Vater Bianchi: "Befürchten ständig das Schlimmste"

, 14.10.2014

Philippe Bianchi erklärt, welchen Albtraum seine Familie nach dem Unglück seines Sohnes Jules Bianchi erlebt und wieso die Öffentlichkeit kaum informiert wird

Seit seinem schweren Unfall in Suzuka, als er nach einem Ausrutscher in ein Bergungsfahrzeug krachte, kämpft Jules Bianchi im Krankenhaus von Yokkaichi um sein Leben. Der Marussia-Pilot hat sich beim Anprall schwere Hirnverletzungen zugezogen und musste sofort notoperiert werden. Seitdem gibt es kaum Informationen über seinen Gesundheitszustand, außer dass eine diffuse axonale Verletzung diagnostiziert wurde. Der Zustand sei ernst, aber stabil, heißt es.

Vor allem für die Angehörigen von Bianchi ist die aktuelle Situation eine enorme Belastung. Vater Philippe und Mutter Christine sowie die Geschwister Melanie und Tom Bianchi bangen in Japan um den verunglückten Rennfahrer. "Es ist eine verzweifelte Situation", gibt Philippe Bianchi gegenüber der 'Gazzetta dello Sport' zu. Er rechnet jederzeit mit dem Schlimmsten: "Jedes Mal, wenn das Telefon läutet, wissen wir, dass es das Krankenhaus sein könnte, um uns mitzuteilen, dass Jules tot ist."

Ärzte: Wunder, dass Bianchi lebt

Während viele Formel-1-Fans gerne mehr über den Gesundheitszustand Bianchis wissen würden, ist es auch für die unmittelbaren Angehörigen schwierig, die Situation richtig einzuschätzen. "Zuerst haben sie uns gesagt, dass die ersten 24 Stunden entscheidend sein werden. Dann waren es die ersten 72 Stunden. Und jetzt bangen wir immer noch um Jules, der kämpft."

Die Hoffnung hat Vater Bianchi trotz der ungünstigen Vorzeichen noch nicht aufgegeben: "Seine Ärzte habe uns gesagt, dass es ein Wunder ist, denn niemand hat bislang so einen schweren Unfall überlebt." Die Familie lässt nichts unversucht, um ihren Sohn zu unterstützen. "Ich spreche mit ihm, und ich weiß, dass er mich hören kann", sagt Philippe Bianchi. "Jules wird nicht aufgeben. Sein Trainer Andrea sagt: Wenn es irgendjemanden gibt, der das schaffen kann, dann ist es Jules, denn er hat so einen starken Willen."

Das Schicksal des Formel-1-Piloten hat den Alltag der Familie aus den Fugen gerissen. "Innerhalb von einer Woche wurde das Leben unserer Familie zerstört", sagt Vater Bianchi. Nun sitzt man in der 300.000-Einwohner-Stadt Yokkaichi fest, und sogar die Kommunikation mit der Umgebung ist laut dem Franzosen schwierig: "Wir leben in einem Albtraum - weit von zuhause entfernt. Die Leute hier sind nett, aber keiner spricht Englisch. Wenn es Jules besser geht, dann können wir ihn vielleicht nach Tokio verlegen lassen, dann wird es einfacher. Aber wer weiß, wann das passieren wird. Und ob das passieren wird."

Vater Bianchi wartet selbst auf Antworten der Ärzte

Inzwischen versteht er auch, warum so wenige Details über den Gesundheitszustand von Michael Schumacher, der sich im Winter bei einem schweren Skiunfall ebenfalls schwere Kopfverletzungen zugezogen hatte, kommuniziert wurden. "Alle Fragen mich, wie es Jules geht, aber ich kann nichts darauf antworten, denn es gibt keine Antworten", erklärt er die verzweifelte Lage. "An einem Tag sieht es besser aus, dann wieder ein bisschen schlechter. Und die Ärzte sagen nichts. Die Schäden durch den Unfall sind sehr groß, aber wir wissen nicht, wie es sich entwickeln wird."

FIA-Boss Jean Todt - der Vater von Bianchi-Manager Nicolas Todt - hatte kürzlich gemeint, dass er hoffe, dass Schumacher irgendwann wieder ein normales Leben würde führen können. "Ich hoffe, dass wir eines Tages das Gleiche über Jules sagen können", beschreibt Philippe Bianchi den Ernst der Lage. Mit dem Unfall selbst und den Ursachen dafür will er sich im Moment nicht auseinandersetzen - das ist auch der Grund, warum er sich das Unfallvideo nicht angesehen hat: "Das würde mich verrückt machen. Ich brauche jetzt positive Energie." Die erhält er durch die weltweite Anteilnahme.

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