Vettel: "Ich sehe uns nicht in der Favoritenrolle"

, 02.03.2014

Weltmeister Sebastian Vettel zieht ein bedingt positives Fazit am Ende der Formel-1-Wintertests und spornt sein Team vor Melbourne zum Aufholen an

Immerhin 77 Runden: Weltmeister Sebastian Vettel hat am letzten Testtag vor dem Saisonauftakt der Formel 1 noch einmal über 400 Kilometer zurückgelegt. Ein durchaus versöhnlicher Abschluss der Probefahrten, die gar nicht nach dem Geschmack von Red Bull verlaufen waren. Aus diesem Grund zieht der Deutsche in seiner Medienrunde in Bahrain auch nur ein bedingt positives Fazit. Vettel sieht sich und sein Team nämlich nicht auf Augenhöhe mit den Schnellsten, sondern im Hintertreffen.

Frage: "Sebastian, wie lautet dein Fazit zu den Formel-1-Wintertests 2014?"

Vettel: "Ich sage mal, von unserer Seite recht bescheiden. Wir konnten nicht so viel fahren wie gewünscht und standen doch lange in der Box, mussten am Auto Hand anlegen und reparieren. Daher konnten wir nicht so viel fahren und nicht so viel lernen. Was wir gelernt haben, gilt es nun bis zum Saisonstart in Australien umzusetzen."

Frage: "Was erwartet uns in zwei Wochen in Melbourne? So ein Chaos, wie es vielleicht befürchtet wird?"

Vettel: "Ja, ich denke schon, dass es in gewisser Weise chaotisch wird. Mit Sicherheit anders als die Jahre zuvor. Alle Teams tun sich schwer mit der Zuverlässigkeit. Ich glaube, das hat man gesehen. Und wir sind da vielleicht noch einen Schritt weiter zurück als manch andere."

"Ich denke, das Rennfahren wird ganz anders sein. Ich bin mal gespannt. Man selbst weiß ja nur, was einem selbst erwartet. Wie es den anderen geht, wird sich dann zeigen. Der Zuschauer kann auf jeden Fall gespannt sein. Es wird eine Änderung geben. Ob besser oder schlechter, das wird sich zeigen."

Frage: "Noch einmal zurück zu den Testfahrten: Was ist denn genau an deinem Auto kaputtgegangen, dass du nicht so wie geplant fahren konntest?"

Vettel: "Es sind Kleinigkeiten. Letztendlich willst du auch kein Risiko eingehen. Wenn es irgendwo den Anschein gibt, dass etwas nicht korrekt ist, hält man an, schaut rein. Und das dauert eben ein bisschen länger."

"Heute konnten wir aber ein bisschen mehr fahren und haben viel dazugelernt. Jetzt müssen wir schauen, dass wir die kommenden zwei Wochen gut nutzen. Die Daten, die wir unter anderem heute gesammelt haben, gilt es nun auszuwerten. Damit wir in Australien entsprechend besser aufgestellt sind."

Bremsdefekt sorgt für Schrecksekunde

Frage: "Was war denn zur Mittagszeit los am Sonntag, als du einen Dreher hattest und gerade noch einen Einschlag verhindern konntest?"

Vettel: "Wir hatten ein Problem mit der Bremse. Das hatte nichts mit dem Antriebsstrang zu tun. Es war vielmehr ein ganz klassischer Bremsschaden. Zum Glück wurde das Auto dabei nicht beschädigt. Es musste also nichts repariert werden - bis auf die kaputte Bremse. So etwas kostet aber natürlich immer etwas Zeit."

Frage: "Wie ärgerlich war es denn am Sonntagnachmittag, dass es so viele Unterbrechungen gab? Vor allem, wo du doch endlich mal hättest ausgiebig fahren können..."

Vettel: "Ja, aber das geht doch jedem so. Da kann man nichts machen."

Frage: "Aber die anderen Teams haben die vergangenen Tage besser genutzt..."

Vettel: "Pech gehabt. Wenn die Ampel rot ist, ist die Ampel rot. Auch wenn man gern rausfahren will. Aber was soll man denn machen?"

Frage: "Was ist das Positive, das du von diesem Sonntag mitnimmst?"

Vettel: "Nun, wie gesagt: Wir haben viele Runden zurückgelegt und viele Daten gesammelt. Ich konnte das Auto besser kennenlernen. Es liegt aber noch einiges vor uns."

Frage: "Du hast nun auch eine Renndistanz abgespult. Schafft ihr das auch in einem Stück? Was meinst du?"

Vettel: "Naja. Wir haben es einmal probiert, aber es war nicht von Erfolg gekrönt. Ich denke, in zwei Wochen werden die Dinge schon etwas anders aussehen."

Frage: "Hat sich dein Gefühl seit gestern verändert?"

Vettel: "Wir haben heute mehr Runden geschafft, was gut ist. Am Samstag hatte ich ja nicht sehr viel zu berichten. So gesehen haben wir vieles gelernt, müssen uns nun aber auch noch vieles anschauen."

Frage: "Was hast du aus Fahrersicht gelernt?"

Vettel: "Schwierig. Es gibt in diesem Jahr so viele Optionen beim Fahren. Es geht nicht nur darum, ob du jetzt frische oder gebrauchte Reifen am Auto hast oder ob du mit viel Sprit unterwegs bist oder mit wenig."

"Auch beim Motor gibt es volle Kraft, halbe Kraft, ein bisschen Kraft. Deshalb ist es unmöglich zu sagen, wo wir stehen. Wir haben am Sonntag auf jeden Fall etwas über das Auto gelernt, indem wir mehr Runden zurückgelegt haben. Wir wissen aber, dass wir viel aufholen müssen."

Frage: "Bereiten dir die Rundenzeiten Sorgen? Red Bull ist ziemlich weit weg von der Spitze..."

Vettel: "Ja, so ist das. Das ist ja kein Geheimnis. Wir können sicherlich nicht die Rundenzeiten fahren, die die Spitzenleute hinlegen. Das hat diverse Gründe. Im Augenblick müssen wir uns aber um größere Probleme kümmern als nur um die schiere Geschwindigkeit."

Frage: "Die Wintertests waren eine emotionale Achterbahn-Fahrt für das Team. Kannst du die Stimmung im Team beschreiben?"

Vettel: "Nun, es geht allen gut. Es ist nur einfach eine verdammt schwierige Zeit. Das Auto ist wirklich kompliziert. Das zeigt sich auch bei den anderen Teams. Wenn es ein Problem gibt, dann braucht es sehr viel Zeit, um den Schaden zu beheben."

"Deshalb gab es zum Beispiel am Samstag zwei längere Pausen bei uns. Diese zwei Dinge haben uns im Prinzip den ganzen Tag über vom Fahren abgehalten. Am Sonntag gab es ebenfalls gewisse Schwierigkeiten, doch wir waren über die meiste Zeit auf der Strecke. Das zeigt, wie anders jeder Tag sein kann. Wir bräuchten noch mehr Runden, doch die Tests sind beendet. Wir müssen also in Australien weitere Runden drehen."

Frage: "Was rechnest du dir für Melbourne aus?"

Vettel: "Schwer zu sagen. Ich sehe uns sicher nicht in der Favoritenrolle. Dafür haben wir nicht genug Runden gedreht. Und im Vergleich zu anderen Teams haben wir auch nicht das Tempo. Wir müssen also abwarten und schauen. Bis dahin müssen wir die zwei verbleibenden Wochen nutzen und weitere neue Teile ans Auto schrauben."

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