Sebastian Vettel erklärt, wie er vom Ungemach bezüglich seines Überholmanövers gegen Jean-Eric Vergne erfuhr und versucht, seinen dritten WM-Titel einzuordnen
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Nachdem Weltmeister Sebastian Vettel zu Beginn der Woche gemeinsam mit dem gesamten Red-Bull-Team in der Fabrik im englischen Milton Keynes vorbeischaute, um den neuerlichen Gewinn der Fahrer- und der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft zu feiern, war der Weltmeister am Samstagmittag in Graz zu Gast, wo zunächst eine Pressekonferenz und anschließend ein Showrun in der Innenstadt auf dem Plan standen.
Bevor sich Vettel in seinen Boliden setzte, um die Zuschauer mit "Donuts" zu unterhalten, bezog er Stellung zum Saisonfinale am vergangenen Sonntag in Sao Paulo und da insbesondere zum viel diskutierten Überholmanöver gegen Toro-Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne, das nach Ansicht von Ferrari unter Gelber Flagge stattfand.
"Was soll man dazu sagen? Ich Nachhinein ist es, glaube ich, klar", so Vettel, als er auf die strittige Szene angesprochen wird. Dass Ferrari mit dem Manöver nicht ganz einverstanden war, erfuhr der Red-Bull-Pilot von Teamchef Christian Horner. "Ich habe einen Angriff von Christian bekommen. Er sagte mir, dass Ferrari wohl nicht ganz zufrieden wäre und sie es wohl noch einmal untersuchen lassen wollen, dass ich bei Gelb überholt hätte."
Vettel setzt fort, indem er den weiteren Dialog mit Horner wiedergibt: "Mir ist nichts bekannt. Ich habe gerade bei diesem Rennen extra darauf geschaut. Wir hatten vorher genug Kleinigkeiten, über die man sich hätte aufregen können. Ganz ehrlich: Ich kann mich so nicht mehr daran erinnern." Mit diesen Worten war nach Aussage des Deutschen das Telefongespräch beendet.
Nachdem der Weltmeister eine Nacht darüber geschlafen hatte, rief er Horner eigener Aussage zufolge "sofort am nächsten Morgen an", um diesen zu unterrichten: "Da war links ein Streckenposten, der die Grüne Flagge geschwenkt hat. 100 Prozent. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer." Dass er darauf nicht schon beim ersten Telefonat kam, begründet Vettel wie folgt: "Im ersten Moment wusste ich es nicht mehr, weil doch ziemlich viel passiert ist in dem Rennen. Ich Nachhinein habe ich mich aber daran erinnern können."
Nachdem Ferrari am Freitag die Erklärung des Automobilweltverbands FIA, wonach Vettels Überholmanöver gegen Vergne legal war, zur Kenntnis nahm und von einem nachträglichen Prostest absah, muss sich der Red-Bull-Pilot keine Gedanken mehr über die Vorkommnisse in Runde vier machen. Vielmehr genießt Vettel jetzt den Erfolg, der jüngste Dreifach-Champion der Formel-1-Geschichte zu sein.
"Wir haben ja am Sonntag doch noch ein bisschen gefeiert. Ich glaube, wir hatten auch allen Grund dazu", sagt er. Ganz realisiert ist der Gewinn seines dritten WM-Titels aber noch nicht, wie Vettel gesteht: "Ich glaube, das dauert noch ein bisschen. Es ist aber natürlich schon unglaublich wenn man zurückschaut. Wie schnell das alles ging und wie viel wir in den vergangenen Jahren zusammen erreicht haben."
"Wenn man dann versucht, das Ganze in Relation zu setzen zu dem, was andere erreicht haben, dann ist das schon außergewöhnlich", so der 25-Jährige, der über den Fakt, dass er nach Juan Manuel Fangio und Michael Schumacher erst der dritte Fahrer der Formel-1-Geschichte ist, der drei Titel in Folge gewann, "nicht zu sehr nachdenken" möchte, in diesem Zusammenhang aber gesteht: "Die Tatsache, dass es nur zwei Fahrer vorher geschafft haben, zeigt, wie besonders es ist."
Im Anschluss an die Pressekonferenz in der Aula der Universität trug sich Vettel gemeinsam mit Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko ins Goldene Buch der Stadt Graz ein und machte sich auf den Weg zum Showrun auf einem eigens dafür abgesperrten Stadtkurs.