Vettel kratzt und beißt: WM-Titel bleibt das Ziel

, 05.06.2014

Der Red-Bull-Star glaubt an Fortschritte bei Renault, die Comeback-Qualitäten seines Teams und eine Siegchance in Kanada - Kampfansage für Montreal: "Attacke!"

In Zeiten der Mercedes-Dominanz redet kaum jemand mehr davon, dass die Formel-1-Welt vor wenigen Monaten die des Sebastian Vettel und seiner Red-Bull-Mannschaft war. Der amtierende Weltmeister kennt die Gesetze der Szene und will den scheinbar übermächtigen Silberpfeilen weiter Paroli bieten - bestenfalls schon beim Kanada-Grand-Prix am kommenden Wochenende. Allerdings scheint der Circuit Gilles Villeneuve alles andere als das Territorium des abtriebsstarken RB10 zu sein.

Ihre raffinierte Aerodynamik kann die Adrian-Newey-Konstruktion in Montreal wohl nur in den Kurven ausspielen, während sich auf den langen Geraden der Mercedes mit seiner Power in seinem Element befindet. "Um Zweiter zu werden sind wir nicht hier", erklärt Vettel mit gewohnt breiter Brust und einem Anflug von Trotz in der Stimme. Er glaubt, dass sein Team mit Hochdruck an Verbesserungen arbeitet, ohne dass er die Peitsche schwingen müsste: "Die Motivation ist da. Da muss ich nicht groß auf den Tisch hauen und mich aufspielen."

Etwas verbales Anstacheln ist aber drin: "Attacke, angreifen", gibt der 26-Jährige die Marschroute vor und glaubt nicht, dass nach sechs Grands Prix in der laufenden Saison schon etwas verloren wäre. Der WM-Titel ist und bleibt das erklärte Ziel bei Red Bull: "Wenn man in den vergangenen vier Jahren so gut unterwegs war wie wir, dann ist der Anspruch sehr hoch und da wollen wir hin. Dass die Lücke im Moment groß ist, wissen wir, aber wir sind drauf und dran, sie zu schließen. Die vergangenen zwei Jahre haben uns zusammengeschweißt."

Renault und Red Bull ziehen an einem Strang

Um Mercedes tatsächlich noch ein Schnippchen zu schlagen, ist eine Lösung der andauernden Probleme mit dem Renault-Antriebsstrang nötig. "Es ist nicht so, als hätten sie die ganze Zeit auf der faulen Haut gelegen", stärkt Vettel die viel gescholtenen Franzosen und plädiert dafür, Medienberichte keinen Glauben zu schenken. Er spricht von gemeinsamer Arbeit: "Nicht, wie das vielleicht manchmal dargestellt wird, gegeneinander." Allerdings macht die abgeschlossene Antriebshomologation die Sache nicht einfacher.

Vettel weiß: "Man kann nicht von heute auf morgen einen anderen Motor bauen. Deshalb müssen wir mit dem zurechtkommen, was wir haben." Das wird in Montreal eine echte Herkulesaufgabe, schließlich wird nicht nur das Stuttgarter Werksteam von dem bärenstarken Mercedes-Antrieb profitieren, sondern auch die Kunden Force India, Williams und McLaren. Trotzdem glaubt der Heppenheimer daran, dass Platz eins möglich ist: "Es ist nicht die einfachste Strecke, aber es gibt immer die Chance auf den Sieg."

Surer kritisiert Vettel: "Nicht sehr weltmeisterlich"

Ganz der alte Vettel. Der Weltmeister. Das sportliche Tief berührt den bodenständigen Familienvater höchstens äußerlich, erschüttert ihn aber nicht in seinen Grundfesten. "An meiner Einstellung hat sich gar nichts geändert", unterstreicht er und demonstriert mit einem kleinen Scherz in Richtung der Journalistenschar seinen Kampfgeist: "Wenn ich in den vergangenen Jahren etwas gelernt habe, dann, dass es nicht vorbei ist, ehe es vorbei ist. Sicher seid ihr bald so freundlich und erinnert uns daran, wie gut unsere Chancen sind."

Marc Surer hat sehr wohl einen Wandel bei Vettel beobachtet - und zwar zum Negativen. "Es war nicht sehr weltmeisterlich, wie er sich am Anfang über die neuen Autos und das Reglement geäußert hat. Er muss sich da seiner Verantwortung bewusst sein", kritisiert der 'Sky'-Experte diverse Äußerungen bezüglich der Motorenformel und dem Sound, die hohe Wellen schlugen - auch außerhalb des Fahrerlagers. Surer meint aber auch: "Dass er jetzt frustriert ist, nach allem was ihm passiert ist, kann ihm keiner übel nehmen."

Zu eventueller Enttäuschung beigetragen haben dürften auch die guten Leistungen seines neuen Teamkollegen Daniel Ricciardo. Der junge Australier hatte deutlich weniger technische Pannen zu verzeichnen als sein Stallgefährte. "Für ihn ist es die große Chance und er setzt sie gut um", lobt Surer die Unbekümmertheit des Youngsters und spielt auf Vorgänger Mark Webber an, der auf die Auslaufzone abonniert war: "Man hat das Gefühl, er hat das Vettel-Auto bekommen und Vettel das Webber-Auto." Trotzdem glaubt Surer, dass Vettel mit besserem Material wieder zurück zu alter Stärke findet - vielleicht schon in Montreal.

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