Hamilton und versichert: "Ich werde nicht in Panik geraten, wenn Lewis zunächst schneller ist."
Die ersten schreiben Bottas schon ab...
Aktuell glauben ohnehin nur die Wenigsten, dass Bottas Hamilton bei Mercedes wirklich das Wasser reichen kann. Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko erklärte zuletzt gegenüber 'ServusTV': "Es hat sich jetzt in Barcelona schon gezeigt, dass Bottas nicht das Tempo von Hamilton gehen kann." Und selbst Niki Lauda räumte ein, dass der Finne - zumindest aktuell - langsamer als der dreimalige Weltmeister ist.
"Ab dem ersten Rennen muss ich voll da sein. Ich gehe auch davon aus, dass meine Lernkurve steil verläuft", gibt sich der ehemalige Williams-Pilot, für den Hamilton eine "richtige Messlatte" ist, kämpferisch. "Für mich wird es interessant sein zu sehen, wie er das Auto abstimmt, wie sein Fahrstil funktioniert. Ich beobachte einen dreimaligen Weltmeister hautnah bei der Arbeit. Das nicht zu nutzen wäre dumm", so Bottas.
Übrigens könnte dem Finnen auch noch ein anderes Horrorszenario drohen. So könnte er bei Mercedes in die Rolle einer klassischen Nummer zwei rutschen, wie es Mark Webber einst bei Red Bull an der Seite von Sebastian Vettel passierte. In diesem Fall würde er zwar auch in den kommenden Jahren bei einem Topteam fahren, ohne allerdings je um den Titel kämpfen zu können beziehungsweise dürfen. Die Risiken das Wechsels sind also definitiv nicht zu unterschätzen...