Vettel: "Das Wo und das Wann sind nicht so wichtig"

, 10.10.2013

Der Weltmeister vor dem erneuten Titelgewinn: Sebastian Vettel erklärt, weshalb er keinen Druck verspürt und warum er noch nicht ans Feiern denkt

Ein viermaliger Formel-1-Weltmeister. Das könnte Sebastian Vettel schon an diesem Wochenende sein. Bei einem Vorsprung von 77 Punkten auf Fernando Alonso liegt es aber nicht alleine in den Händen des deutschen Rennfahrers, ob er schon in Suzuka vorzeitig als neuer Champion feiern darf. Und deshalb zeigt sich Vettel noch betont zurückhaltend, was seine Titelchancen in Japan anbelangt.

Von einem "Matchball" will er gleich zweimal nichts wissen. "Wenn man von einem solchen spricht, dann kommt das aus dem Tennis. Beim Tennis hat man es ja wirklich in der Hand. Bei uns ist es, denke ich, an diesem Wochenende ein bisschen anders", sagt Vettel. Der Grund: Alonso könnte Vettel in die Parade fahren. Bei einem Sieg Vettels müsste der Spanier mindestens Achter werden.

Dessen ist sich auch Vettel bewusst: "Wir versuchen natürlich, das Beste herauszuholen. Doch selbst, wenn uns das gelingt, liegt es nicht komplett an uns. Es kommt ja auch darauf an, wo Fernando ins Ziel fährt." Aus diesem Grund plane er auch nicht schon insgeheim, wo er seine WM-Party ausrichten werde. "So denke ich nicht", meint Vettel. "Das Wann und Wo sind mir selbst nämlich nicht so wichtig."

Ob in Suzuka oder anderswo, Vettel ist's egal

Wirklich von Bedeutung sei nur das "Dass", betont der Red-Bull-Fahrer vor dem Japan-Grand-Prix. "Ich habe fest vor, den Titel zu gewinnen. Unser großes Ziel war zu Saisonbeginn, um den Titel zu fahren. Als sich abgezeichnet hat, dass wir in einer guten Position sind, haben wir das Ziel dahin korrigiert, dass wir die WM auch gewinnen wollen. Ansonsten hat sich daran bisher nichts geändert."

Geändert hat sich aber die Wahrnehmung von außen: Viele Beobachter sprechen davon, dass Vettel "mit Leichtigkeit" zum WM-Titelgewinn fährt, nehmen gar auch das Wort "Dominanz" in den Mund, das Vettel überhaupt nicht schmeckt. "Ich finde es ein bisschen schade, wenn man es so hinstellt", sagt der 26-Jährige und fügt hinzu: "Letztendlich läuft nichts von alleine. Es steckt viel Arbeit dahinter."

"Ich glaube, wir haben bis jetzt sehr konzentriert gearbeitet, sehr gut harmoniert als Team. Bis jetzt hatten wir eine starke Saison. Das versuchen wir weiter aufrechtzuerhalten. Es gibt kein Geheimnis. Wir haben einfach Spaß an der Sache und genießen jeden Moment", meint Vettel. Er wolle auch nur ungern Vergleiche zu den vergangenen Saisons ziehen. "Man schaut ja nach vorn", erklärt er.

Nur keine Ablenkung vom großen Ziel

"Vergangenheit, gerade wenn sie gut gelaufen ist, ist schön. Man schaut aber weiter. Ich befasse mich nicht damit, wie es vor drei Jahren, vor zwei Jahren oder vor einem Jahr war. Ich denke, die Situation in diesem Jahr ist mit Sicherheit anders als im vergangenen Jahr. Das liegt an der Punktesituation. Es ist aber schade, wenn man zu sehr an das große Ganze denkt, weil man dann den einzelnen Moment verpasst."

Und er wolle doch jedes Rennwochenende genießen. "Das ist ja auch etwas Besonderes", sagt Vettel und verweist auf Suzuka: "Gerade hier, angesichts der Unterstützung durch die Fans, die wir am gesamten Wochenende bekommen. Das ist unglaublich. Denkt man dabei zu steif an etwas Anderes, verpasst man das und nimmt es nicht mit." Er werde sich daher weiterhin auf das Hier und Jetzt konzentrieren.

"Die beste Chance hast du eben, wenn du in jedem einzelnen Rennen versuchst, das Beste herauszuquetschen. Ich glaube, genau das tun wir seit Saisonbeginn. Es geht darum, sich darauf zu konzentrieren, was unmittelbar vor dir liegt. Im Moment ist es das erste Freie Training. Gleichermaßen versucht man, die Energie, die man durch die Unterstützung der Fans bekommt, auch mitzunehmen."

"Es wäre schade drum, wenn man das liegenlassen würde", meint Vettel. Und sollte der Fall der Fälle tatsächlich bereits in Suzuka eintreten, Vettel würde die vorzeitige Titelentscheidung begrüßen - wenn auch hinter vorgehaltener Hand. "Ich bin da sehr zurückhaltend", sagt er abschließend. "Ich würde mich aber mehr als zufrieden damit abfinden, wenn wir etwas zu feiern haben. Das ist unser großes Ziel."

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