Sebastian Vettel konnte heute beim Ferrari-Heimspiel in Monza nichts gegen Mercedes ausrichten und muss sich mit Rang drei zufriedengeben
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Eigentlich war der Große Preis von Italien für Ferrari und Sebastian Vettel eine schmerzhafte Niederlage. Der Deutsche musste ausgerechnet beim Heimspiel in Monza zusehen, wie WM-Rivale Lewis Hamilton souverän zum Sieg fuhr und Ferrari keine Chance ließ. Gleichzeitig verlor Vettel auch die WM-Führung an den Briten. Doch auf dem Podium wurde er trotz des dritten Platzes wie der Sieger gefeiert - vergessen ist der Ärger über die Niederlage.
"Ich weiß, dass ich Dritter geworden bin, aber bei der Auslaufrunde und auf dem Podium fühlt man sich irgendwie als König der Welt", staunt der Ferrari-Pilot nach der Champagnerzeremonie und lobt die Tifosi für ihre Unterstützung. Gerne hätte Vettel "seinen" Fans heute den lang ersehnten Heimerfolg präsentiert, doch gegen die Übermacht von Mercedes war heute kein Kraut gewachsen. Das muss selbst Ferrari-Boss Sergio Marchionne einsehen.
"Wir haben es vermasselt", kommentiert der Italiener die Pleite ohne Umschweife. "Das Set-up war falsch, und wir haben die Strecke unterschätzt. Von Belgien bis hier ist das Auto schlechter geworden", sagt er. Speziell im verregneten Qualifying hatte die Scuderia arge Probleme, sodass man am Start hinter Mittelfeld-Fahrern wie Lance Stroll (Williams) und Esteban Ocon (Force India) steckte. Und die wollten erst einmal überholt werden, während Hamilton an der Spitze einsam davonziehen konnte.
Schnell an Ocon und Stroll vorbei
"Es war kein einfaches Rennen. Mein Start war nicht gut, dann habe ich ein paar Runden gebraucht, um das Auto zu spüren", erzählt Vettel. Er wusste, dass er ziemlich schnell an den Überraschungsfahrern vom Samstag vorbeikommen musste - und das klappte auch relativ gut. "Lance wusste, dass wir eine stärkere Pace hatten. Er war ziemlich fair. Esteban hat etwas mehr versucht, sich zu wehren, aber ich hatte einen guten Run aus der letzten Kurve. Für mich war klar, dass ich vorbeikomme", schildert Vettel.
Angst, dass die beiden Youngster etwas Unüberlegtes tun könnten, hatte er dabei nicht: "Fahrer in der Formel 1 haben eine lange Vorgeschichte und wissen, was sie tun", winkt er ab. Nach einem Fehler ausgangs der zweiten Schikane war auch Teamkollege Kimi Räikkönen kein großes Hindernis, sodass sich Vettel auf die Jagd nach den Silberpfeilen machen konnte. Doch es war zu spät.
"Als wir hinter ihnen waren, lagen wir bereits sechs oder sieben Sekunden zurück. Von da an haben wir Zeit verloren. Wir hatten die Pace nicht", erzählt er weiter. Die Silberpfeile an der Spitze waren heute überhaupt nicht in Reichweite, wie 36 Sekunden Rückstand beweisen. Stattdessen musste sich Vettel in der Schlussphase sogar Daniel Ricciardo (Red Bull) erwehren, der von weit hinten gestartet war, aber immer näherkam.
Ausritt sorgt für Probleme
Nicht geholfen hatte dabei ein Ausritt in Kurve 1 in Runde 40, der in den TV-Bildern nicht zu sehen war. "Es hat einen Knacks gegeben und dann musste ich geradeaus - und dann war mein Auto nicht mehr das Gleiche", sagt er, dass irgendetwas an der Lenkung kaputtgegangen sei. "Deswegen war es sehr schwer, in den letzten Runden die Pace zu gehen, die wir doch hatten. Das Auto hat zu einer Seite gezogen, und ich habe dem Auto beim Bremsen nicht mehr vertraut."
Doch Ende gut, alles gut: Vettel konnte den Abstand zu seinem ehemaligen Teamkollegen gut managen und Rang drei ins Ziel retten. "Es hat gereicht, und das Podium macht das alles wieder gut", lacht der Ferrari-Pilot.
Lewis Hamilton hatte vor dem Wochenende angekündigt, Vettel die gute Laune verderben zu wollen. Mit einem Sieg hat der Mercedes-Pilot zwar alles dafür getan, doch das Lachen hat Vettel trotzdem nicht verloren. Denn er denkt bereits an die Zukunft und ist überzeugt, dass wieder bessere Zeiten kommen werden. "Auch wenn heute der Speed gefehlt hat und wir in der Hinsicht eine auf den Deckel bekommen haben, weiß ich irgendwie, dass wir ein sehr gutes Auto haben. Ich bin voller Hoffnung für die nächsten Rennen", strahlt er.
"Jeder im Team ist gewillt, in die richtige Richtung zu gehen. Alles läuft in die richtige Richtung, auch wenn man es jetzt vielleicht nicht sieht", meint der Deutsche weiter. Er gibt zu, dass Monza vom Ergebnis und der Pace her wie "ein schwarzer Tag" für Ferrari aussehen mag, trotzdem bleibt er positiv gestimmt: "Die Leute hier haben mir so viel Kraft gegeben, dass ich voll überzeugt bin, dass da noch richtig was kommt in den nächsten Rennen", sagt er. "Es wird kein Zuckerschlecken, das ist klar. Aber wir sind auf dem richtigen Weg. Das Ergebnis ist mir in der Hinsicht heute egal."