Frederic Vasseur erklärt, wie Renault bei Nico Hülkenberg die Initiative ergriff - Warum er erste Wahl war und wie er seiner Karriere auf das nächste Level heben will
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Beharrlichkeit zahlt sich manchmal in der Formel 1 doch aus: Das lang ersehnte Karriere-Upgrade von Nico Hülkenberg materialisiert sich im Alter von 29 Jahren. Nach vielen Jahren in der Mittelklasse der Formel 1 geht es für den GP2-Meister von 2009 und Le-Mans-Sieger von 2015 nun zu einem potenziellen Spitzenteam, das bis zum Ende der Dekade um den WM-Titel fahren will. Teamchef Frederic Vasseur erläutert, wie Renault an den Deutschen herangetreten ist und warum die Wahl genau auf ihn fiel.
"Ich habe über ihn schon während meiner GP2-Zeit nachgedacht", lacht Vasseur im Gespräch mit 'Formula1.com'. Eine logische Antwort angesichts der Tatsache, dass Hülkenberg 2009 jenen Titel in seinem ART-Team geholt hat. Und ernsthaft? "Die Situation war ein bisschen schwierig, weil er bei Force India unter Vertrag stand. Aber für mich stand fest, dass wir ihn unbedingt haben wollten."
Den Anfang habe dann das Monza-Wochenende gemacht, lässt der 48-Jährige durchblicken. "Ich habe mit den Force-India-Leuten an jedem Wochenende gesprochen und als mir klar wurde, dass es eine Gelegenheit gibt, habe ich zugegriffen. Das war am Monza-Wochenende, ab da ist das alles losgegangen. Force India hat sich den Gesprächen gegenüber sehr offen gezeigt und ist sehr fair gewesen." Für das Mallya-Team kommt der Hülkenberg-Wechsel ebenfalls zu einem guten Zeitpunkt, denn nun kann man Pascal Wehrlein einen Platz anbieten und so bei Mercedes den einen oder anderen Motoren-Rabatt rausschlagen.
Zurück zu Hülkenberg: Vasseur hatte einst die Vision, einen jungen Fahrer aufzubauen. Im Zeitalter von 18-Jährigen Debütanten kann Hülkenberg kaum noch in dieses Schema fallen. Oder doch? "Mir geht es nicht ums Alter", kontert er. "Man sollte es so sehen: Es wird auch für ihn ein neues Kapitel. Er hat die GP2-Meisterschaft vier Jahre nach Nico Rosberg gewonnen (der jetzt vor seinem ersten Titel steht; Anm. d. Red.). Ich habe im Prinzip nach jemandem gesucht, der am Beginn seiner neuen Karriere steht."
Und das tut Hülkenberg genau jetzt, wie der Franzose weiter ausführt: "Mit diesem Wechsel zu Renault kann er nun seine eigene Story schreiben. Er hat einen guten Job bei Force India gemacht, aber war vielleicht auch auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Das ist ein mittelfristiges Projekt und womöglich der Start in das nächste Level in Nicos Karriere." Er wollte zwar keinen großen Namen wie Nico Rosberg und Lewis Hamilton, die um die Weltmeisterschaft kämpfen. "Aber versteht mich nicht falsch: Wir wollen in zwei bis drei Jahren in dieser Position sein. Und mit unserer eigenen Entwicklung im Hinterkopf war Nico Hülkenberg die beste Option."
Das zweite Renault-Cockpit ist derweil noch nicht besetzt. Beste Chancen darf sich nach wie vor der bisherige Ersatzfahrer Esteban Ocon ausrechnen, der momentan bei Manor geparkt ist. Auch eine Vertragsverlängerung von Kevin Magnussen wäre möglich, obschon Renault die Frist zu einer Option auf ihn hat verstreichen lassen. Felipe Nasr und Pierre Gasly sind ebenfalls mögliche, aber derzeit weniger wahrscheinliche Optionen.