Der Red-Bull-Star ist Feuer und Flamme für die Eifel-Achterbahn, aber auch für den Grand-Prix-Kurs - Spezial-Helmdesign für den Deutschland-Grand-Prix angedacht
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Sebastian Vettel, dreifacher Formel-1-Weltmeister, hat in den vergangenen Jahren alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Fast alles. Denn eine Trophäe fehlt dem deutschen Champion noch: der Sieg beim Heim-Grand-Prix. Seine nächste Chance hat er am 7. Juli auf dem Nürburgring. Im Interview erklärt der Heppenheimer, warum er es bedauert, dass die Nordschleife für moderne Boliden der Königsklasse nicht geeignet ist und welchen Respekt er vor Husaren der Vergangenheit hat.
Frage: "Sebastian, der Große Preis von Deutschland markiert die Halbzeit der laufenden Formel-1-Saison. Welchen Stellenwert hat das Rennen auf dem Nürburgring?"
Sebastian Vettel: "Die Halbzeit markiert eigentlich eher die Sommerpause, dann setzt man sich hin und zieht Bilanz."
Frage: "Deine persönlichen Bilanz bei Formel-1-Rennen in Deutschland liest sich so: 2009 Zweiter, 2010 Dritter, 2011 Vierter, 2012 Fünfter. Nach dem Gesetz der Serie
müsstest du dieses Jahr Sechster werden - da hast du aber was dagegen, oder?"
Vettel: "Ich gebe nicht so viel auf Serien, Zahlen, Anreihungen oder Statistiken. Es ist vielleicht manchmal schön, sich eine Statistik anzuschauen. Aber eine Statistik beschreibt immer das, was passiert ist und nicht das was passieren wird."
Die üblichen Verdächtigen
Frage: "Aus Rennfahrersicht: Wie würdest du den Nürburgring als Strecke charakterisieren?"
Vettel: "Es geht viel auf und ab, daher muss man sich vielen Herausforderungen stellen, sie ist eine der längeren Strecken. Aber auch eine, die ich sehr gut kenne - besonders von den Nachwuchsserien Formel BMW und Formel 3. Auf der Strecke hat es mir dann auch immer sehr viel Spaß gemacht. 2009 stand ich dort das erste Mal in der Formel 1 auf dem Podium, das ist natürlich fantastisch mit den heimischen Fans."
Frage: "Welchen Abschnitt der Grand-Prix-Strecke magst du am liebsten und warum?" Vettel: "Die beste Passage für mich ist die aus der Mercedes-Arena raus und in die Müllenbach-Schleife hinein. Anschließend geht es dann runter zur Dunlop-Kehre. Man hat mit dem Formel-1-Auto nicht viel Grip, dritter oder vierter Gang und genauso wieder raus. Durch das Schumacher-S hoch in die Warsteiner-Kurve. Dann wieder runter Richtung Advan-Bogen."
Frage: "Wer ist auf dem Nürburgring dein schärfster Konkurrent?"
Vettel: "Die üblichen Verdächtigen: Fernando Alonso, Lewis Hamilton aber auch Kimi Räikkönen und Mark Webber."
Frage: "Dürfen sich die Fans wieder auf ein spezielles Helm-Design freuen?"
Vettel: "Ja, ich denke schon, dass wir uns wieder was Tolles einfallen lassen."
Frage: "Der viel zitierte 'Mythos Nürburgring' - was gehört deiner Meinung nach unbedingt dazu?"
Vettel: "In der Formel 3 sind wir damals oft die Kurzanbindung gefahren, aber jetzt freue ich mich natürlich immer, die Grand-Prix-Strecke zu fahren. Das ist ein Teil der unbedingt dazugehört. Am liebsten würde ich natürlich die Nordschleife fahren, aber das geht leider nicht."
Auch schon falsch gedrückt
Frage: "Bis 1976 drehten die Formel-1-Piloten ihre Runden noch dort. Mal angenommen, du wärst damals Rennfahrer gewesen und die 'Grüne Hölle' stünde an - ein reizvoller Gedanke oder eher ein furchteinflößender?"
Vettel: "Ein sehr reizvoller Gedanke, leider sind unsere Autos dafür nicht gebaut und würden die Anforderungen der Strecke nicht aushalten. Aber es wäre natürlich absolut genial, wenn man heute noch auf der Nordschleife fahren würde."
Frage: "Bedauerst du es, dass es in der heutigen Formel 1 keine Strecken mehr wie die Nordschleife gibt, die komplett andere Anforderungen an Mensch und Material stellen als
alle anderen?"
Vettel: "Unter dem Strich ist die Nordschleife für die Formel 1 einfach zu gefährlich. Nicht wegen der Streckenführung, sondern was das Rundherum angeht. Es wäre auch einfach schade, wenn man die Nordschleife neu aufrollen würde und zum Beispiel Auslaufzonen bauen müsste. Die Strecke ist eben so angelegt. Sie ist so, weil sie schon immer so war - und das macht die Nordschleife auch heute immer noch aus."
Frage: "Das Lenkrad in deinem Dienstwagen RB9 hat gut und gerne 20 Knöpfe. Mal ehrlich: Schon mal den falschen gedrückt?"
Vettel: "Klar hab ich schon mal den falschen gedrückt! Aber ich sag mal so: Von Jahr zu Jahr ändert sich da nicht so viel. Von daher hat man die Funktionen nach einer Weile gut verinnerlicht. In einem Formel-1-Fahrzeug legt man bei rund 300 km/h rund 80 Meter pro Sekunde zurück."
Simulator kann Racing nicht ersetzen
Frage: "Verrate uns das Geheimnis: Wie ist es bei so einem Tempo überhaupt möglich, immer so exakt den richtigen Bremspunkt zu treffen?"
Vettel: (lacht) "Das Geheimnis kann ich jetzt nicht verraten - aber eigentlich gibt es auch keines. Es ist eine Mischung aus Gefühl, basierend auf Erfahrung. Das Auge wird daran gewöhnt und geschult. Natürlich spielen auch Anhaltspunkte an der Rennstrecke eine Rolle, zum Beispiel ein bestimmter Baum oder ein Schild."
Frage: "Du trainierst auch in Formel-1-Simulatoren. Wie nahe kommt der virtuelle Nürburgring dem realen Motorsport auf der Strecke? Wie detailliert spielt sich so eine Simulatorfahrt ab?"
Vettel: "Ich denke, es wird immer besser. Die Realität wird es nie ganz ersetzen können und es ist auch noch weit von ihr entfernt. Aber es hilft uns ein bisschen in den Rhythmus der Strecke zu kommen. Und natürlich zur Vorbereitung auf das Rennwochenende."
Frage: "Noch abschließend ein Tipp für die Zuschauer vor Ort: An welchem Strecken-abschnitt des Nürburgrings würdest du als Fan zuschauen? Wo ist die meiste Action geboten?"
Vettel: "Wenn man auf Action aus ist, sollte man die Überholstellen suchen, sprich an der ersten Kurve. Spannend sind natürlich auch die schnellen Kurven: die Müllenbach-Schleife, das Michael-Schumacher-S und natürlich der Abschnitt nach dem Advan-Bogen, wenn es zur Schikane hoch geht."